Universität Wien

080102 PS Proseminar 3/4/Fallstudie II/III: Blut- und Augenzeugen. (2010W)

Die Ikonographie des Schreckens in der christlichen Repräsentation des Martyriums (n.K.)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 14.10. 15:30 - 18:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Donnerstag 28.10. 15:30 - 18:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Donnerstag 11.11. 15:30 - 18:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Donnerstag 25.11. 15:30 - 18:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Donnerstag 09.12. 15:30 - 18:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Donnerstag 20.01. 15:30 - 18:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Donnerstag 27.01. 15:30 - 18:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Blut- und Augenzeugen
Die Ikonographie des Schreckens in der christlichen Repräsentation des Martyriums.

Seit den verheerenden Terroranschlägen von 9/11 versetzten sogenannte Märtyrer-Operationen die Welt in Angst und Schrecken, wobei das europäische Nachrichtenpublikum mehrheitlich befremdet auf die Titulierung der Selbstmordattentäter als Märtyrer reagiert, weil sie nicht in das tradierte, von der christlichen Ikonographie geprägte Bild des Märtyrers passt. Obwohl grauenhafte Gewaltdarstellungen Kirchen und Museen füllen, wurde weitgehend vergessen, dass der Typus des kriegerischen Märtyrers auch aus einer christlichen Tradition hervorgegangen ist. Während in der islamische Überlieferung - bis vor kurzem - vor allem männliche Märtyrer dominierten, spielten im Christentum Märtyrerinnen von Anfang an eine bedeutende Rolle. In der Frühen Neuzeit ist Rom, als Speerspitze der ecclesia militans, das Zentrum des Märtyrerkults: Innerhalb von zwanzig Jahren, zwischen 1580 und 1600 entstehen hier insgesamt acht umfangreiche Märtyrerzyklen, die in Folge auch eine enorme druckgraphische Produktion mit sich ziehen. Dabei werden nicht nur "alte", sprich frühchristliche MärtyrerInnen repräsentiert, sondern auch zeitgenössische propagiert, deren Martyrium durch die jesuitische Mission in der Neuen Welt gewissermaßen vorprogrammiert ist.

Um dieses Phänomen besser verstehen zu können, bedarf es einer grundlegenden Auseinandersetzung mit Gewaltdarstellungen und deren Repräsentation im Bild, wobei sich folgende Themenkreise aufdrängen: Gewalt im Bild, Gewalt durch Bilder und die Gewalt der Bilder. In dem spannungsvollen Dreieck zwischen "Bild/Medium/Macht" werden sich auch die Themenbeiträge des Seminars bewegen, welche die unterschiedlichsten Phänomene von Martyriumsdarstellungen beleuchten sollen. Der zentralen Fragestellungen lauten: Wie ist das Massenphänomen "Martyrium" im 16. Jahrhundert zu verstehen? Wodurch zu erklären? Welche machtpolitischen Absichten verfolgen die Auftraggeber? Welche Rolle wird dem Betracher/der Betrachterin zugewiesen - von Blut- und Augenzeugenschaft?

Das Konzept der Zeugenschaft hat in den Debatten um den Status des Bildes in den letzten Jahren Konjunktur erlebt. Ernst Gombrich verweis in seiner Schrift "Auge und Illusion" auf das "Prinzip der Augenzeugenschaft" als künstlerische Strategie, wonach das Geschehen möglichst wahrscheinlich wiedergegeben werden soll, als ob der Betrachter selbst zum Augenzeugen wird. Diese so gedachte Verschränkung von Bild und Betrachter greift auch das Konzept der Augenzeugenschaft von Peter Burke wieder auf, der es zu einem Paradigma des Bildes als historischer Quelle erhob und in den Geschichtswissenschaften breit rezipiert wurde. Bilder und die Betrachter werden hiernach zu Augenzeugen eines Geschehens, das "Sehen mit den eigenen Augen" zu einem Kriterium der Evidenz.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

Peter Burke, Augenzeugenschaft. Bilder als historische Quelle, Berlin 2001
Ernst H. Gombrich, Bild und Auge. Neue Studien zur Psychologie der bildlichen Darstellung, Stuttagart 1984
Elisabeth Oy-Marra, Bildstrategien von Schrecken und Erlösung. Der geschundene Körper christlicher Märtyrer in der Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Martin Zenck/Tim Becker/Raphael Woebes (Hg.), Gewaltdarstellung und Darstellungsgewalt in den Künsten und Medien, Berlin 2007, S.249-274
Martin Seel, Ästhetik des Erscheinens, München, Wien 2000
Sigrid Weigel (Hg.), Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und heiligen Kriegern, München 2007

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

F 120

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31