080102 PS Fallstudie II/III: Die Konstantinopler Apostelkirche in ihrem architekturhist. Kontext (byz.K.) (2020W)

Der Gebäudekomplex der Apostelkirche in Konstantinopel war Zeit seines Bestehens das zweitbedeutendste sakrale Gebäude der Stadt. Seit der Fertigstellung der ersten Struktur, des Mausoleums Kaisers Konstantin I., im Jahre 337 galt die Stätte als Grablege der byzantinischen Kaiser*innen. Auf dem höchsten Hügel der Stadt stehend, lieferte die kreuzförmige Basilika aus der Zeit Kaiser Justinians I. (527-565) mit ihren fünf Kuppeln über jedem Kreuzarm und der Vierung unverkennbare Charakteristika, die weit über das byzantinische Reich hinaus rezipiert und kopiert wurden, allen voran in San Marco in Venedig. Ihr umfassendes Mosaikprogramm wurde in ekphrastischen Werken evoziert und die zentrale Rolle im imperialen Zeremoniell minutiös beschrieben. Die Bedeutung der Stätte wird auch überaus deutlich in der Entscheidung Mehmeds II. die Apostelkirche in den 1460er Jahren abzureißen und an ihrer Stelle seine Fatih (=Eroberer) Moschee zu erbauen. Die Architektur und Ausstattung der Apostelkirche ist somit bis heute verloren und nur über die Umwege der architektonischen Kopien, Darstellungen in Manuskripten oder schriftlichen Zeugnissen greifbar.

In der Lehrveranstaltung werden sich die Teilnehmenden verschiedenen Teilaspekten des verlorenen Monuments und seines unmittelbaren, städtebaulichen Kontexts widmen. Sie werden sich mit der Frage von Referentialität, der Zuverlässigkeit von Texten als Quellen und den (Un)Möglichkeiten von Rekonstruktionen beschäftigen. Nicht zuletzt werden die Teilnehmenden zentrale Werke und Monumente des byzantinischen und westlichen Mittelalters sowie deren Rezeptionsgeschichte kennenlernen.

Ziele:
Das Ziel der Lehrveranstaltung ist es den Teilnehmenden anhand der Fallstudie Apostelkirche zentrale Protagonist*innen, Monumente und Objekte der byzantinischen Geschichte, Kunst und Architektur nahe zu bringen. Dabei sollen die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens, die genaue Betrachtung sowie Analyse von Objekten und Monumenten, die kritische Auseinandersetzung mit der Primär- und Sekundärliteratur und das Verfassen wissenschaftlicher Texte geübt werden.

Methoden:
Formale Beschreibung, Analyse und Interpretation von Monumenten und Objekten, gemeinsame Textlektüre, Referatsbeiträge. Die Teilnehmenden werden auch Kurzaufgaben in Form von Kurzessays vorbereiten, an Gruppendiskussionen teilnehmen und neben dem Referat auch eine schriftliche Arbeit beitragen.