080105 SE Die hochmittelalterliche Skulptur in Österreich und den angrenzenden Kunstlandschaften (2024W)

Etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts haben sich in Österreich großformatige figürliche Skulpturen aus Stein und Holz erhalten. Erstere sind in der Regel in dem tektonischen Gefüge einer Architektur, meist Sakralbauten, eingebunden und finden sich dort sowohl am Außenbau (Portale, Wandgliederungen etc.) als auch im Inneren (Kapitelle, Friese, Schranken, Grabmäler etc.). Zweitere, Holzbildwerke, bilden eine Gruppe von Ausstattungs-Objekten in formal wie inhaltlich oft zentraler Positionierung im Kirchenraum.
In gemeinsamen Diskussionen werden zunächst länder- und epochenübergreifend Gestaltungsprinzipien spätantiker sowie früh- und hochmittelalterlicher Skulptur erarbeitet. An ausgewählten "österreichischen" Bildwerken kommt sodann eine verfeinerte Stilanalyse zur Anwendung, die eine zeitliche Eingrenzung ihrer Entstehung sowie ihrer künstlerischen Herkunft ermöglicht.
Aufgrund ihrer ("unverrückbaren") Positionierung im Mauerwerksverband kommt kunsthistorischen Untersuchungen an Steinskulpturen (bzw. einzelnen Werkstücken) bisweilen eine entscheidende Rolle im Rahmen bauarchäologischer Forschungen zu - namentlich bei Fragen zur Baugeschichte romanischer Architektur sowie zu deren Abläufen und dem Werkstattbetrieb. Exemplarisch soll dies an einem prominenten Bauwerk in Wien (im Rahmen einer Exkursion) illustriert werden.
Berücksichtigung finden schließlich auch technische Aspekte, vor allem aus der Denkmalpflege in der Praxis und naturwissenschaftlichen Untersuchungen gewonnene Erkenntnisse - wie etwa zu Material und Oberflächen (Werkspuren), zu (ehemaligen) polychromen Farbgebung von Bildwerken und deren (modischen) Überfassungen sowie zu natürlichen Verlusten bzw. auch dem jeweiligen Zeitgeschmack geschuldeten bewussten Manipulationen an originaler Substanz.
Ziel der LV ist zunächst eine eigenständige Betrachtung und präzise Beschreibung sowie eine Form- und Strukturanalyse eines skulpturalen Objekts. Die in der einschlägigen Fachliteratur aufgestellten Thesen sollen sodann kritisch hinterfragt und gegebenenfalls verifiziert bzw. falsifiziert werden. Hierbei können auch neue Forschungsfragen gestellt und Hypothesen gebildet werden. Die Ergebnisse Ihrer Beobachtungen und Reflexionen sind in mündlicher und schriftlicher Form darzustellen.