Universität Wien

080110 EX Kunst in Wien (2020S)

Öffentliche Räume / Politische Räume / Erinnerungsräume

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Termine
montags, jeweils 14:00-18:00
27. April
18. Mai
8. Juni
29. Juni
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Die Teilnahme an der ersten Online-Sitzung ist für alle verpflichtend. Hier wird es u. a. möglich sein, Fragen zum genauen Ablauf zu stellen, Unklarheiten zu besprechen, die 'Spiele' zu konkretisieren etc.


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im Zentrum unserer Annäherungsversuche werden Denkmäler/Monumente im konventionellen Sinn, 'Counter-Monuments' (James E. Young), kritische/temporäre/ephemere Interventionen (Performances, public art) aber auch ganze Raumensembles, Plätze und 'Erinnerungsorte' (Pierre Nora) in Wien stehen. Behandelt werden dabei Monumente, die explizit als solche errichtet wurden aber auch Objekte, die erst im Laufe der Zeit den Status eines Monumentes und/oder Erinnerungsortes erlangt haben. Ein besonders wichtiger Aspekt unserer 'Spaziergänge' wird das Beziehungsgeflecht zwischen Denkmal/Zeichen/Spur einerseits und Erinnerung anderseits sein.

Das zentrale Ziel der Exkursion ist, die Studierenden jenseits der formal-motivischen Oberfläche der einzelnen 'Monumente' auf die Aspekte und Horizonte der politischen Tiefendimension, die letztendlich jedem 'Monument' im öffentlichen Raum innewohnt, zu sensibilisieren. Es wird versucht, gemeinsam Antworten auf die Frage zu finden, was alles 'politisch sein' heißen kann (jenseits des vulgären Verständnisses wie Tages- bzw. Parteipolitik oder offenkundige Propaganda). Damit eng verwoben werden wir uns neben dem Bezug (ggf. Nicht-Bezug) der einzelnen Objekte zu einem konkreten Platz/Raum mit den Begriffen von 'Öffentlichkeit/öffentlicher Raum' und '(kollektive) Erinnerung' näher auseinandersetzen. Untersucht werden dabei diverse Spuren/Symptome und Signaturen des Politischen von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart aber auch Formen von kritischer, spielerischer und/oder emanzipatorischer Subversion im öffentlichen Raum. Die Objekte werden auf ihren Geltungsanspruch hin befragt und unter dem Aspekt untersucht, auf welche Weise sie in bestimmte Ideologien eingebunden sind, und wie sie die Öffentlichkeit, zu der sie sprechen, zur Erinnerung 'mahnen'. Ein weiteres wichtiges Ziel der LV ist die Sensibilisierung der Teilnehmer*innen auf verschiedene, oft kaum greifbare Widersprüche und Zusammenspiele, semantische/kontextuelle Verschiebungen (Adaptationen, Vereinnahmungen, Rekontextualisierungen, Ambiguitäten usw.) im öffentlichen Raum.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Unter dem Motto 'Gamification' wird es insgesamt zwei Aufgaben/'Spiele' geben (an die derzeitigen speziellen Bedingungen angepasst).
Die erste Aufgabe wird eine Übung in präziser (phänomenologisch angehauchter) Beschreibung sein mit einem kollektiven 'Ratespiel' verbunden (Output: ein Text in Umfang von max. 4000 Zeichen, Abgabe ca. Mitte Mai).
Bei dem zweiten 'Spiel' werden die Teilnehmer*innen aufgefordert, einen eigenen kleinen Spaziergang in Wien zu konzipieren (3 Monumente/Plätze/Orte im Stadtraum; Output: eine PDF-Datei, drei kurze Texte zu den ausgewählten Orten/Monumenten insgesamt ca. 5.000 Zeichen sowie ein eigens gestaltetes Deckblatt, Abgabe: Mitte/Ende Juni).
Nähere Informationen werden spätestens nach den Osterferien via Moodle bekanntgegeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Durchführung beider Spiele, Abgabe beider Texte/PDF-Präsentationen. Aktive Teilnahme an mindestens 3 Online-Besprechungen. Kenntnis der wichtigsten Leitlektüren, Bereitschaft zur Diskussion im Rahmen der Online-Treffen.

Prüfungsstoff

Maßgeblich bei der Bewertung wird die Qualität der beiden Texte sein: v. a. der Grad der Kohärenz, der sprachliche Duktus, die Fähigkeit der differenzierten Analyse und präziser Beschreibung, die Versprachlichung (und das Aufeinanderbeziehen) von Beobachtungen, die kreative und reflektierte Einbringung der behandelten Konzepte und Horizonte in die knappen Textproben. Es wird ebenso darauf geachtet, ob/inwiefern die drei ausgewählten Standorte/Monumente miteinander (sinnvoll) verbunden sind und ob/inwiefern es den Studierenden gelungen ist, verschiedene Modi und Sprachen der Beschreibung/Analyse/Problematisierung (gemäß den näheren Empfehlungen und 'Spielregeln') umzusetzen.

Literatur

Empfehlungen für das erste 'Spiel':

Italo Calvino: Versuch, eine Welle zu lesen; Blick über die Dächer der Stadt, in: Ders: Herr Palomar, München-Wien 1985, S. S. 7-13 und S. 63-68.

Vilém Flusser; Schach, in: Ders.: Dinge und Undinge. Phänomenologische Skizzen, München-Wien 1993, S. 53-63.

Erste Literaturhinweise allgemein (weitere/nähere Literatur wird über Moodle bekanntgegeben):

Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur (Erstausgabe: Wien 1930 ), Teil I

Berthold Unfried: Gedächtnis und Geschichte. Pierre Nora und die lieux de mémoire (mit einem Gespräch mit Pierre Nora), in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2. Jg., Heft 4, 1991, S. 79-98.

James E. Young: Memory/Monument, in: Critical Terms for Art History, hg. von Robert S. Nelson, Chicago (u. a.) 2003 (1996), S. 234-248.

James E. Young: Memory, Countermemory, and the End of the Monument, in: Ders.: At Memory´s Edge. After-Images of the Holocaust in Contemporary Art and Architecture, New Haven London 2000, S. 90-119.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 02.04.2020 15:47