090010 VU Alte Geschichte und Altertumskunde: Monarchie, Oligarchie, Demokratie (2024S)

Inhalt und Fragestellung: In der griechisch-römischen Antike wurde eine intensive Debatte um die Bewertung der verschiedenen Formen politischer Organisation geführt. Die Vorzüge und Nachteile der einzelnen Staatsformen wurde gegeneinander abgewogen, und die Frage, welche von ihnen die beste sei, kontrovers beurteilt. Im Zentrum dieser Debatte standen drei Grundtypen politischer Organisation: Einzelherrschaft (Monarchie), Elitenherrschaft (Oligarchie) und Volksherrschaft (Demokratie). Die LV verfolgt das Ziel, in gemeinsamer Lektüre ausgewählter Textzeugnisse den Verlauf der antiken Debatte durch die Jahrhunderte nachzuzeichnen, von der griechischen Frühzeit bis in die Spätantike. Dabei wird es nicht nur darum gehen, die jeweiligen Argumente für und wider die jeweils gemutmaßte Über- oder Unterlegenheit der einzelnen politischen Systeme herauszuarbeiten, sondern auch übergreifende Diskurse und Narrative zu erkennen und die Texte in ihren jeweiligen historischen Kontext zu stellen. Zugleich hat das Thema der LV starke Bezüge zu aktuellen politischen Entwicklungen, da es die Gelegenheit bietet, angesichts der aktuell weltweit spürbaren Delegitimierung von Demokratie und der sich verstärkenden Tendenzen für eine Bevorzugung von Modellen, die dem Muster der Oligarchie oder Monarchie entsprechen, durch Vergegenwärtigung der antiken Tiefendimension der Thematik wichtige Orientierungspunkte zurückzugewinnen.

Zu den Autoren, die behandelt werden sollen, zählen unter anderem Homer, Herodot, Xenophon, Plato, Aristoteles, Isokrates, Cicero, Dio Chrysostomus, Seneca, Plinius d. J., Tacitus, Cassius Dio, Herodian, die spätantike Panegyrik und spätantike Kirchenschriftsteller.

Bei allen in der LV behandelten antiken Texten werden wir uns auf eine deutsche oder englische Übersetzung stützen; parallel hierzu wird gelegentlich auch der Originaltext in die Analyse einbezogen. Kenntnisse von Latein oder Altgriechisch sind zwar von Vorteil, bilden aber keine Voraussetzung für einen erfolgreichen Besuch der LV.

Ziele (allgemein): Vermittlung von Grundkenntnissen zu den theoretischen und methodischen Grundlagen und zur Arbeitsweise moderner Geschichtswissenschaften; Analyse von antiken Text- und Bildquellen (Überlieferung, Urheber, Inhalt, Intention, Tendenz, Narrativ und Diskurse etc.); Reflektion über Quellenwert und vergleichende Quellenbetrachtung; Synthese und Wiedergabe von moderner Fachliteratur und Forschungsdebatten; Reflektion über die Bedeutung von Forschungsgeschichte; wissenschaftliche Bedeutung des Vergleichs von Kulturen und Epochen; Vorbereiten einer Präsentation und Abhalten eines Referats; wissenschaftliche Diskussion.

Methode: Die LV verbindet das Format der Vorlesung und der Übung. Im ersten Teil des Semesters (März-April) wird der LV-Leiter die Grundlagen der Thematik im Vorlesungsmodus präsentieren (Frontalvortrag + Diskussion). Im zweiten Teil des Semesters (Mai-Juni) sollen die Teilnehmer*innen (eventuell in kleinen Gruppen) einzelne für die Thematik bedeutsame Quellen analysieren und die Ergebnisse ihrer Analyse präsentieren und zur Diskussion stellen. Sie werden dabei vom LV-Leiter in zusätzlichen Individual- oder Gruppentreffen unabhängig von den LV Einheiten angeleitet und unterstützt.

Genauere Angaben zum Aufbau der LV und zum Semesterprogramm sind über Moodle abrufbar.