090011 VO Vorlesung aus Römischer Geschichte: Die für die Menschheit glücklichste Epoche der Geschichte? (2017S)

"If a man were called to fix the period in the history of the world during which the condition of the human race was most happy and prosperous, he would, without hesitation, name that which elapsed from the death of Domitian to the accession of Commodus": Mit diesem Satz hat Edward Gibbon, ein Zeitgenosse der Aufklärung, in seiner berühmten Geschichte vom Fall und Untergang des Römischen Reiches ("The History of the Decline and Fall of the Roman Empire") das sogenannte Zeitalter der Antoninen charakterisiert. Diese Einschätzung, die partiell auf antike Quellen zurückgeht, und die mit ihr verbundene Idee von einer in späteren Zeitaltern niemals mehr erreichten Blüte und dem hieran anschließenden Beginn einer langen Phase der Dekadenz, die letztlich bis zum endgültigen Untergang Ostroms im Jahre 1453 gereicht haben soll, hat sich als überaus wirkmächtiger Diskurs im Geschichtsdenken der folgenden Jahrhunderte etabliert und prägt dieses bis auf den heutigen Tag.

In der VO soll untersucht werden, inwiefern diese Vorstellung sich aus Sicht der modernen Forschung aufrechthalten läßt. Hierzu werden in jeder Einheit herausragende Texte oder einzelne thematische Aspekte der Epoche des langen 2. Jh. n. Chr., von Domitian bis Caracalla, analysiert. Dabei wird es nicht so sehr um die Ereignisgeschichte gehen, sondern um politische Ideologie und sozio-ökonomische Strukturen, aber auch um Fragen der Mentalität, Religiösität und kulturell bedingter Verhaltens- und Deutungsmuster.

Die VO kontextualisiert und vertieft in gewisser Weise den Stoff des parallelen SE zu Apuleius Metamorphosen. Sie kann aber auch unabhängig von diesem SE besucht werden.