090043 VU Lateinische Epigraphik: Wege des Aufstiegs, Wege zur Macht (2025S)

Inhalte: Die römische Gesellschaft ist einerseits von einer statischen hierarchischen Ordnung und zugehörigem Statusdenken geprägt, zeigt andererseits aber auch erhebliche Möglichkeiten der sozialen Mobilität und Durchlässigkeit. Das Phänomen des gesellschaftlichen Aufstiegs lässt sich besonders gut anhand der lateinischen Inschriften beobachten, die vielfach erfolgreiche Karrierewege und vor allem auch feste Karrieremuster dokumentieren (v.a. in Ehren- und Grabinschriften). Besonders interessant sind dabei die Karriereverläufe der Mitglieder der drei oberen Segmente der Reichselite (Senatoren-, Ritter- und Dekurionenstand), aber auch von Militärangehörigen, Angehörigen der kaiserlichen Dienerschaft und Frauen. Diese Texte zeigen die Möglichkeiten und Mechanismen des individuellem Aufstiegs und persönlichen Prestigegewinns, der in der römischen Welt möglich war, also des Erklimmens von "Dignitäts-Stufen" (gradus dignitatis). Zugleich zeugen diese Inschriften von stereotypen Diskursen über politische und sittliche Idealvorstellungen sowie die Geschlechterrollen in der römischen Gesellschaft.

Um die Thematik zu erschließen, soll eine Auswahl von epigraphischen Zeugnissen aus der Republik, Kaiserzeit und Spätantike gemeinsam analysiert werden, sowohl als Text- wie auch als Bild- bzw. materielle Monumente, nach Möglichkeit im archäologischen Kontext (sofern bekannt). Daneben sollen zur weiteren Vertiefung und Kontextualisierung neben den Inschriften auch literarische Zeugnisse einbezogen werden, die uns über Prestige- und Karrieredenken sowie Formen der Karriereförderung in der römischen Welt informieren (z.B. Briefe Plinius' des Jüngeren). Der LV-Leiter wird Text- und Bildmaterial in Präsentationen vorbereiten. Die Teilnehmer*innen sollen einzelne Zeugnisse in Kurzreferaten vorstellen.

Ziele (allgemein): Analyse von Textquellen und archäologischen Monumenten (Überlieferung, Urheber, Inhalt, Intention, Tendenz, Narrativ und Diskurse etc.); Reflektion über Quellenwert und vergleichende Quellenbetrachtung; Erfassen und Wiedergabe von moderner Fachliteratur und Forschungsdebatten; Vorbereiten einer Präsentation und Abhalten eines Referats; wissenschaftliche Diskussion.

Methode: Die LV verbindet das Format der Vorlesung und der Übung. Im ersten Teil des Semesters (März-April) wird der LV-Leiter die Grundlagen der Thematik im Vorlesungsmodus präsentieren (Frontalvortrag + Diskussion). Im zweiten Teil des Semesters (Mai-Juni) sollen die Teilnehmer*innen einzelne für die Thematik bedeutsame Monumente oder Monumentgruppen analysieren und die Ergebnisse ihrer Analyse präsentieren und zur Diskussion stellen. Sie werden dabei vom LV-Leiter in zusätzlichen Individual- oder Gruppentreffen unabhängig von den LV Einheiten angeleitet und unterstützt.

Im Fokus stehen Inschriften und andere Textquellen in lateinischer Sprache. Die Inschriften werden im lateinischen Originalwortlaut behandelt, unter Hinzuziehung von deutschen oder englischen Übersetzungen. Basiskenntnisse in Latein sind völlig ausreichend. Die meisten Inschriften sind sprachlich vergleichsweise schlicht gestaltet und folgen überdies feststehenden Formularen. Griechische Zeugnisse werden allenfalls begleitend (und in Übersetzung) herangezogen, um das besondere Profil der lateinischen eigraphischen Kultur noch deutlicher erkennbar zu machen.

Genauere Angaben zum Aufbau der LV und zum Semesterprogramm sind ab 1. März auf Moodle abrufbar.