Universität Wien

090049 SE Lateinisches Seminar: Materielle Poetik (2024W)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 9 - Altertumswissenschaften
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 15 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Achtung: Unsere erste Sitzung findet am 8.10. statt.

  • Dienstag 08.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 15.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 29.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 05.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 12.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 19.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 26.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 03.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 10.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 17.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 07.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 14.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 21.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3
  • Dienstag 28.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Wenn wir manchen Handschriften Glauben schenken, so wurde das Nachtigall-Gedicht „Sum noctis socia“ von dem antiken Autor Ovid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) verfasst, andere suggerieren Eugenius von Toledo (gest. 657). Dort, wo das Gedicht als Teil von lyrischen Florilegien oder verstreut in Sammelhandschriften überliefert ist, trägt es meistens überhaupt keine Autorschaftszuschreibungen, geschweige denn einen einheitlichen Titel. Sein Text variiert, das Layout der 28 Hexameter weist mal Strophen, mal Versdisposition auf, einer der ältesten Handschriftenzeugen unterteilt die Hexameter gar in vier separate Gedichte.
Mittellateinische Lyrik weist in ihren Handschriftenzeugen eine Überlieferungs- und Textvarianz auf, die weit komplexer ist als manch kritische Textedition abbilden könnte: Gedichte tragen musikalische Notation, werden exzerpiert, in Prosa eingebettet oder mit volkssprachlicher Dichtung rekombiniert; Strophen treten hinzu, werden rearrangiert, Verse werden gestrichen, dazu gedichtet; Gedichte sind streuüberliefert, Teil von Autorencorpora oder Liederbüchern. Der mittellateinischen Philologie bietet sich so in den Handschriften ein Schlüsselloch in die historische Textpraxis. Die Gedichte entfalten hier eine spezifische Dynamik, die wir dank der immer neuen Handschriftendigitalisate problemlos einsehen und untersuchen können.
Ziel des Seminars ist es in diesem Sinne, Gedichte des lateinischen (Hoch-)Mittelalters aus verschiedenen Themenbereichen und Gattungen in ihren varianten Überlieferungszeugen zu lesen und in deren ‚materieller Poetik‘ neu zu erschließen. Was sagt uns die Varianz der Zeugen über ihre historische Rezeption? Was sagt uns die Sammlung oder Sammelhandschrift, in der wir sie finden, über das Bedeutungsspektrum der Gedichte? In welchem Kontext wurden sie geschrieben und gelesen?

Zum Ende des Seminars werden Sie so
- die Überlieferungsdynamiken der mittellateinischen Lyrik identifizieren und beschreiben können,
- die theoretischen Paradigmen von Varianz, Kompilation, Kotextualität und Pseudepigraphie kennen, reflektieren und bei Ihrer eigenen Analyse anwenden können,
- etwaige Scheu vor der Arbeit mit Handschriften verloren haben, und ganz im Gegenteil:
- Kodikologie und Paläographie in ihrem Potential für die literaturwissenschaftliche Arbeit erkannt haben.

Die Texte, die wir dabei gemeinsam lesen und diskutieren werden, sind thematisch so breit aufgestellt, dass für jede*n von Ihnen etwas dabei sein wird. Bei spezifischen Wünschen melden Sie sich bitte vor Seminarbeginn per Mail.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die endgültige Leistungskontrolle erfolgt über eine schriftliche Seminararbeit. Informationen zu Ihrer Länge, Deadline und Bewertungsgrundlage werden rechtzeitig auf Moodle bekannt gegeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

1. Regelmäßige aktive Teilnahme:
Die regelmäßige aktive Teilnahme bedeutet neben der Vor- und Nachbereitung der wöchentlichen Gedichtlektüre auch die Bereitschaft, zu jeder Lektüre einen schriftlichen Impuls (eine Idee, eine Frage, eine Anmerkung) auf Moodle zur Diskussion zu stellen und sich mit den Impulsen Ihrer Kolleg*innen auseinandergesetzt zu haben.
2. Referat:
Zu Beginn des Kurses wird Ihnen unter Berücksichtigung Ihrer Forschungsinteressen ein Gedicht zugeteilt. Ihre Aufgabe ist es, Ihr Gedicht nach einem Leitfaden vorzubereiten und in der textnahen Diskussion mit Ihren Kolleg*innen gemeinsam zu diskutieren. Die Hinweise, Fragen und Impulse Ihrer Kolleg*innen auf Moodle werden Ihnen dabei helfen und sollten nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Die Form Ihres Beitrags steht Ihnen frei.
Sowohl regelmäßige aktive Teilnahme als auch Referat sind notwendig, um das Seminar positiv zu absolvieren. Die Teilnahme inklusive schriftlicher Impulse entspricht 30% der Note, das Referat 20%, die Seminararbeit 50%.

Prüfungsstoff

Die Prüfung erfolgt über die abschließende Seminararbeit. Für diese Seminararbeit bietet es sich an, das Gedicht, das Sie Ihren Kolleg*innen bei Ihrem Referat zur Diskussion gestellt haben, mit einer eigenständigen These schriftlich auszuarbeiten. Meine Sprechstunde (für Details s. Moodle) steht Ihnen bei Fragen und Schwierigkeiten selbstverständlich offen.

Literatur

Die Schließung der Hauptbibliothek während des kommenden Semesters wird uns vor einige Herausforderungen stellen, aber daran wird es nicht scheitern: Ich werde Ihnen sowohl einen Semesterapparat als auch alle relevanten Lektüren als Scan in unserem Moodle-Kurs zur Verfügung stellen. Für Ihre Seminar- und Bachelorarbeiten werden wir einen Abgabetermin verabreden, zu dem Sie wieder Zugriff auf alle Bücher haben werden. Ich plane außerdem mit einer (natürlich optionalen) Seminarsitzung im März, bei der wir etwaige Fragen, die sich erst bei der Literaturrecherche ergeben werden, gemeinsam in der Runde besprechen können.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Di 01.10.2024 11:46