090061 UE Transformationen der Aeneis: Vergilrezeption vom 15. bis ins 20. Jh. (2009S)

Einleitend sollen die Faktoren, die die frühneuzeitliche Rezeption der Aeneis lenkten, bewusst gemacht werden: Bestimmend war die antike Rezeption, die sich abgesehen von Philologie (Macrobius, Servius) und Allegorese (Fulgentius) nicht zuletzt in der künstlerischen Auseinandersetzung späterer Epiker mit Vergil manifestiert. Frühmoderne Drucke schaffen durch Werkauswahl (Einbeziehung von carmina Priapea), Paratexte (Vita des Donatus auctus, argumenta, Kommentare), Ergänzung durch das Supplement des Maffeo Vegio ein Bild des Dichters, das von dem der modernen klassischen Philologie wesentlich differiert; auch Illustrationen implizieren Deutungen und Aktualisierungen. Aus der Dichtung des 15. bis 19. Jh. werden Textbeispiele für Neugestaltungen des Aeneisstoffes (Dramatisierung, Travestie) sowie für die Rezeption von Vergils spezifischer Darstellungstechnik (¿mythistorische Synthese¿, ¿perspektivisches Erzählen¿) in politischer und religionspolitischer Instrumentalisierung (Habsburger-Panegyrik, jesuitische Missionsepik) geboten.