090107 PS Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten (2014S)

[...] apud Herodotum patrem historiae [...] sunt innumerabiles fabulae. [Cic. Leg. I 5]
Das zitierte Dictum Ciceros nimmt die Ambivalenz in der Beurteilung Herodots in der neueren Forschung vorweg. Einerseits gilt er als Vater der Geschichtsschreibung, andererseits wird ihm, gemessen am Methodenarsenal der neuzeitlichen Geschichtswissenschaft, die Fähigkeit, historisch zu denken, abgesprochen. Dieses Urteil wird zudem dadurch gestützt, daß Herodot das historische Geschehen 'immer noch' aus dem Zusammenspiel von göttlicher Einflußnahme und menschlichem Handeln erklärt.
Wir wollen in Auseinandersetzung mit neueren Forschungspositionen und ihren oftmals aus dem Historismus sich herleitenden Prämissen die spezifische historiographische Konzeption Herodots herausarbeiten und sie in den antiken Diskurs um die Frage, was Geschichtsschreibung eigentlich leisten soll, einordnen.
Das Proseminar dient zudem auch in allgemeinerer Hinsicht der Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Je nach Kenntnisstand der Teilnehmer sind mögliche Themen etwa: 'Methoden und Arbeitsinstrumente der Gräzistik', 'Geschichte der Philologie', 'Überlieferungsgeschichte', 'Textkritik und Editionstechnik' u.a.
Alle, die sich für Herodot und die antike Geschichtsschreibung interessieren, sind herzlich willkommen!
Text: Herodoti Historiae rec. Carolus Hude, Oxford 1908 u.ö. (2 Bd.). Herodoti Historiae ed. Haiim B. Rosén, Leipzig 1987 (2 Bd.).
Kommentare: W.W. How and J. Wells, A commentary on Herodotus, Oxford 1912 u.ö. (2 Bd.). H. Stein, Herodotos, Berlin 2. Auflage 1864 u.ö. (mehrere Bände).
Literatur: Eine schöne Einführung in das Werk Herodots bieten R. Bichler, R. Rollinger: Herodot, Hildesheim, Zürich, New York 2001. Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung vorgestellt.