Universität Wien

100113 MA Neuere deutsche Literatur: Kriminalliteratur (2012S)

8.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Dienstag 06.03. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 13.03. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 20.03. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 27.03. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 17.04. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 24.04. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 08.05. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 15.05. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 22.05. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 05.06. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 12.06. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 19.06. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9
  • Dienstag 26.06. 13:45 - 15:15 Seminarraum I Germanistik Hauptgebäude, 1.Zwischengeschoß, Stiege 7a über Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Schwerpunkt des Seminars liegt auf Kriminalerzählungen des 19. Jahrhunderts. Untersucht wird die Herausbildung diskursiver Schemata und Erzählmuster der Kriminalliteratur und ihre Beziehung zu dokumentarischen Prozessberichten. Im Vordergrund steht dabei die poetologische und epistemologische Funktion des Verbrechens: Zu fragen ist, wie sich das Wissen vom Verbrechen konstituiert, wie die (Re-)Konstruktion der kriminellen Handlung, die Modelle des Spurenverwischens und -lesens, des Geheimnisses und seiner Aufklärung die Erzählstruktur des Genres prägen. Die Figuren des Opfers und des Verbrechers, die soziale und psychologische Motivierung des Verbrechens und dessen moralische Beurteilung sind in ihrer narrativen Einbettung und im sozialhistorischen Zusammenhang, insbesondere in ihrem Verhältnis zum bürgerlichen Rechtssystem zu betrachten.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Teilnahme an den Diskussionen und an einer ExpertInnnengruppe, Erstellung eines Thesenpapiers, Verfassen einer Seminararbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anhand ausgewählter Texte von Schiller, Kleist, E. T. A. Hoffmann, A. von Droste-Hülshoff, C. F. Meyer und Fontane sollen folgende Fragen diskutiert werden:
1. Wie verhalten sich authentische Dokumente, Prozessakten, Fallgeschichten zur literarischen Fiktion?
2. Welche Funktion haben der historische Hintergrund, die Topographie der Schauplätze, die atmosphärische Staffage (Wetter, Jahreszeit) des Verbrechens in den Texten?
3. Welche Erzählformen, -perspektiven, -strategien werden verwendet? Wie verhalten sich Narration und argumentierend-kommentierende Rede zueinander?
4. Welche strukturellen Besonderheiten kennzeichnen die Kriminalerzählung? Wie sind die Elemente Täter - Tat - Folgen der Tat / Geheimnis - Aufklärung - Strafe / Intrige - Nemesis / Verbergen - Aufklärung des Verbrechens angeordnet und aufeinander bezogen? Welche Rolle spielen der Detektiv/die Detektivin und der Richter/die Richterin bei der Wissenskonstitution und Wahrheitsfindung?
5. Welche Erklärungsmuster von Kriminalität lassen sich in den Texten erkennen? In welchem Verhältnis stehen die Willensfreiheit und die soziale, physiologische, psychopathologische, religiöse Determination zueinander?
6. Welche Einstellungen und Haltungen zu den herrschenden Normen, zur Rechtspraxis, zum staatlichen Strafanspruch und zu historisch bedingten Ordnungskonzepten werden in den Verbrechenserzählungen sichtbar?
7. Worin liegt die literarische Faszination der Kriminalität? Wird eine Nähe zwischen Kunst und Verbrechen thematisiert oder liegt den Texten eine solche Affinität zugrunde? Welche Delikte werden bevorzugt dargestellt und wie lässt sich dies erklären? Welche Ängste und Sehnsüchte der AutorInnen und LeserInnen manifestieren sich in der Kriminalliteratur?

Prüfungsstoff

ExpertInnengruppen erarbeiten für die einzelnen Sitzungen elektronisch zu verschickende Thesenpapiere und vier Leitfragen. Aufteilung des Plenums in vier Gruppen mit je einer/m Expertin/en, die jeweils eine Frage diskutieren. Vorstellung der Diskussionsergebnisse der Gruppen, Plenumsdiskussion. Impulse sollen in die schriftliche Seminararbeit einfließen. Ziele: Textnähe, Aktivierung der Studierenden.

Literatur

Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1976.
Hans-Otto Hügel: Untersuchungsrichter, Diebsfänger, Detektive. Theorie und Geschichte der deutschen Detektiverzählung im 19. Jahrhundert. Stuttgart: Metzler 1978.
Klaus Lüddersen: Produktive Spiegelungen. Recht und Kriminalität in der Literatur. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1991.
Véronique Liard (Hg.): Verbrechen und Gesellschaft im Spiegel von Literatur und Kunst. München: Meidenbauer 2010.
Edgar Marsch: Die Kriminalerzählung. Theorie - Geschichte - Analyse. 2. durchges. u. erw. Aufl. München: Winkler 1983.
Nusser, Peter: Der Kriminalroman. 4., aktualisierte und erw. Aufl. Stuttgart: Metzler 2009 (= SM 191).
Jörg Schönert: Kriminalgeschichten in der deutschen Literatur zwischen 1770 und 1890. Zur Entwicklung des Genres in sozialgeschichtlicher Perspektive. In: Geschichte und Gesellschaft 9 (1983), S. 49-68.
Jörg Schönert (Hg.): Literatur und Kriminalität. Die gesellschaftliche Erfahrung von Verbrechen und Strafverfolgung als Gegenstand des Erzählens. Deutschland, England und Frankreich 1850-1880. Tübingen: Niemeyer 1983 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Bd. 8).
Jörg Schönert (Hg.): Erzählte Kriminalität. Zur Typologie und Funktion von narrativen Darstellungen in Strafrechtspflege, Publizistik und Literatur zwischen 1770 und 1920. Tübingen: Niemeyer 1991 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Bd. 27).
Rainer Schönhaar: Novelle und Kriminalschema. Ein Strukturmodell deutscher Erzählkunst um 1800. Berlin, Zürich: Gehlen 1969.
Ulrich Suerbaum: Krimi. Eine Analyse der Gattung. Stuttgart: Reclam 1984.
Jochen Vogt (Hg.): Der Kriminalroman. Poetik, Theorie, Geschichte. München: Fink 1998 (= UTB 8147).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

(I 2260, I 2900)

Letzte Änderung: Fr 06.10.2023 00:14