Universität Wien

100147 PS NdL: (Kritische) Theorie erzählen (2023W)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 13.10. 18:30 - 20:00 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Freitag 03.11. 16:45 - 20:00 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Samstag 04.11. 09:45 - 13:00 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Freitag 24.11. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Samstag 25.11. 09:45 - 13:00 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Freitag 15.12. 16:45 - 20:00 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Samstag 16.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Freitag 19.01. 16:45 - 20:00 Seminarraum 4 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Proseminar widmet sich der aktuellen kulturwissenschaftlichen Debatte über den Status von Theorie als Gattung. Hat Theorie mit ihrem Anti-Design-Design in Gestalt der ‚schlecht gemachten Bücher‘ des Merve-Verlags, ihrem unmittelbaren Gegenwarts-, aber ebenso Kneipenbezug zwischen 1960 und 1990 tatsächlich einen ‚langen Sommer‘ bereits verlebt und besteht heute lediglich im nostalgischen „Trend“ des Theorieromans fort, wie Philipp Felsch vermutet (2015, S. 239)? Oder ist Theorie vielmehr schon immer auch eine narrative Gattung gewesen, an die das Erzählen nicht erst von außen herangetragen werden muss?

Wohin führt uns die Debatte, wenn wir nicht nach der Gattung, sondern nach den Subjekten der Theorie fragen? In der griechischen Antike war ein theoros ein meist staatlich Entsandter, der von seiner Reise zu Orakelverkündigungen und kultischen Festen in fremden Städten wahrheitsgetreu zu berichten hatte – ein Unternehmen, bei dem er nicht selten sein Leben aufs Spiel setzte, war er einmal in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Die Vehemenz, mit der die Figur des Autors aus dem Haus der Literatur vertrieben wurde, verdeckt zuweilen, dass sie in der Gestalt des Intellektuellen auch dann noch fester Bestandteil der 'Gattung' Theorie blieb, als man in der Literatur nichts mehr von ihr hören wollte. Adornos jüdische Herkunft und seine Flucht vor den Nationalsozialisten sind von der Bedeutung seiner "Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben" für die Nachkriegs-BRD nicht zu trennen. Folgt daraus, dass es uns in Belangen der Theorie am Ende doch 'kümmert, wer spricht'? Spätestens die gegenwärtigen Vertreter*innen der sogenannten Autotheory, die oft aus einer feministischen oder Schwarzen Perspektive die persönliche Situiertheit der Erkenntnisproduktion reklamieren, demontieren das dominante Narrativ, Theorie spreche aus einer subjektfreien, transzendentalen Position heraus. Und ist die Rückkehr der Stimme nicht auch verbunden mit einer Rückkehr des Erzählens?

Die Autorin und Künstlerin Anke Dyes wird eine Sitzung des Seminars als Gast besuchen, um mit uns gemeinsam ihr jüngstes Buch "A Substantive Theory of Harm" zu diskutieren.

Geplante Lektüren: Sigmund Freud: Studien über Hysterie; Hans Blumenberg: Das Lachen der Thrakerin; Theodor Adorno: Minima Moralia, Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie; Alexander Kluge: Nachrichten aus der ideologischen Antike; Chris Kraus: I love Dick; Anke Dyes: A Substantive Theory of Harm

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

a) Die Studierenden (je nach Auslastung auch in Gruppen) müssen an der inhaltlichen und methodischen Vorbereitung eines Block(teils) mitarbeiten (Inputs entwerfen, zusätzliche Materialien besorgen und auswerten, Übungen erarbeiten, Diskussionen leiten, etc.). Die Mitarbeit an der Vorbereitung wird nicht bewertet.

b) Mitarbeit in den Seminarsitzungen (Fragen stellen, Gedanken, Querverbindungen formulieren, etc.) -- 50 % der Note

c) Proseminararbeiten mit 15 Seiten Haupttext -- 50 % der Note.

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

(Siehe Punkt "Leistungskontrolle")

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Maximal zweimaliges Fehlen ist erlaubt. Eine konsequenzlose Abmeldung ist bei wöchentlichen Lehrveranstaltungen bis vor der dritten LV-Einheit möglich, bei 14-tägigen Lehrveranstaltungen und Blöcken bis vor dem zweiten Termin.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Umfang der Abschlussarbeiten: Proseminararbeiten 15 Seiten Haupttext

Prüfungsstoff

Literatur

Lauren Fournier: Autotheory as Feminist Practice in Art, Writing, and Criticism. Cambridge: MIT Press 2021.

Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. 1960–1990. München: Beck 2015.

(wird noch ergänzt)

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 15.11.2023 08:48