100192 SE Masterseminar NdL:Die anderen Schreiber.Bürokratie in der österr. Nachkriegs- u. Gegenwartsliteratur (2020W)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 21.09.2020 09:00 bis Fr 25.09.2020 19:00
- Abmeldung bis Fr 25.09.2020 19:00
Details
max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
Das Seminar ist im Hybridmodus geplant: Je nach Möglichkeit, d.h. entsprechen der Teilnehmerzahl und der aktuellen Covid 19-Maßnahmen, wird es als Präsenzveranstaltung stattfinden, wenn aber nötig, dann aufgeteilt in zwei Gruppen, die alternierend online und in persona am Seminar teilnehmen. Um den Verlauf des Semesters gemeinsam planen zu können, beschränkt sich die erste Sitzung noch auf eine Online-Schaltung; deren Zugangsdaten werden am Tag vor dem Ersttermin über Moodle und dieses Portal bekanntgegeben.
- Donnerstag 08.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
- Donnerstag 15.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
- Donnerstag 22.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
- Donnerstag 29.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
- Donnerstag 05.11. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 12.11. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 19.11. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 26.11. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 03.12. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 10.12. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 17.12. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 07.01. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 14.01. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 21.01. 13:15 - 14:45 Digital
- Donnerstag 28.01. 13:15 - 14:45 Digital
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt die österreichische Literatur ein eigentümliches Interesse an bürokratischen Belangen: Figuren wie Grillparzer oder Kafka zeugen für eine unmittelbare Nähe von Beamtenschaft und Autorschaft, Akten- und Literaturproduktion; und spätestens die Autoren der Zwischenkriegszeit (wie Roth, Werfel oder Zweig) stricken an einem nostalgischen ‚habsburgischen Mythos‘, dem zufolge eine wohlwollend ‚gemütliche‘ Bürokratie den Bestand des alten Vielvölkerreichs allererst ermöglicht habe. Claudio Magris zufolge ist die Allianz von bürokratischen und literarischen Schreibern nichts weniger als ein Leitmotiv der österreichischen Literaturgeschichte.Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Bündnis jedoch brüchig und bald aufgekündigt: Der anfänglichen Tendenz zur Restauration standen in der Literatur der Nachkriegszeit mehr und mehr Autoren und Autorinnen gegenüber, die mit der Bürokratie – statt habsburgischer Nostalgie – primär die Beteiligung am nazistischen Verwaltungsmassenmord verbanden. Diese ihre Arbeit am habsburgischen Mythos dauerte letztlich bis zur Waldheim-Ära an. Seither hat sich die literarische Bürokratie-Kritik radikal transformiert: Im Zuge der neoliberalen, bis heute propagierten ‚Entbürokratisierung‘ vermag es nämlich das Schreiben immer weniger, einen übermächtigen Staat, willkürliche Beamte und intransparenten Aktenverkehr aufs Korn zu nehmen. Sein Thema ist nunmehr der Rückzug und die Auflösung des Wohlfahrtsstaats sowie der damit verknüpfte Imperativ der ‚Eigenverwaltung‘ – ein penibles ‚Mikromanagement‘ unserer selbst, das uns, um der staatlichen Verschlankung willen, zu dauerndem privaten paperwork anhält.Ausgehend von Texten, die von Heimito von Doderer bis zu Robert Menasse reichen, soll das Seminar bürokratie- und organisationstheoretische Probleme mit ästhetischen Fragestellungen verknüpfen, um Literatur als Medium von politischer und Zeitgeschichte zu lesen. Weiterführende Anknüpfungspunkte sollen z.B. das stilistische Verhältnis von Verwaltungssprache und poetischem Sprachexperiment sein, praxeologische Perspektiven auf die literarische Produktivität administrativer Schreibformen (wie Register, Formular, Protokoll) oder Fragen nach den komischen und phantastischen Substraten von Bürokratie-Fiktionen.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Erwartet wird – neben der aktiven und regelmäßigen Teilnahme – die Mitwirkung in einer Expertengruppe, die den Stoff einer Sitzung aufbereitet und präsentiert; mindestens eine Respondenz zur Präsentation einer anderen Expertengruppe; und nach Semesterende eine Seminararbeit im Umfang von 25 Seiten, Abgabe bis April 2021 in gedruckter und elektronischer Form.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
- im Seminar: aktive Teilnahme an den Sitzungen; sachlich pointiertes Impulsreferat mit kompetenter Diskussionsleitung; Respondenz zu einer Präsentation der anderen Expertengruppen
- Seminararbeit: originelle Themenwahl und klare Fragestellung; Erschließung des aktuellen Forschungsstands; Orthographie, sprachliche Form, Stil; Berücksichtigung wissenschaftlicher Konventionen; Methodenbewusstsein; theoretischer Hintergrund
- Seminararbeit: originelle Themenwahl und klare Fragestellung; Erschließung des aktuellen Forschungsstands; Orthographie, sprachliche Form, Stil; Berücksichtigung wissenschaftlicher Konventionen; Methodenbewusstsein; theoretischer Hintergrund
Prüfungsstoff
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Literatur
Nach Möglichkeit werden die meisten Texte über Moodle bereitgestellt.Literaturhinweis: Sabine Zelger, Das ist alles viel komplizierter, Herr Sektionschef! Bürokratie – literarische Reflexionen aus Österreich, Wien/Köln/Weimar 2009.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:15