100231 VO NdL: Norm und Abweichung. Überschreitung von Regeln in der Literatur und im Literaturbetrieb (2021S)
Ernst-Jandl-Dozentur für Poetik: Franzobel
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Details
Sprache: Deutsch
Prüfungstermine
Lehrende
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Die Poetikvorlesungen von Franzobel finden in der Alten Schmiede statt. Anmeldung an den LV-Leiter bei phsyischer Teilnahme erforderlich.
MO, 7.6.2021. 19.00-21.00
Franzobel
Im Hirnsaal I: Formale Kuriositäten
1. Poetik-Vorlesung
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien
Franzobel
Im Hirnsaal II: Essenz und Stränge
2. Poetik-Vorlesung
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 WienDI, 15.6.2021, 17.00-19.00 Uhr: Vorbereitung Konversatorium
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 WienDI, 15.6.2021, 19.00-21.00: Konversatorium zu den Vorlesungen
Ort: Alte Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 WienSiehe auch:
https://alte-schmiede.at/programm/recital/ijandl-poetikdozentur-ii-franzobel
Youtube: https://youtu.be/QlNjZrSoMng
- Montag 08.03. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 22.03. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 12.04. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 19.04. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 26.04. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 10.05. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 31.05. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 07.06. 18:30 - 21:00 Digital
- Montag 14.06. 18:30 - 21:00 Digital
- Montag 21.06. 18:30 - 20:00 Digital
- Montag 28.06. 18:30 - 20:00 Digital
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Mündliche Prüfungen (online oder live) in der letzten Einheit; weitere Prüfungen in den Folgesemestern
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Textkenntnis; theoretische Durchdringung und Anwendung auf die vorgestellten Texte
Prüfungsstoff
gesamte LV, inkl. der beiden Poetik-Vorlesungen von Franzobel und der mit dem Autor im Rahmen des Konversatoriums (15.6.) diskutierten Inhalte
Literatur
wird in der Vorlesung bekanntgegeben und großteils via Moodle bereitgestellt
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:15
In der Vorlesung sollen pointiert ausgewählte Aspekte des Verhältnisses von „Norm und Abweichung“ theoretisch beleuchtet werden, zumeist mit Blick auf darstellungsästhetische und rezeptionsästhetische Aspekte. Auf der Darstellungsebene steht dabei vor allem das auf den Russischen Formalismus zurückgehende Konzept der Verfremdung/Desautomatisierung (ostranenie im russischen Original, wirkmächtig als estrangement in der englischsprachigen theoretischen Literatur) im Vordergrund, also die Vorstellung, dass bestimmte Elemente und Passagen in literarischen Texten von der Alltagssprache aber auch von gewohnten Mustern, wie z.B. gattungsspezifisch und historisch motivierten Erwartungen an die Textgestalt, abweichen. Auf rezeptionsästhetischer Ebene ist es vor allem eine gegenwärtige psychologische Befragung der Textverarbeitung, die als „foregrounding“, also das gestalttheoretisch fundierte Verhältnis von Figur (Abweichung) und Hintergrund (Norm), mit den Mitteln der empirischen Forschung, z.B. einer „numerically aided phenomenology“, auf individualpsychologischer Ebene untersucht wird. Ein sozialpsychologischer Ansatz wiederum geht davon aus, dass „Literarizität“ nicht ein Merkmal des Texts ist, sondern ein Phänomen des Diskurses mit und über Literatur. Den Stärken und Schwächen der jeweiligen Modelle und Methoden sollen mit Blick auf das Verhältnis von „Norm und Abweichung“ nachgegangen werden.
In produktionsästhetischer Perspektive, die auf die Intention der Autor*innen fokussiert, kann der Normbruch ebenfalls als ein mehrfacher betrachtet werden. Autor*innen können mit den Gegenständen und Stoffen, die sie in ihren Texten modellieren, qua Regelbruch provozieren, z.B. indem sie gegen je in einer Epoche gültige Ideologien verstoßen. Sie können aber auch auf formaler Ebene revoltieren und etwa gegen implizite Formdogmen einer literarischen Schule bewusst verstoßen. Aber auch eine kritische Relation der Sprache von Autor*innen zu Geboten der so genannten „political correctness“ soll in der Semestervorlesung aus theoretischer Hinsicht dargestellt werden. Dazu wird vor allem der Ernst-Jandl-Dozent, der Schriftsteller Franzobel, in seinen beiden Vorträgen sprechen.Als Textcorpus kommen neben den Romanen, Prosastücken und dramatischen Texten und Essays von Franzobel vor allem literarische Werke in den Blick, anhand deren das Verhältnis von „Norm und Abweichung“ augenfällig wird. (Literatur der Avantgarde und der Neo-Avantgarde, politisches und postdramatisches Theater etc.)Der Schriftsteller Franzobel wird im Rahmen der Semestervorlesung zwei Poetikvorlesungen zu Norm und Abweichung halten. Dabei wird er auf die Möglichkeiten zu sprechen kommen, wie mit Stoffen/Inhalten und formal gegen Regeln in ästhetischer Hinsicht, aber auch gehen die Konventionen des literarischen Lebens und des Betriebs heute und in den letzten 30 Jahren verstoßen werden kann. Franzobel zählt seit seinen frühesten, noch eher der experimentellen Literatur nahestehenden Texten (z.B. „Die Krautflut“, 1995) mit seinen großen Romanen und seinen dramatischen Teten zu den meistdiskutierten österreichischen Gegenwartsautor*innen. Seine Intervention in reale sozialpolitische Debatten (z.B. sein Plan, Arigona Zogaj auf den Opernball einzuladen) ist in diesem Zusammenhang zu nennen, aber auch seine umfassend die Personen einer Region einbindenden Theaterstücke („hunt“ und „zipf“ im Kohlebrecher Wolfsegg, 2005/06) als eine aktuelle Version des „radikalen Volkstheaters“.