Universität Wien

100237 KO Neuere deutsche Literatur: Der Verrat in Literatur und Film (2017W)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Das Konversatorium kann nur in Kombination mit dem gleichnamigen Seminar belegt werden.


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Begriff des Verrats ist von Anfang an auch ein Instrument der Herrschaft. Macht bedeutet, bestimmen zu können, was Verrat und wer ein Verräter ist. Je absoluter ein politisches System zu herrschen sucht, desto inflationärer breitet sich der Verratsverdacht aus, und je ungenauer der Tatbestand bestimmt ist, umso totalitärer das System. In einer dichotomen Freund-Feind-Polarität ist jeder ein Verräter für den jeweils anderen. Sozialpsychologisch betrachtet sind totaler Verratsverdacht und Paranoia direkt proportional. Die Logik des Verrats verbindet sich dabei mit einer Mechanik der Entlarvung: Jeder und jede ist potentieller, nur noch nicht entlarvter Verräter. Der Verräter verstellt sich, trägt eine Maske. Mit ihm sind die Figuren des Spitzels und des Denunzianten untrennbar verbunden. Dem allgegenwärtigen geheimen Verräter entspricht das geheime Staats- und Militärwissen, zu deren Wesen gehört, dass unbestimmt und geheim bleibt, was überhaupt ein Geheimnis ist.
Da die Logik des Verrats grundsätzlich auf Fiktion beruht, können fiktionale Kunstformen wie Romane, Erzählungen, Dramen oder Filme und deren Narrative eine besondere Aufgabe erfüllen: Aufgrund ihrer eigenen Struktur spiegeln sie die Logik des Verrats und exponieren so seine Funktionsweise. Der Verrat erweist sich als äußerst wirkungsvoller Faktor im Geflecht gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse ebenso wie als treibende Kraft fiktionaler Handlungsabläufe.
Ziel des Seminars und des Konversatoriums ist es, das äußerst vielfältige Spektrum von Verräterfiguren und Verratskonstellationen in Dramen, Romanen, Erzählungen, Gedichten und Filmen aufzufächern, ihre typologische Variationsbreite und historische Tiefe auszuloten. Die moralische Ambivalenz dieser Figur hat bis heute nichts von ihrer politischen Brisanz und das Verratsmotiv nichts von seiner epistemologischen und ästhetischen Produktivität verloren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Zusätzlich zum Impulsreferat samt Handout (für das gleichnamige SE zu erbringende Leistungen):
- Teilnahme an den Diskussionen
- Verfassen eines ca. 20seitigen Protokolls für eine vierstündige Sitzung (SE + KO) in Form eines zusammenhängenden Textes (keine Stichwörter); fehlende Daten und Hintergrundinformationen müssen gegebenenfalls recherchiert werden. Abgabetermin: fünf Tage nach der zu protokollierenden Sitzung. Eine nachträgliche Überarbeitung ist möglich.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Klare Struktur und wirkungsvolle Technik des Vortrags
- Effizienter und sinnvoller Einsatz von Hilfsmitteln (Handout, Folien, Filmbeispiele etc.)
- Aktive Teilnahme an sämtlichen Sitzungen durch Fragen und Diskussionsbeiträge
- Stundenprotokoll: Herausarbeitung der wichtigsten Argumente und thematischen Aspekte, fehlerfreie sprachliche Form, korrekt recherchierte Daten und Hintergrundinformationen

Prüfungsstoff

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:42