100241 KO Neuere deutsche Literatur: Genie, Sonderling, Psychopath (2015S)
Künstlerfiguren in der Literatur des 19. Jahrhunderts
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Bei Lehramtstudierenden zählt diese LV als SE - ohne dass dies als solches im Sammelzeugnis kenntlich gemacht würde.
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Do 16.04.2015 13:20 bis Fr 17.04.2015 13:25
- Abmeldung bis Fr 17.04.2015 13:25
Details
max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Samstag 16.05. 09:45 - 13:00 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
- Samstag 13.06. 09:45 - 16:30 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
- Montag 13.07. 09:45 - 16:45 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
- Dienstag 14.07. 09:45 - 16:45 (ehem.Übungsraum 3 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Spätestens seit dem Sturm und Drang wurde der Künstler ob Maler, Musiker, oder Dichter zu einer nicht mehr weg zu denkenden Figur der deutschsprachigen Literatur. Die Entwicklung und Variationen der Künstlerfigur gewähren nicht nur Einblick in das Selbstverständnis des jeweiligen Autors, sondern spiegeln auch philosophische, politische und gesellschaftliche Neuerungen wider, die das 19. Jahrhundert maßgeblich prägten. Im titanischen, gottähnlichen Genie des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts erkennt man beispielsweise Auswirkungen der Säkularisierung: Indem die Kunst verstärkt als eine autonome, ethische bzw. metaphysische Instanz betrachtet wurde, wurde die Figur des Künstlers als Schöpfer aufgewertet. Diese Prozesse hingen auch mit dem Aufstieg eines selbstständigen und selbstbewussten Bürgertums zusammen: autonomer Bürger und autonomer Künstler, befreit von feudalen Gesellschaftsstrukturen, waren nunmehr auf ihre eigenen Leistungen angewiesen.Vor allem während der Romantik wurde eine Originalitätsästhetik entwickelt, die die Sphäre der Kunst vom Alltag zunehmend entfremdete. Künstlerfiguren standen für gesellschaftliche Subversivität, Kreativität und Überschreitung von Regeln und Normen. In der Post-Romantik findet man sie aber oft auch als gescheiterte, lebensferne Sonderlinge oder schrullige Außenseiter, eine Tendenz, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts mit dem Aufstieg des Realismus in der Literatur weiter verstärkte. Um die Jahrhundertwende wurde schließlich der Künstler oder die Künstlerin als direkte Gegenfolie oder Kehrseite des leistungs- und lebensfähigen Bürgers dargestellt. Unter Einfluss der neuesten Praktiken und Diskurse der zeitgenössischen Anthropologie und der Medizin bzw. der Psychologie findet zudem eine Pathologisierung der Künstlerfigur statt.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Wir werden Beispiele dieser Entwicklung in hervorragenden Prosawerken der Periode untersuchen, wobei das Gewicht auf close reading und Arbeit am Text gelegt wird.
Literatur
Goethe: Wilhelm Meisters LehrjahreE.T.A.Hoffmann: Lebensansichten des Katers MurrGeorg Büchner, LenzFranz Grillparzer, Der arme SpielmannAdalbert Stifter, NachkommenschaftenLou Andreas-Salomé, Eine Ausschweifung / Der Mensch als WeibArthur Schnitzler, Mein Freund Y, Welch eine Melodie, Er wartet auf den vazierenden Gott (Der Weg ins Freie)Thomas Mann, Tristan, Tonio Kröger (Tod in Venedig)
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
(I 2260, I 2900)
Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:32