110097 PS Erweiterungsmodul Medienwissenschaftliches Proseminar - Spanisch (2023W)

Am 11. September 2023 jährt sich zum 50. Mal der Staatsstreich in Chile, mit dem eine Militärjunta 1973 den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende stürzte und eine autoritäre Diktatur unter Führung von General Augusto Pinochet einsetzte. Der Putsch war nicht nur der Startpunkt einer Gewaltwelle, in deren Folge Tausende von Chilen*innen gefoltert, ermordet und ins Exil getrieben wurden, sondern auch das Ende einer der intensivsten Phasen politischer, gesellschaftlicher und kultureller Polarisierung der chilenischen Gesellschaft im 20. Jahrhundert.

Unter der sozialistischen Regierung Allendes und seiner Unidad Popular hatte insbesondere auch der kulturelle Sektor – Film, Literatur, Musik – eine enorme Bedeutung gespielt und, ebenso wie der gesamte politische Prozess im Land, weltweite Beachtung gefunden. In unserem Seminar wollen wir uns der kinematografischen Produktion dieser Zeit in ihrer ganzen Breite widmen, die vom sozialkritischen Dokumentarfilm über das produktive Genre des Kurzfilms bis zu einer Reihe von heute als Klassiker des chilenischen Kinos geltenden Spielfilmen reicht. Zugleich soll auch anhand ausgewählter Beispiele aus der Zeit der Militärdiktatur nach 1973 untersucht werden, inwiefern das Medium Film/Fernsehen für die neuen Machthaber im Rahmen ihrer kulturellen Konterrevolution eine zentrale Rolle spielte bzw. inwiefern sich die Erfahrungen von Gewalt und Exil im Werk regimekritischer Regisseure niederschlug.

Auf der Grundlage einer umfassenden historischen Einführung in die politischen und kulturellen Kontexte der Zeit sowie in Methoden der Filmanalyse werden anhand von verschiedenen Kurzfilmen der Zeit sowie der Werke von Regisseuren wie Raúl Ruiz, Patricio Guzmán, Miguel Littín oder Silvio Caiozzi ausgewählte Themen und Ästhetiken der 1970er und 80er Jahre untersucht.
Alle Filme sowie umfassende Sekundärliteratur werden über Moodle/uCloud zur Verfügung gestellt.

Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit der Botschaft der Republik Chile in Österreich sowie der Kulturabteilung des chilenischen Außenministeriums, das uns zu diesem Zweck zahlreiche ansonsten nur schwer zugängliche filmische Werke zur Verfügung stellt. Im Rahmen zweier Filmvorführungen am Lateinamerika Institut wollen wir zudem mit einer breiteren Öffentlichkeit in Diskussion über diese historischen Ereignisse und ihre filmischen Repräsentationen treten.

Ziel des Seminars sind der Erwerb von Kenntnissen über die chilenische (und lateinamerikanische) Film- und Kulturgeschichte sowie von filmanalytischen Fertigkeiten und unterschiedlichen wissenschaftlichen Arbeitsformen im Rahmen der entsprechenden Leistungsüberprüfungen.

Die Seminarsprachen sind Deutsch und Spanisch.