110155 VO Aufbaumodul Literaturwissenschaftliche Vorlesung - Spanisch (2010W)

Spätestens seit Néstor García Canclinis kulturtheoretischem Standardwerk Culturas híbridas: Estrategias para entrar y salir de la modernidad (1990) gilt Lateinamerika als Laboratorium des Hybriden. Lateinamerikanische Literatur- und Kulturproduktion unter Bedingungen globaler Rezeptionserwartungen – Stichwort Boom und Magischer Realismus – verkauft sich wiederum nach wie vor am besten, wenn sie exzessive Lebensformen, die Gleichzeitigkeit des Vormodernen und Bilder einer übermächtigen, wuchernden Natur tradiert.
Welche Revisionen aber stehen an, wenn wir eben dieses künstlerische Schaffen in Lateinamerika im Lichte des Bewusstseins um bzw. der Auseinandersetzung mit einem zunehmend biotechnologisch erkenn- und reproduzierbaren Lebens- und Naturbegriff betrachten? Und was ist der Anteil dieses Kunstschaffens in der Ausprägung, Relevantmachung und Zirkulation des Hybriditätsbegriffs in kulturwissenschaftlichen Forschungsfeldern wie Cultural Studies, Postcolonial Studies, Gender Studies, Media Studies, Eco-Criticism, Animal Studies?
Ausgehend von den bekannteren hispano-amerikanischen Bestiarien postmoderner Prägung (Borges, Cortázar u.a.) und mit dem Schwerpunkt auf zeitgenössischen Erzähltexten wird ein Überblick über den immensen Speicher an Lebenswissen erarbeitet, den Lateinamerika als Raum, wo sich heterogene Erinnerungen mit fragmentarischen Innovationen kreuzen, in seiner Literatur bereithält.