110170 SE Landeswissenschaftliches Seminar (BA/MA) - Spanisch (2011W)

Wo verheimlicht wird, wo Verborgenem nachgespürt wird und überall wo Geheimnisse enthüllt werden, sind starke Gefühle im Spiel. Theater, Literatur und die Inszenierungen im öffentlichen und privaten Leben deuten darauf hin: Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, an den Affekten um Geheimnisse teilzuhaben; wo sie fehlen, herrscht Langeweile. Umgekehrt hängt sehr oft sehr vieles an geglückter oder misslungener Geheimhaltung, in der Politik wie im privaten Leben; Geheimnisse werden von eigenen Diensten und Spezialisten prozessiert, werden den Trägern in Extremsituationen auf der Folterbank entrissen; politischer Widerstand gegen Diktaturen braucht Möglichkeiten der Geheimhaltung. Der Wunsch nach Trennung von Geheimem und Öffentlichem zeigt sich in Architektur und Wohnraum, in Formen der Kommunikation (Beichte, Briefgeheimnis, Geheimsprachen); Teilhabe an Geheimnissen zeigt die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und den Grad der Nähe zwischen Menschen an.
Im Seminar sollen Geheimnisse und Formen der Geheimhaltung in der spanischen Geschichte und Gegenwart verfolgt werden. Ausgangspunkte sind der Habsburgerhof des 17. Jahrhunderts und die Komödien der Geheimhaltung von Calderón de la Barca, Endpunkte können, immer mit Bezug auf Spanien und seine besonderen historischen Voraussetzungen - Wikileaks, der Verlust des Privaten durch Facebook und die elektronische Überwachung des öffentlichen Raums, oder die Bedeutung der Verschlüsselung von Daten im Internet sein.