117480 SE Kontroversthemen III (2005S)
Glaubensreinheit per Gericht. Mythos und Realitäten der Inquisition - Kontroversthemen der Kirchengeschichte III
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Die Auseinandersetzungen um den Islamismus, die strafrechtliche Behandlung von Terroristen aber auch bezüglich des Umgangs mit Gewalttätern gegen Kinder haben erneut ins Bewusstsein gehoben, wie fragil das moderne Netzwerk von Rechtssicherheit geblieben ist und wie rasch sich die Gesellschaft dazu bereit findet, auf grundsätzliche Infragestellungen ihrer weltanschaulichen Fundamente mit 'Anpassungen' ihrer Rechtsmittel zu reagieren. Auch die Einrichtung landesfürstlicher wie kirchlicher 'Sondergerichte' zur strafrechtlichen Abwehr häretischer Angriffe auf den religiösen Konsens ihrer Zeit stellte eine Reaktion auf ähnlich einschneidende gesellschaftliche Erscheinungen dar. Seit den Querelen der Reformationszeit gehört das Thema 'Inquisition' zum festen Repertoire der konfessionellen Propaganda, damals vor allem gegen die neue 'Supermacht' Spanien gerichtet. Die Aufklärung und der Liberalismus des 19. Jahrhunderts haben es bis in die Opernliteratur hinein zum Inbegriff für die Intoleranz kirchlich verfassten Christentums gestempelt. Die stete Nutzung als Kampfmunition macht es zwar schwer, lässt es aber um so angebrachter erscheinen, das Phänomen seriös in den Blick zu nehmen und anhand der reichen aktuellen Forschungsliteratur in seinen Dimensionen, Etappen und wichtigen Facetten auszuleuchten.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Das Seminar fügt sich in eine Reihe zu 'Kontroversthemen der Kirchengeschichte'. Es wird nach Maßgabe der Möglichkeiten versuchen, die Komplexität und dauernde Präsenz des Spannungsfeldes 'Rechtgläubigkeit und Häresie' in der Kirchengeschichte aufzuzeigen. Ferner gilt es die Ausbildung von Instrumentarien der Kirchen bzw. christlich geprägten Gemeinwesen in der Bewältigung dieser Problematik zu betrachten, die in den drei wesentlichen Ausformungen der Inquisition (kaiserlich-päpstliche des Hochmittelalters, die staatlich-spanische ab dem 15. sowie die zentrale kuriale Inquisition ab dem 16. Jahrhundert) zweifelsohne ihren Höhepunkt erreichte. Am Seminar Teilnehmende sollen zudem mit den Grundzügen (kirchen-) historischen Denkens und Arbeitens bekannt gemacht werden und es an den ausgewählten Aspekten des weiten Materialfeldes praktisch erproben. Ein besonderes Augenmerk wird darüber hinaus auf die exemplarische Aufbereitung eines komplexen Themas nach didaktischen Gesichtspunkten für eine eventuelle Präsentation im Religions- oder Geschichtsunterricht bzw. in der Erwachsenenbildung gelegt. In diesem Sinne kann das Seminar in Form einer klassischen Seminararbeit oder durch die schriftliche Erarbeitung eines Präsentationsmodells abgeschlossen werden (Anrechenbarkeit als Lehrveranstaltung für Fachdidaktik der Religionspädagogik möglich).
Prüfungsstoff
Das Auswerten alter und neuer Forschungsliteratur anhand von eingangs definierten Leitfragen sowie das Vorstellen und Erproben fachdidaktischer Aufbereitungs- und Präsentationsmodelle.
Literatur
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:50