Universität Wien

130093 KO KO: Poetiken und Narrative des Liminalen. Theorien und literarische Anwendungen (2014W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Mittwoch 08.10. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 15.10. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 22.10. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 29.10. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 05.11. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 12.11. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 19.11. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 19.11. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 26.11. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 26.11. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 03.12. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 03.12. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 10.12. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 10.12. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 17.12. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 17.12. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 07.01. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 07.01. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 14.01. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 14.01. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 21.01. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 21.01. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 28.01. 09:15 - 09:45 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Mittwoch 28.01. 09:45 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im Kontext der internationalen kulturwissenschaftlichen Debatten nimmt das Thema "Raum und Grenze" einen privilegierten Platz ein. Es gestattet einen ganz eigenen Zugang zu Fragen wie Identität und Differenz in einer als global erfahrenen Welt. Zwischen Grenze und Raum besteht, wie schon Georg Simmel gezeigt hat, ein intrinsischer Zusammenhang. Soziale und symbolische Räume entstehen durch Markierungen, so dass vom Menschen bewohnte Räume stets von ihren Rändern und nicht so sehr von ihrem (vermeintlichen) Zentrum zu begreifen sind. So konstituieren Grenzen Räume. Zugleich haben Räume und Grenzen immer eine Geschichte, und Narrative lassen sich auch im Sinne von Grenzerfahrungen begreifen.
Im Hinblick auf den Globalisierungsdiskurs lassen sich drei zum Teil gegenläufige Tendenzen sichtbar machen. Zum einen lässt sich Globalisierung selbst als eine bedrohliche oder auch verheißungsvolle Erzählung vom Ende der Grenzen begreifen, so hat bekanntlich Karl Marx die Globalisierungseffekte des Kapitalismus im 19. Jahrhundert beschrieben. Dem steht freilich eine politisch-ökonomische Tendenz entgegen, die Grenzaktivitäten zu verstärken, vor allem gegenüber jenen Menschen, die ökonomisch und sozial marginalisiert sind. Damit wird deutlich, dass Grenzen auch immer mit asymmetrischen Beziehungen und Ungleichzeitigkeiten zu tun haben. Und drittens schließlich nimmt die Zahl der Menschen zu, die in unmittelbarer Nähe von Grenzen leben, die gelernt haben, Grenzen zu überschreiten bzw. auf beiden Seiten der Grenze zu leben (Heterogenität). In jedem Fall haben sich Grenzen verschoben.
Grenzen sind veränderlich, aber die Frage bleibt, ob eine Welt ohne Grenzen überhaupt möglich ist. Entgegen eines ersten negativen Augenscheins sind Grenzen nicht nur Hindernisse, sondern bilden den Ermöglichungsgrund für soziales und politisches Handeln aber auch für ästhetische Aktivität. Viel eher stellt sich also die Frage nach einem anderen Umgang mit Grenzen.
Der deutsche Begriff "Grenze", ein Lehnwort aus den slawischen Sprachen, beinhaltet sehr verschiedene Denotationen und Konnotationen, von der handfesten Barriere bis zu unsichtbaren Phänomene, wenn es etwa darum geht, an seine Grenzen zu gelangen bzw. seine Grenzen zu spüren. Auch die Grenzen im Umgang mit den Anderen sind wahrnehmbar, auch wenn sie nicht immer physisch markiert sind. So umfasst das deutsche Wort den Bedeutungshof der englischen Wörter border, boundary, limit oder auch edge. Georg Simmel verdanken wir die Einsicht, dass die sichtbaren physischen, >objektiven< Grenzen nicht den Ausgangspunkt bilden, sondern allenfalls Auskristallisationsformen soziokultureller Prozesse darstellen, wie z.B. des Bedürfnisses sozialer und kultureller Gruppen nach Abgrenzung und der Schaffung einer Identität, die sich stets vom Anderen abgrenzt. Insofern ist die Grenze auch unvermeidlich mit der Frage nach dem Anderen verbunden.
Ziel des Seminars ist die Einführung in ein heute kulturwissenschaftlich relevantes Thema und seine Anwendung im Bereich Literatur- und Filmwissenschaften. Bei der Auswahl der wurden Texte aus verschiedenen Literaturen (deutsch, österreichisch, englisch, spanisch und ungarisch) und exemplarische Filme (z. B. deutsch-türkisch; mexikanisch-französisch- amerikanisch) berücksichtigt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Folgende Leitfragen stehen bei der Auseinandersetzung mit den ausgewählten literarischen Texten im Vordergrund:
1. Wie werden Grenzen in den jeweiligen literarischen Texten gestaltet, inwiefern handelt es sich um sichtbare oder unsichtbare Schranke und Barrieren?
2. Welche Plot-Struktur (Narrative der Grenze, Chronotopos) liegt den jeweiligen Texten zugrunde?
3. Welche Rolle spielen Asymmetrien im Hinblick auf durch Grenzen getrennte Räume (postkolonial, post-imperial etc.)?
4. Inwieweit ist das Thema "Grenze" konstitutiv für die ästhetische Struktur (Figurenrede, Erzählsituation)?
5. Welche sozialen, ethnischen und sexuellen Differenzen liegen den Grenzziehungen in den ausgewählten Texten und Filme zugrunde?
6. Welche verschiedenen Trennungs- und Verbindungsformen in Grenzsituationen lassen sich bestimmen? Wie unterscheiden sich Brücken, Schwellen, Mauern, Wände, Schloß, Sperrwälle im Hinblick auf die Dialektik von Nähe und Ferne, von Offenheit und Geschlossenheit voneinander? Und welche kulturelle Dynamik liegt ihnen zugrunde? Und welchen Beitrag kann Literatur im Hinblick auf die Erfassung von Grenzphänomenen liefern?
7. Welche Zeitdimension spielt bei den jeweiligen Grenzziehungen eine maßgebliche Rolle?

Prüfungsstoff

Literatur

Für eine erste theoretische Orientierung wird der folgende Sammelband zum Erwerb empfohlen:
*Johan Schimanski/Stephen Wolfe (Hg.), Border Poetics De-limited, Tromsœer Studien zur Kulturwissenschaft, Stuttgart: Werhahn 2007 (€ 25.-), darin vor allem die folgenden Beiträge:
David Newman, The Lines that Continue to Separate US: Borders in our >Borderless< World, a. a. O., S. 27- 57.
Rüdiger Görner, Notes on the Culture of Borders, a. a. O., S. 59- 74.
Wolfgang Müller-Funk, Space and Border: Simmel, Waldenfels, Musil, a. a. O., S. 75- 95
Svend Erik Larsen, Boundaries: Ontology, Methods and Analysis, a. a. O., S. 97- 114.
Der Band enthält zudem zwei exemplarische Analysen von Reinhold Görling (über den türkisch-deutschen Filmregisseur Fatih Akin) sowie von den beiden Herausgebern des Bandes über Joseph Conrads Roman The Heart of Darkness.
Jörg Dünne/Stephan Günzel (Hg.), Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt/Main. Suhrkamp 2006 (darin u. a. Texte von Georg Simmel und Michel de Certeau)
Homi K. Bhabha, Die Verortung der Kultur, Tübingen: Stauffenburg 2000.
Ágoston Zénó Bernád, Márta Csire, Andrea Seidler (Hg.), On the Road. Zwischen Kulturen unterwegs, Wien/Münster: Lit 2009.
Wolfgang Müller-Funk, Komplex Österreich. Fragmente zu einer Geschichte der modernen österreichischen Literatur, Wien: Sonderzahl 2009 (darin Analysen zu Joseph Roth und Peter Handke).

Textvorschläge:

Josef Conrad, Heart of Darkness, hrsg. von Berhard Reitz, Stuttgart: Reclam 2007, deutsch: Herz der Finsternis. Aus dem Englischen von Fritz Lorch, Zürich: Diogenes 1977.
Ivo Andric, Na Drini Cuprija, deutsch: Die Brücke über die Drina, München: Hanser 1962.
Jorge Luis Borges, Obras Completa (1974). Deutsch: Gesammelte Werke, München: Hanser 1981, Erzählungen 1.
Jan Skacel, wundklee, Frankfurt/Main. Fischer 1982.
Peter Schneider, Der Mauerspringer, Neuwied: Luchterhand 1982.
Angela Krauß, Dienstjahre und andere Prosa, Berlin. Aufbau 1991.
Julia Franck (Hg.), Grenzübergänge:Autoren aus Ost und West erinnern sich. Frankfurt/ Main: Fischer2009.
Peter Handke, Die Wiederholung, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1986
Joseph Roth, Das falsche Gewicht, Romane in zwei Bänden, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1975 ff, S. 133.-228.
Ödön von Horváth, Hin und Her., in: Ders., Die Unbekannte aus der Seine und andere Stücke, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1988ff, S. 75-156.
Franz Kafka, Das Schloß, hrsg. von Max Brod, Frankfurt/Main.: Fischer 1968.
Hermann Kasack, Die Stadt hinter dem Strom,
Marlene Haushofer, Die Wand, Düsseldorf: Claassen 1983.
Adám Botor, Egy regény fejezetei (1992), Deutsch: Schutzgebiet Sinistra. Ein Roman in Novellen. Aus dem Ungarische von Hans Skirecki, Zürich: Amman 1994.
Kálman Mikszáth, Kozsbrovszky üzletet köt. Deutsch: Die Geschäfte des Herrn Kozsibrovsky, in: Andreas Oplatka (Hg.), Ungarische Erzähler, Zürich: Manesse 1994, S. 104-170.
Lászlo Kraznahorkai, Az urgai folody. Deutsch: Der Gefangene von Urga, übersetzt von Hans Skirecki, Zürich: Ammann 1993.
Lászlo Kraznahorkai , Északról hegy, Délrol tó, Nyugatról utak, Keletrol folyó, , deutsch: Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluß, übersetzt vom Christina Viragh, Zürich: Ammann 2005.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA M1

Letzte Änderung: Do 04.07.2024 00:13