130099 SE Masterseminar: Remigration, Gender, Generation (2014W)
Hilde Spiel, Ilse und Helga Aichinger, Ruth Klüger
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Im Abstand von je einem Jahrzehnt in Wien geboren, sind Leben und Werk von Hilde Spiel, den Aichinger-Zwillingen und Ruth Klüger auf ganz unterschiedliche Weise vom Nationalsozialismus und der europäischen Judenvernichtung geprägt. Hilde Spiel (*1911) kann in Wien noch 1936 ihr Philosophiestudium abschliessen, bevor sie nach England emigriert. Bei den Zwillingen Ilse und Helga Aichinger (*1921) wird bereits die Schulausbildung von der Machtübernahme der Nationalsozialisten beeinträchtigt; Helga emigriert noch im Juli 1938 nach England, Ilse bleibt zum Schutz der Mutter in Wien. Ruth Klüger (*1931) wird als Elfjährige mit ihrer Mutter deportiert, überlebt mehrere Konzentrationslager und emigriert nach Kriegsende in die USA.
Während Hilde Spiel nach 1945 abwechselnd in England, Österreich und Deutschland lebte, bevor sie gänzlich nach Wien zurückkehrte, hat Ruth Klüger Jahrzehnte später eher nach Deutschland als nach Wien zurückgefunden. Für Helga Aichinger scheint eine Remigration aus ökonomischen Gründen nicht realisierbar gewesen zu sein; ihre literarischen Anfänge erfolgten im Londoner Kreis auf Deutsch, ihre letzten Gedichte schreibt sie nurmehr auf Englisch. Ilse Aichinger hingegen, die den Krieg über in Wien ausharren musste, lebt zwar nie für längere Zeit in England, imaginiert dessen (Sprach)landschaft aber dauerhaft als Sehnsuchtsort ihrer Texte. Sie verläßt die Stadt zu Beginn der fünfziger Jahre, lebt lange Zeit in Deutschland und kehrt erst 1988, auf dem Höhepunkt der Waldheim-Affäre, nach Wien zurück. So unterschiedlich wie diese Lebensgeschichten fallen über die Jahre hinweg die Stellungnahmen der vier Wienerinnen zu der Stadt, dem Land, der Geschichte und der Kultur ihrer Herkunft aus; sie sollen Gegenstand des Seminars sein.
Während Hilde Spiel nach 1945 abwechselnd in England, Österreich und Deutschland lebte, bevor sie gänzlich nach Wien zurückkehrte, hat Ruth Klüger Jahrzehnte später eher nach Deutschland als nach Wien zurückgefunden. Für Helga Aichinger scheint eine Remigration aus ökonomischen Gründen nicht realisierbar gewesen zu sein; ihre literarischen Anfänge erfolgten im Londoner Kreis auf Deutsch, ihre letzten Gedichte schreibt sie nurmehr auf Englisch. Ilse Aichinger hingegen, die den Krieg über in Wien ausharren musste, lebt zwar nie für längere Zeit in England, imaginiert dessen (Sprach)landschaft aber dauerhaft als Sehnsuchtsort ihrer Texte. Sie verläßt die Stadt zu Beginn der fünfziger Jahre, lebt lange Zeit in Deutschland und kehrt erst 1988, auf dem Höhepunkt der Waldheim-Affäre, nach Wien zurück. So unterschiedlich wie diese Lebensgeschichten fallen über die Jahre hinweg die Stellungnahmen der vier Wienerinnen zu der Stadt, dem Land, der Geschichte und der Kultur ihrer Herkunft aus; sie sollen Gegenstand des Seminars sein.
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 01.09.2014 11:00 bis Mi 24.09.2014 23:59
- Abmeldung bis Fr 31.10.2014 23:59
Details
max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
Das Seminar findet als Blockveranstaltung statt jeweils donnerstags. Letzte Sitzung am 4.12.
- Donnerstag 02.10. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 09.10. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 23.10. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 06.11. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 13.11. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 27.11. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 04.12. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 15.01. 10:00 - 13:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Schrfitliche Hausarbeit; regelmässige und aktive Teilnahme
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Gruppenarbeit und Kurzreferate.
Literatur
Primärtexte u.a.
Hilde Spiel: Kati auf der Brücke 1933/2012; The Darkened Room 1961; Rückkehr nach Wien 1968; Die hellen und die finsteren Zeiten 1989; Welche Welt ist meine Welt? 1990; Anna und Anna 1987 u.a.
Ilse Aichinger: Die größere Hoffnung 1948; Schlechte Wörter 1976; Kleist Moos Fasane 1987; Film und Verhängnis 2001; Unglaubwürdige Reisen 2005
Helga Michie[Aichinger]: Concord. Gedichte und Bilder 2006
Ruth Klüger: weiter leben. Eine Jugend 1992; unterwegs verloren. Erinnerungen 2008; Frauen lesen anders 1996; Landscapes of Memory 2001
Informationen über Hilde Spiel über die ÖNB
http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestaende_det.php?id=spiel
Informationen über Ilse Aichinger über das DLA (Kallias)
Hilde Spiel: Kati auf der Brücke 1933/2012; The Darkened Room 1961; Rückkehr nach Wien 1968; Die hellen und die finsteren Zeiten 1989; Welche Welt ist meine Welt? 1990; Anna und Anna 1987 u.a.
Ilse Aichinger: Die größere Hoffnung 1948; Schlechte Wörter 1976; Kleist Moos Fasane 1987; Film und Verhängnis 2001; Unglaubwürdige Reisen 2005
Helga Michie[Aichinger]: Concord. Gedichte und Bilder 2006
Ruth Klüger: weiter leben. Eine Jugend 1992; unterwegs verloren. Erinnerungen 2008; Frauen lesen anders 1996; Landscapes of Memory 2001
Informationen über Hilde Spiel über die ÖNB
http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestaende_det.php?id=spiel
Informationen über Ilse Aichinger über das DLA (Kallias)
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
MA M1
Letzte Änderung: Do 04.07.2024 00:13
Im zweiten Teil wird auf der Basis diskurskritischer Methoden untersucht, in welcher Weise die Autorinnen die Position der im Exil adaptierten sprachlich-kulturell anderen Tradition, Denk- und Verhaltensweisen argumentativ mit einbringen. Bei Hilde Spiel sind es ihre vielfältigen Erfahrungen als Jorunalistin, als Generalsekrtärein des öster. PEN sowie ihre Übersetzungs- und Herausgebertätigkeit; bei Ruth Klüger das Umfeld ihrer akademischen Tätigkeit im deutsch-amerikanischen Vergleich, bei Ilse Aichinger England als Utopie. Auch die Frage des Sprachwechsels, der Mehrsprachigkeit, der (Eigen)Übersetzung und des Medienwechsels (Helga Michie) wird hier zu diskutieren sein.
Zuletzt wird in einer weiter ausgreifenderen Perspektive die hier im historisch spezifischen Kontext untersuchte Frage weiblichen Schreibens auf übergreifendere Konzepte einer Literaturgeschichte von Frauen im internationalen Vergleich bezogen, wobei paradigmatische Identifikationsfiguren wie Virginia Woolf besondere Berücksichtigung finden sollen.Programmübersicht:
2.10. Remigration, Gender, Generation: Konzepte und Konsequenzen
Einführung in das Seminarthema und Diskussion von Filmausschnitten aus:
Anna und Anna. Ein Film-Drehbuch von Hilde Spiel. Inszenierung: Airan Berg, Claus Peymann. Fernseh-Regie: C. Rainer Ecke. Aufzeichnung einer Aufführung aus dem Vestibül des Burgtheaters 1989
Renata Schmidtkunz: Ich komm' nicht von Auschwitz her, ich stamm' aus Wien Ruth Klüger im Portrait (2005) sowie Das Weiterleben der Ruth Klüger (2011).
Christine Nagel: Wo ich wohne. Ein Film für Ilse Aichinger (2014)
Einteilung der SeminarteilnehmerInnen in drei Gruppen zur weiteren Semesterarbeit (jede Gruppe widmet sich schwerpunktmäßig dem Werk von Spiel, Aichinger und Klüger; die Themen der einzelnen Sitzungen werden immer von allen drei Gruppen vorbereitet und präsentiert)
I. Sozialgeschichtliche Konditionen von Texten
9.10. Spezifische Parameter weiblicher Biographien im 20.Jh.:
1) akademische Bildung und soziale Bindungen (Heirat, Familie)
2) generationelle Unterschiede in Bezug auf die historische Erfahrung
23.10. Kulturelle Differenzen (AU,D,GB,USA)
1) in Bezug auf Weiblichkeitsentwürfe
2) im Umgang mit den Erfahrungen und der Geschichte des Zweiten Weltkriegs
>> inwiefern konditionieren diese Faktoren die Frage einer Rückkehr nach Wien?
>> wie werden sie in den Texten der Autorinnen reflektiert?
>> wie sieht deren Rezeption aus?
II. Konditionen des Schreibens in der (R)emigration
6.11. Professionalität und Mehrsprachigkeit
13.11. Kultur und Differenz
27.11. Identifikationsfiguren und Modelle
4.12. Diskurse und Medien