132015 UE Minderheiten- und Volksgruppensprachen und -literaturen in der Schule (2025W)

Diese interdisziplinäre Übung widmet sich der Rolle von Minderheitensprachen im Bildungssystem ausgewählter europäischer Länder, mit einem besonderen Fokus auf finno-ugrische Minderheitensprachen, entweder Staatssprachen (Ungarisch, Finnisch, Estnisch) in Diaspora- oder Minderheitenposition oder Sprachen von staatslosen finno-ugrischen Minderheiten (wie z.B. Saamisch). Sie richtet sich an alle interessierten Studierenden der Finno-Ugristik aber auch sämtlicher Nachbardisziplinen – Sprachkenntnisse in den behandelten Minderheitensprachen sind keine Voraussetzung für den Besuch der Übung.

In der ersten Hälfte der Übung lernen die Studierenden in Form von zum Teil interaktiven Vorträgen durch die Lehrveranstaltungsleiterinnen sowie geladene Expert*innen aus dem Bereich der Sprach- und Literaturwissenschaft die jeweilige politische und sprachsoziologische Situation der verschiedenen Minderheitensprachen kennen, wobei eben auf historische und gegenwärtige Rahmenbedingungen der jeweiligen Minderheitenpolitik eingegangen wird, ebenso wie auf Fragen nach institutioneller Förderung, schulischer Vermittlung und dem Status von Literatur und Kultur in diesem Kontext. Ergänzt wird die Auseinandersetzung durch vergleichende Perspektiven, wie etwa mit der Situation des Burgenlandkroatischen in Österreich.
In der zweiten Hälfte der Übung sollen die Studierenden sich gegebenenfalls in Form von Gruppen- und/oder Einzelarbeiten mit selbstgewählten Fragestellungen innerhalb des Themengebiets der Übung auseinandersetzen und ihre Ergebnisse dann in Form von Präsentationen bzw. Referaten oder – je nach Thema und Verfügbarkeit – von ihnen moderierten Expert*innen-Interviews dem Plenum vorstellen. Dabei werden u.a. Themen wie etwa die Ausbildung von Lehrpersonen für Minderheitensprachen, die Analyse und der Vergleich von Lehrmaterialien oder die Unterschiede zwischen staatlichem Unterricht und außerschulischen Angeboten wie etwa Nachmittagsschulen behandelt. Die detaillierte Themenliste wird in der ersten Einheit der Übung mit den angemeldeten Studierenden besprochen, um die Themen den jeweiligen Interessen und möglichen Vorkenntnissen entsprechend unter den Studierenden zu verteilen.

Ziel des Seminars ist es, ein vertieftes Verständnis für die sprachsoziologischen und bildungspolitischen Bedingungen von Minderheitensprachen zu entwickeln und die Rolle von Minderheitensprachen, -kulturen und -literaturen im öffentlichen Bildungsbereich kritisch zu reflektieren.
Der Kurs arbeitet mit einer Kombination aus (interaktiven) Vorträgen, gemeinsamer und eigenständiger Textlektüre, Diskussion, Gruppenarbeiten, kurzen Präsentationen und vergleichende Fallanalysen, wodurch auch vorausgesetzt wird, dass die Studierenden sich zur Vorbereitung ausgewählte Inhalte eigenständig (= im Selbststudium und außerhalb der Abhaltungszeit der Lehrveranstaltung) aneignen.