Universität Wien

135033 PS Literaturtheorie (PS): Pastiche? Parodie? Plagiat? Theorien der Intertextualität (2022W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Es findet ein begleitendes Tutorium statt.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Nach jetzigem Stand (Oktober 2022) findet die geblockt abgehaltene dreistündige Lehrveranstaltung in Präsenz statt.

  • Dienstag 18.10. 16:45 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Dienstag 08.11. 16:45 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Dienstag 22.11. 16:45 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Dienstag 06.12. 16:45 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Dienstag 10.01. 16:45 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Dienstag 24.01. 16:45 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der resignierten Feststellung, dass »alles, was gesagt wird, zitiert« (Bernhard 2006: 157) ist und dem Eindruck, »eingeschlossen in eine fortwährend alles zitierende Welt« (Bernhard 2003: 150) zu sein, steht eine große Bandbreite literarischer Auseinandersetzungen mit vorangegangenen Werken gegenüber. Ob als »tragischer Kampf gegen die sich in den eigenen Text notwendig einschreibenden fremden Texte« (Lachmann 1990: 39) oder indem sich Autor:innen an »fremden Diskursen orientieren, um ihren eigenen Standpunkt zu bestimmen« (Zima 1999: 43): Das in ein dichtes »Zitatgewebe« (Barthes 1984: 58) eingeflochtene Schreiben zeigt insbesondere in der Postmoderne eine neue Kreativität im Umgang mit Bestehendem. Als literaturwissenschaftliche Praxis wird Intertextualität weniger als das extensive kulturelle »Zitatmosaik« aufgefasst, für das Julia Kristeva den Intertextualitätsbegriff 1966 prägte, denn als konkrete Kopräsenz zweier oder mehrerer Texte.
Nach einem Abriss zur Geschichte von Textbeziehungen (und den damit verbundenen Werk- und Autorschaftsrealitäten) beschäftigt sich die Lehrveranstaltung mit strukturalistischen und poststrukturalistischen Intertextualitätsdefinitionen und zuletzt mit jüngeren Tendenzen der Intertextualitätsforschung. Das gemeinsame Erarbeiten grundlegender Kategorien und Begriffsinstrumentarien (u. a. Broich/Pfister, Helbig) erlaubt es, verschiedene Grade, Formen und Funktionen von Intertextualität zu identifizieren. Als Untersuchungsbeispiel dient die innerliterarische Resonanz, die das Werk Thomas Bernhards im Laufe der letzten 50 Jahre auf globaler Ebene gefunden hat (vgl. globalbernhard.univie.ac.at). Betrachtet werden direkte und indirekte Bezugnahmen auf den Autor, auf seine Werke und seine Figuren, markierte und unmarkierte Zitate und Anspielungen, thematische, stilistische und formale Übernahmen sowie spezifische Textverfahren wie Parodie, Satire, Pastiche und Plagiat.
Als »eine methodische Weiterentwicklung bzw. als Korrektiv von Einfluss-Konzepten« (Schmeling 2013: 150) verstanden, verlagert der intertextuelle Zugriff jenseits von unilateral-hierarchischen Original- und Kopie-Auffassungen älterer Ansätze die Aufmerksamkeit auf das produktive und rekontextualisierende Moment. Anhand praktischer Beispiele diskutiert der Kurs unter anderem, welche Möglichkeiten der transkulturellen und transhistorischen Kommunikation intertextuelle Schreibweisen eröffnen, welche neuen Blicke sich auf Prätexte ergeben und welche übergeordneten poetologischen Prinzipien dem Spannungsverhältnis von Imitation und Transformation jeweils zugrunde liegen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Lektüreaufgaben mit Protokollen
Präsentation mit Slides (20 Minuten)
Schriftliche Ausarbeitungen (8-10 Seiten)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit (einmaliges unentschuldigtes Fehlen)
Rechtzeitige Einreichung der schriftlichen Teilleistungen in den digitalen Abgabeordner (Moodle):

Lektüreaufgaben mit Protokollen – 15 Punkte
Präsentation mit Slides (20 Minuten) – 35 Punkte
Schriftliche Ausarbeitungen (8-10 Seiten) – 50 Punkte

Es müssen 60 Punkte zur positiven Absolvierung der Lehrveranstaltung erreicht werden:
1 (100-90 Punkte), 2 (89-80 Punkte), 3 (79-70 Punkte), 4 (69-60 Punkte), 5 (59-0 Punkte)

Prüfungsstoff

Den Lektüreprotokollen, der Präsentation und der schriftlichen Ausarbeitung liegt die Auswertung der bereitgestellten Primär- und Sekundärliteratur zugrunde. Diese Texte (Moodle) sind durch eigene Recherchen zu ergänzen.

Literatur

Allen, Graham: Intertextuality. 3. Aufl. London, New York: Routledge 2022.

Baron, Scarlett: The Birth of Intertextuality: The Riddle of Creativity. New York, London: Routledge 2020.

Barthes, Roland: »La mort de l’auteur« (1968). In: Le bruissement de la langue. Essais critiques IV. Paris: Seuil 1984. S. 54-60 [Zuerst als »The Death of the Author«, in: Aspen, no. 5+6, Fall-Winter 1967.]

Beekman, Klaus, und Ralf Grüttemeier: Instrument Zitat. Über den literarhistorischen und institutionellen Nutzen von Zitaten und Zitieren. Amsterdam, Atlanta: Rodopi [= Avant-Garde Critical Studies; Bd. 13] 2000.

Broich, Ulrich, und Manfred Pfister, unter Mitarbeit von Bernd Schulte-Middelich: Intertextualität. Formen, Funktionen, anglistische Fallstudien. Tübingen: Niemeyer [= Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft; Bd. 35] 1985. S. 1-30.

Genette, Gérard: Palimpsestes: La Littérature au second degré. Paris: Seuil 1982.

Genette, Gérard: Seuils. Paris: Seuil 1987.

Helbig, Jörg: Intertextualität und Markierung. Untersuchungen zur Systematik und Funktion der Signalisierung von Intertextualität. Heidelberg: Winter [= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte 3; Bd. 141] 1996.

Klein, Josef, und Ulla Fix (Hg.): Textbeziehungen. Linguistische und literaturwissenschaftliche Beiträge zur Intertextualität. Tübingen: Stauffenburg 1997.

Kristeva, Julia: »Bakhtine, le mot, le dialogue et le roman«. In: Critique 23 (1967). S. 438-465.

Lachmann, Renate: Gedächtnis und Literatur. Intertextualität in der russischen Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990.

Mason, Jessica: Intertextuality in Practice. Amsterdam, Philadelphia: John Benjamins Publishing [= Linguistic Approaches to Literature; Bd. 33] 2019.

Still, Judith, und Michael Worton (Hg.): Intertextuality: Theories and Practices. Manchester, New York: Manchester University Press 1990.

Zima, Peter V.: »Formen und Funktionen der Intertextualität in Moderne und Postmoderne«. In: Literatur als Text und Kultur, hg. von Moritz Csáky. Wien: Passagen 1999.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M3

Letzte Änderung: Do 04.07.2024 00:13