Universität Wien

135033 PS PS Lit.-Theorie: Übertreibungskunst. Verfahren hyperbolischen Schreibens (2024W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Es findet ein begleitendes Tutorium statt.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 09.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 30.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 06.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 13.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 27.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 04.12. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 11.12. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 08.01. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 15.01. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 29.01. 14:15 - 15:45 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Als Mittel disproportionaler Weltbeschreibung weist die Hyperbel (gr. υπερβολή) eine bewegte Geschichte auf, in der das in ihr angelegte Sichhinauswerfen über Tatsachen und damit Ausloten von vermeintlich festsitzenden Sinn- und Seinsbereichen verschiedene Konjunkturen erlebt hat. Konjunkturen und Kontinuitäten verfolgt das Proseminar überblicksartig von der Antike bis zu den Übertreibungsverfahren in der literarischen, alltagssprachlichen und politischen Rhetorik der Gegenwart, deren kommunikatives und affektives Gewicht es betrachtet, wie auch deren ästhetischen und epistemologischen Wert. Vermittelt werden dabei Kompetenzen im Erkennen von Identifikatoren (z. B. Ausschließlichkeitsmarker, Zahl- und Maßbezeichnungen), in der Klassifikation, der zugrundeliegenden Intention (etwa Überraschungs- und Belustigungseffekte) und der Beziehungen zu Stilmitteln wie z. B. der Ironie. In ihrer Multifunktionalität sind hyberbolische Schreibweisen in gewissen Gattungen (u. a. Märchen, Held:innenepen) häufig anzutreffen, konstitutiv für manche Textsorten und Kunstformen (Satire, Farce etc.) sowie Literatur- und Filmgenres (u. a. Absurdes Theater, Transgressive Fiction, New Extremity). Unter Einbindung literarischer Beispiele, die von François Rabelais bis Mark Twain reichen, von Karl Kraus bis Jack Kerouac, von Kathy Acker bis Elfriede Jelinek, werden Ausdrucksarten und Gegenstände der Hyperbel untersucht. Zuletzt werfen jüngere hyperbelkritische Texte die Frage auf, inwieweit die Logik der Emphatisierung durch veränderte Aufmerksamkeitsökonomien der digitalen Zeit neue Eskalationsstufen und – als Übertreibungsautomatismus – schließlich Leerstufen erreicht, die sich auch in der Literatur spiegeln.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die folgenden Teilleistungen sind zu erbringen:

Lektüreaufgaben mit Protokoll

Präsentation mit Slides (15-20 min)

Proseminararbeit (ca. 10 Seiten) bis zum 31. März 2025

Die Zuhilfenahme von KI-Tools beim Verfassen eigenständiger Texten ist gestattet. Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung Studierende zu einem Gespräch über ihre schriftlichen Arbeiten einladen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit (maximal zwei unentschuldigte Fehleinheiten)

Lektüreaufgaben mit Protokoll: 25%

Präsentation mit Slides: 25%

Proseminararbeit mit Exposé: 50%

Insgesamt müssen 60 Punkte zur positiven Beurteilung der Lehrveranstaltung erreicht werden:

1 (100-90 Punkte), 2 (89-80 Punkte), 3 (79-70 Punkte), 4 (69-60 Punkte), 5 (59-0 Punkte)

Die Erbringung aller Teilleistungen ist Voraussetzung für eine positive Beurteilung. Werden einzelne Teilleistungen nicht erbracht, gilt die Lehrveranstaltung als abgebrochen. Bei Nachweis eines unvorhergesehenen, die Teilnahme verunmöglichenden Grundes ist eine Abmeldung von der Lehrveranstaltung nach Ablauf der Frist möglich.

Prüfungsstoff

Den einzelnen Teilleistungen (Lektüreprotokolle, Präsentation, Proseminararbeit) liegt die u. g. Auswahl an Forschungsliteratur zugrunde, die durch eigene Recherchen zu ergänzen ist.

Literatur

Claridge, Claudia. Hyperbole in English: a Corpus-based Study of Exaggeration. Cambridge: Cambridge University Press 2010.
Düttmann, Alexander García. Philosophie der Übertreibung. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2004.
Johnson, Christopher D. Hyperboles: The Rhetoric of Excess in Baroque Literature and Thought. Harvard: Harvard University Press 2010.
Köbele, Susanne. »Die Kunst der Übertreibung: Hyperbolik und Ironie in spätmittelalterlichen Minnereden«. In Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätmittelalterlichen Minnereden, hg. von Ludger Lieb und Otto Neudeck. Berlin: De Gruyter [= Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte; Bd. 40] 2006. S. 19-44.
McCarthy, Michael, und Ronald Carter. »›There’s millions of them‹: Hyperbole in everyday conversation«. In: Journal of Pragmatics 36 (2004). S. 149-184.
McEntire, Nancy Cassell. »Tall Tales and the Art of Exaggeration«. In: Acta Ethnographica Hungarica 54 (2009), Nr. 1. S. 125-134.
Norrick, Neal R. »On the Semantic of Overstatement«. In: Sprache erkennen und verstehen. Akten des 16. Linguistischen Kolloquiums Kiel 1981; Bd. 2, hg. von Klaus Detering, Jürgen Schmidt-Radefeldt und Wolfgang Sucharowski. Tübingen: Max Niemeyer Verlag [= Linguistische Arbeiten; Bd. 119] 1982. S. 168-176.
Peña, María Sandra, und Francisco J. Ruiz de Mendoza. »Construing and Constructing Hyperbole«. In: Studies in Figurative Thought and Language, hg. von Angeliki Athanasiadou. Amsterdam: John Benjamins 2017. S. 41-73.
Ritter, Joshua R. »Recovering Hyperbole: Re-Thinking the Limits of Rhetoric for an Age of Excess«. In: Philosophy & Rhetoric 45 (2012), Nr. 4. S. 406-428.
Quintilianus, Marcus Fabius. Ausbildung des Redners: zwölf Bücher, 2 Bde., 2. Buch VII - XII, hg. von Helmut Rahn. 3. Aufl. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1995.
Waldenfels, Bernhard. Hyperphänomene: Modi hyperbolischer Erfahrung. 1. Aufl. Berlin: Suhrkamp 2012.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M3

Letzte Änderung: Di 08.10.2024 21:46