Universität Wien

135042 PS Weibliche Briefkultur im 19. Jahrhundert (2023W)

Historische Egodokumente lesen, verstehen, kontextualisieren, edieren

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 10.10. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 17.10. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 24.10. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 31.10. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 07.11. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 14.11. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 21.11. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 28.11. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 05.12. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 12.12. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 09.01. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 16.01. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 23.01. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Dienstag 30.01. 09:30 - 11:00 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Anhand eines bisher unveröffentlichten und von der Forschung nicht beachteten Handschriftenkorpus beschäftigen wir uns in diesem Seminar mit der Edition von Handschriften von Frauen aus dem Umfeld eines der bedeutendsten literarischen Zirkeln der Romantik in Deutschland. Überwiegend stammen die Briefe von Agnes Alberti (1802(?)-1880), Tochter des romantischen Schriftstellers Ludwig Tieck, teils auch von ihrer Schwester, der Übersetzerin Dorothea Tieck, sowie der Mutter Amalie Alberti. Im Rahmen des Proseminars wird das Briefmaterial von uns transkribiert und historisch-kritisch ediert. 
Während die Werke Ludwig Tiecks fraglos zum literarischen Kanon zählen, teils gar zu den meistinterpretierten Werken der Germanistik, ist über die Frauen aus seinem Umfeld wenig bekannt. Die ältere Tochter, Dorothea Tieck, war neben A. W. Schlegel und Wolf von Baudissin Urheberin der unter seinem Namen erschienen ersten vollständigen deutschen Shakespeare-Übersetzung. Trotz ihrer übersetzerischen Tätigkeit wissen wir wenig über Dorothea Tieck, noch weniger ist über ihre Schwester Agnes bekannt. „Wir gingen alle hinauf in die Zimmer der Frau von Goethe, wo Fräulein Agnes Tieck sich zum Flügel setzte und das schöne Lied ›Im Felde schleich ich still und wild‹ usw. mit einer trefflichen Altstimme so im Geiste der Situation vortrug, daß es einen Eindruck ganz eigener unvergeßlicher Art machte.“ So eine der wenigen Erinnerungen an sie in Eckermanns Goethe-Gesprächen. 
Der Mangel an Informationen über die weiblichen Mitglieder dieser Schriftstellerfamilie hat einerseits sicherlich biographische und überlieferungsbedingte Gründe, resultiert jedoch auch aus ihrer Geschlechtszugehörigkeit, aus der strukturellen Ungleichbehandlung von Frauen durch eine männlich dominierte Literaturgeschichtsschreibung. Aufgabe einer zeitgemäßen Edition von Frauenbriefen ist es, dies sowie die geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Schreib- und Rezeptionsbedingungen zu berücksichtigen. Die Fragestellungen und Probleme von Editionsvorhaben, die sich mit Egodokumenten historischer weiblicher Persönlichkeiten befassen, werden im Rahmen des Proseminars besondere Berücksichtigung erfahren.
Nach einem einführenden theoretischen Teil durch die LV-Leitung und einer Präsentation des Materialkorpus zu Semesterbeginn werden die Briefe in Kleingruppen transkribiert und ediert, wobei bestehende Editionen als Referenzen herangezogen werden sollen. Die Powerpointpräsentationen zu den Vorträgen der Lehrveranstaltungsleitung, die begleitende Pflichtlektüre sowie Literaturhinweise werden ebenso wie die digitalisierten Handschriften auf Moodle bereitgestellt. Die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit werden zu Semesterende im Plenum präsentiert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Folgende Teilprüfungsleistungen (KI-Tools nicht erlaubt) müssen für eine positive Gesamtnote erbracht werden:

- regelmäßige Mitarbeit

- Pflichtlektüre inkl. kurze Inhaltspräsentation durch Kleingruppen
- Vorbereitung des zu transkribierenden Briefmaterials für den Workshop und aktive Teilnahme an selbigem

- selbständiges Verfassen einer wissenschaftliche Hausarbeit bis 29.02.2024 in Form einer Edition des zugewiesenen Handschriftenmaterials

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Transkription von Briefen aus dem 19. Jahrhundert in Kurrentschrift durch alle Teilnehmer*innen Grundvoraussetzung für das Verfassen der Hausarbeit und die positive Absolvierung der Lehrveranstaltung ist. Eine Präsentation des Materialkorpus erfolgt in der ersten LV-Einheit.
Maßgeblich für die Benotung sind folgende Punkte:

- Mitarbeit

- Pflichttexte: Präsentation der Inhalte und Vorbereitung von Diskussionsfragen durch Kleingruppen

- fristgerechte Abgabe einer wissenschaftlichen Hausarbeit per E-Mail bis 29.02.2024

Muss-Kriterien für erfolgreichen Abschluss:
Regelmäßige Teilnahme (2x Fehlen ist gestattet)
Abgabe einer positiv zu beurteilenden wissenschaftlichen Hausarbeit

Notenschlüssel: sehr gut: 100-87 P., gut: 86-75 P., befriedigend: 74-63 P., genügend: 62-51 P., nicht genügend: 50-0 P.

Update 12.12.2023: detaillierte Informationen zum Arbeitsauftrag für die Gruppenpräsentation und das Verfassen der schriftlichen Abschlussarbeit wurden an alle angemeldeten Teilnehmer*innen versand und sind auf Moodle unter "Hinweise zur Gruppenpräsentation und zum Verfassen der schriftlichen Abschlussarbeit" abrufbar.

Prüfungsstoff

regelmäßige Teilnahme (2x unentschuldigtes Fehlen ist gestattet, Ersatzleitungen sind nach Vereinbarung zu erbringen), Präsentation der Pflichtlektüre, Diskussionsbeteiligung bei Kleingruppenarbeit, wissenschaftliche Hausarbeit

Literatur

Literatur
Baasner, Rainer (Hg.): Briefkultur im 19. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer 1999.
Barbara Becker-Cantarino, ,Leben als Text - Briefe als Ausdrucks- und Verständigungsmittel in der Briefkultur und Literatur des 18. Jahrhunderts', in, Hiltrud Gnüg, Renate Möhrmann (Hg.), FrauenLiteraturGeschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart: Metzler, 1999, S. 129-146
Ingo Breuer: Frauen-Zimmer, Brief-Räume. Topographien weiblicher Briefkultur im 18. Jahrhundert, In: "… nur Frauen können Briefe schreiben" hg. v. Renata Dampc-Jarosz, Paweł Zarychta. Berlin, Bern, Wien 2019, S. 31-46
Veit Didczuneit, ,2.1 Postgeschichte', in, Matthews-Schlinzig, Marie Isabel ; Schuster, Jörg ; Steinbrink, Gesa ; Strobel, Jochen [Hg.], Handbuch Brief: Von der Frühen Neuzeit Bis Zur Gegenwart, Berlin/Boston: de Gruyter, 2020, S. 163-186.
Rainer Hünecke: Krisenjahre einer Paarbeziehung. Geschlechtsspezifisches Sprachhandeln im Briefwechsel zwischen Sophie (Tieck) Bernhardi (1775-1833) und August Wilhelm Schlegel (1772-1845), in: Bausteine zu einer Geschichte des weiblichen Sprachgebrauchs. Bd. 10. Zeugnisse des produktiven Sprachhandelns von Frauen in privaten, halböffentlichen und öffentlichen Diskursen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Hg. v. Gisela Brandt, Stuttgart : 2012, S. 125-138
Frederike Middelhoff: Life/Lost in Translation. Romantische Schriftstellerinnen übersetzen. In: jetzt Kommen Andre Zeiten Angerückt: Schriftstellerinnen der Romantik. Hg. v. Martina Wernli. Berlin, Heidelberg 2022, S. 245-272
Wolfgang Müller: Der Brief als Spiegel der Seele. Zur Geschichte eines Topos der Epistolartheorie von der Antike bis zu Samuel Richardson. In: Antike und Abendland 26, 1980, S. 138.157
Reinhard M. G. Nikisch: Briefkultur. Entwicklung und sozialgeschichtliche Bedeutung des Frauenbriefes im 18. Jahrhundert. In: Deutsche Literatur von Frauen, hg. v. Gisela Brinker-Gabler, Bd. 1. München 1987
Rüdiger Nutt-Kofoth, ,1.5 Editionswissenschaft', in, Matthews-Schlinzig, Marie Isabel ; Schuster, Jörg ; Steinbrink, Gesa ; Strobel, Jochen [Hg.], Handbuch Brief: Von der Frühen Neuzeit Bis Zur Gegenwart, Berlin/Boston: de Gruyter, 2020, S. 81-95
Amber K. Regis: Virginia Woolf, Genre-Bending and Feminist Life-Writing: A Room of One’s Own, in: Katherine Smits/ Susan Bruce [Hg.]: Feminist Moments. Reading Feminist Texts. Bloomsbury Academic 2016, S. 123-130
Anita und Runge und Lieselotte Steinbrügge: Die Frau im Dialog. Studien zur Theorie und Geschichte des Briefes. Stuttgart 1991
Jutta Weber: Berühmte Frauen und ihre Briefe in Autographensammlungen. Vorgestellt am Beispiel der Autographen-Sammlung Herbert Adam der Staatsbibliothek zu Berlin. In: "… nur Frauen können Briefe schreiben" hg. v. Renata Dampc-Jarosz, Paweł Zarychta. Berlin, Bern, Wien 2019, S.
Martina Wernli: Zur Wiederentdeckung romantischer Autorinnen. In: jetzt Kommen Andre Zeiten Angerückt: Schriftstellerinnen der Romantik. Hg. v. Martina Wernli. Berlin, Heidelberg 2022, S. 1-10
Beispieleditionen:
»Was wir nicht in Worte fassen können«. Die Briefe Dorothea Tiecks an Luise von Bülow-Dennewitz. Hg. und kommentiert von Sophia Zeil. Dresden: Thelem 2018 (Tieck-Studien, Bd. 2).
Sophie Tieck: Briefe an den Bruder Ludwig. Hg. v., Renata Dampc-Jarosz und Hannelore Scholz-Lübbering. Göttingen 2020.
Briefe und Texte aus dem intellektuellen Berlin um 1800. Dorothea Tieck. Projektverantwortliche: Anne Baillot & Sophia Zeil, https://www.berliner-intellektuelle.eu/author?p0217+de
Tiziana Corda, ,Käse und Rübchen. Dorothea Tiecks Alltag als Mittlerin im Familien- und Freundeskreis‘, in, Andrea Albrecht, Christian Benne, und Kirk Wetters (Hg.), Athenäum. Jahrbuch der Friedrich Schlegel-Gesellschaft, Bd. 29, 2019, S. 197–204
Virginia Woolf: A room of one's own. Ditzingen: Reclam, 2021

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M4

Letzte Änderung: Di 12.12.2023 15:06