Universität Wien

135042 PS Weibliche Briefkultur im 19. Jahrhundert (2024W)

Historische Egodokumente lesen, verstehen, kontextualisieren, edieren

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 08.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 15.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 29.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 05.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 12.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 19.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 26.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 03.12. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 10.12. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 17.12. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 14.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 21.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Dienstag 28.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Anhand eines bisher unveröffentlichten und von der Forschung nicht beachteten Handschriftenkorpus beschäftigen wir uns in diesem Seminar mit der Edition von Handschriften von Frauen aus dem Umfeld eines der bedeutendsten literarischen Zirkel der Romantik in Deutschland. Überwiegend stammen die Briefe von der Übersetzerin Dorothea Tieck (1799-1841) und ihrer Schwester Agnes Alberti (1806-1880) – den beiden Töchtern des Schriftstellers Ludwig Tieck – sowie von Tiecks Ehefrau Amalie Alberti und der ebenfalls im Haushalt der Familie lebenden Henriette von Finckenstein. Im Rahmen des Proseminars wird das Briefmaterial von uns transkribiert und historisch-kritisch ediert. Während die Werke Ludwig Tiecks fraglos zum literarischen Kanon zählen, teils gar zu den meistinterpretierten Werken der Germanistik, ist über die Frauen aus seinem Umfeld wenig bekannt. Die ältere Tochter, Dorothea Tieck, war neben A. W. Schlegel und Wolf von Baudissin Urheberin der als „Schlegel-Tieck-Shakespeare“ bezeichneten ersten vollständigen deutschen Shakespeare-Übersetzung. Trotz ihrer übersetzerischen Tätigkeit wissen wir wenig über Dorothea Tieck, Informationen über sie und die anderen Frauen im Tieck’schen Haushalt finden sich v.a. als Randinformationen in den Werken von und über berühmte männliche Zeitgenossen: „Wir gingen alle hinauf in die Zimmer der Frau von Goethe, wo Fräulein Agnes Tieck sich zum Flügel setzte und das schöne Lied ›Im Felde schleich ich still und wild‹ usw. mit einer trefflichen Altstimme so im Geiste der Situation vortrug, daß es einen Eindruck ganz eigener unvergeßlicher Art machte.“ So lautet eine der wenigen Erinnerungen an Agnes Tieck in Eckermanns Goethe-Gesprächen. Der Mangel an Informationen über die weiblichen Mitglieder dieser Schriftstellerfamilie hat biographische und überlieferungsbedingte Gründe, resultiert jedoch auch aus ihrer Geschlechtszugehörigkeit, aus der strukturellen Ungleichbehandlung und stereotypen Darstellung von Frauen in einer männlich dominierten (Literatur-)Geschichtsschreibung. Aufgabe einer zeitgemäßen Edition von Frauenbriefen ist es, dies sowie geschlechtsspezifisch unterschiedliche Lebens- und Schreibbedingungen zu berücksichtigen. Die Fragestellungen und Probleme von Editionsvorhaben, die sich mit Egodokumenten historischer weiblicher Persönlichkeiten befassen, werden im Rahmen des Proseminars besondere Berücksichtigung erfahren.
Nach einem einführenden theoretischen Teil durch die LV-Leitung und einer Präsentation des Materialkorpus zu Semesterbeginn werden die Briefe in Kleingruppen transkribiert und ediert, wobei bestehende Briefeditionen als Referenzen herangezogen werden sollen. Die Powerpointpräsentationen zu den Vorträgen der Lehrveranstaltungsleitung, die begleitende Pflichtlektüre, sowie Literaturhinweise werden ebenso wie die digitalisierten Handschriften auf Moodle bereitgestellt. Die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit werden zu Semesterende im Plenum präsentiert.

Achtung: Studierende, die bereits im WiSe 2023/24 an dem Proseminar teilgenommen haben, können sich nicht nochmals zur LV anmelden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Folgende Teilprüfungsleistungen (KI-Tools nicht erlaubt) müssen für eine positive Gesamtnote erbracht werden:
• regelmäßige Mitarbeit
• Pflichtlektüre inkl. kurze Inhaltspräsentation durch Kleingruppen
• Vorbereitung des zu transkribierenden Briefmaterials für den Workshop, aktive Teilnahme an selbigem und Gruppenpräsentation der Ergebnisse in einer der Abschlusseinheiten
• selbständiges Verfassen einer wissenschaftlichen Hausarbeit bis 29.02.2025 in Form einer Edition des zugewiesenen Handschriftenmaterials
• Hilfsmittel: PPTs zu den Vorträgen der LV-Leitung, eine Auswahl relevanter Nachschlagewerke und Sekundärliteratur sowie Literaturhinweise werden auf Moodle bereitgestellt.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Transkription von Briefen aus dem 19. Jahrhundert in Kurrentschrift durch alle Teilnehmer*innen Grundvoraussetzung für das Verfassen der Hausarbeit und die positive Absolvierung der Lehrveranstaltung ist. Eine Präsentation des Materialkorpus erfolgt in der ersten LV-Einheit. Detaillierte Informationen zum Arbeitsauftrag für die Gruppenpräsentation und das Verfassen der schriftlichen Abschlussarbeit werden allen angemeldeten Teilnehmer*innen im Laufe des Semesters zur Verfügung gestellt.

Maßgeblich für die Benotung sind folgende Punkte:
- Mitarbeit
- Pflichttexte: Präsentation der Inhalte und Vorbereitung von Diskussionsfragen durch Kleingruppen
- Vorbereitung des individuellen Arbeitspakets für den Workshop und Teilnahme am Workshop
- fristgerechte Abgabe einer wissenschaftlichen Hausarbeit per E-Mail bis 28.02.2025
Muss-Kriterien für erfolgreichen Abschluss:
- Regelmäßige Teilnahme (2x Fehlen ist gestattet)
- Abgabe einer positiv zu beurteilenden wissenschaftlichen Hausarbeit
Notenschlüssel: sehr gut: 100-87 P., gut: 86-75 P., befriedigend: 74-63 P., genügend: 62-51 P., nicht genügend: 50-0 P.

Prüfungsstoff

regelmäßige Teilnahme (2x unentschuldigtes Fehlen ist gestattet, Ersatzleitungen sind nach Vereinbarung zu erbringen), Präsentation der Pflichtlektüre, Vorbereitung des Arbeitspakets für den Workshop-Termin, Diskussionsbeteiligung bei Kleingruppenarbeit, Präsentation der Ergebnisse der Kleingruppenarbeit, wissenschaftliche Hausarbeit. Bitte stellen Sie zu Semesterbeginn sicher, dass Sie bei den Ihnen zugeteilten Präsentationsterminen anwesend sein können.

Literatur

Rainer Baasner (Hg.): Briefkultur im 19. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer 1999.
Anne Baillot: "Ein Freund hier würde diese Arbeit unter meiner Beihülfe übernehmen. Die Arbeit Dorothea Tiecks (17991841) an den Übersetzungen ihres Vaters", in: Brunhilde Wehinger (Hg.): Übersetzungskultur im 18. Jahrhundert. Hannover 2008, S. 187-
Barbara Becker-Cantarino: 'Leben als Text - Briefe als Ausdrucks- und Verständigungsmittel in der Briefkultur und Literatur des 18. Jahrhunderts', in, Hiltrud Gnüg, Renate Möhrmann (Hg.), FrauenLiteraturGeschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart: Metzler, 1999, S. 129-146
Marlen Bidwell-Steiner: "1.9 Gender Studies", in: Matthews-Schlinzig, Marie Isabel et al. (Hg.): Handbuch Brief: Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Berlin/Boston 2020, S. 141-160.
Bock, Gisela: Frauengeschichte und Geschlechtergeschichte: Aspekte einer internationalen Debatte, Dies.: Geschlechtergeschichten der Neuzeit: Ideen, Politik, Praxis. Göttingen 2014, S. 21-43
Ingo Breuer: Frauen-Zimmer, Brief-Räume. Topographien weiblicher Briefkultur im 18. Jahrhundert, In: … nur Frauen können Briefe schreiben hg. v. Renata Dampc-Jarosz, Pawel Zarychta. Berlin, Bern, Wien 2019, S. 31-46
'Brief' in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 1. Berlin/New York 2007, S. 251-255
'Briefsteller' in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 1. Berlin/New York 2007, S. 257-259
Veit Didczuneit, '2.1 Postgeschichte', in, Matthews-Schlinzig, Marie Isabel ; Schuster, Jörg ; Steinbrink, Gesa ; Strobel, Jochen [Hg.], Handbuch Brief: Von der Frühen Neuzeit Bis Zur Gegenwart, Berlin/Boston: de Gruyter, 2020, S. 163-186
Karl Gutzkow: Der Hofrath Tieck. In: Phönix. Literatur-Blatt. Frankfurt/M. Nr. 3, 21. Januar 1835, S. 69-71 via https://gutzkow.de/pages/digitale-gesamtausgabe/schriften-zur-literatur-und-zum-theater/literaturkritik/schriften-zur-literatur/der-hofrath-tieck.html
Frederike Middelhoff: Life/Lost in Translation. Romantische Schriftstellerinnen übersetzen. In: jetzt Kommen Andre Zeiten Angerückt: Schriftstellerinnen der Romantik. Hg. v. Martina Wernli. Berlin, Heidelberg 2022, S. 245-272
Reinhard M. G. Nikisch: Briefkultur. Entwicklung und sozialgeschichtliche Bedeutung des Frauenbriefes im 18. Jahrhundert. In: Deutsche Literatur von Frauen, hg. v. Gisela Brinker-Gabler, Bd. 1. München 1987
Rüdiger Nutt-Kofoth, ,1.5 Editionswissenschaft', in, Matthews-Schlinzig, Marie Isabel ; Schuster, Jörg ; Steinbrink, Gesa ; Strobel, Jochen [Hg.], Handbuch Brief: Von der Frühen Neuzeit Bis Zur Gegenwart, Berlin/Boston: de Gruyter, 2020, S. 81-95
Pormeister, Eve: "Frauen im literarischen Kanonisierungsprozess und in der (nationalen) Literaturgeschichtsschreibung," in: Interlitteraria, 2010, Vol.XV (2), S. 352-374
Amber K. Regis: Virginia Woolf, Genre-Bending and Feminist Life-Writing: A Room of One’s Own, in: Katherine Smits/ Susan Bruce [Hg.]: Feminist Moments. Reading Feminist Texts. Bloomsbury Academic 2016, S. 123-130
Jörg Schuster: 'Literaturwissenschaft (Neuere deutsche Literatur), in: Handbuch Brief. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Hg.v. Marie Isabel Matthews-Schlinzig , Jörg Schuster , Gesa Steinbrink und Jochen Strobel, Berlin/Boston 2020
Anita und Runge und Lieselotte Steinbrügge: Die Frau im Dialog. Studien zur Theorie und Geschichte des Briefes. Stuttgart 1991
Jutta Weber: Berühmte Frauen und ihre Briefe in Autographensammlungen. Vorgestellt am Beispiel der Autographen-Sammlung Herbert Adam der Staatsbibliothek zu Berlin. In: "… nur Frauen können Briefe schreiben" hg. v. Renata Dampc-Jarosz, Pawel Zarychta. Berlin, Bern, Wien 2019, S. 143-151
Martina Wernli: Zur Wiederentdeckung romantischer Autorinnen. In: jetzt Kommen Andre Zeiten Angerückt: Schriftstellerinnen der Romantik. Hg. v. Martina Wernli. Berlin, Heidelberg 2022, S

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M4

Letzte Änderung: Fr 04.10.2024 12:06