Universität Wien

135051 PS Soz.geschichte (PS): (Be-)Handlungsräume: Psychiatrische Einrichtungen in der Literatur (2020W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 24 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Update 03.11.2020: Das Proseminar findet ab 04.11.2020 digital statt (siehe Moodle).

  • Mittwoch 07.10. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 14.10. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 21.10. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 28.10. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 04.11. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 11.11. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 18.11. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 25.11. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 02.12. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 09.12. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 16.12. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 13.01. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 20.01. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 27.01. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Einen Rasenden soll man nicht unter die Leute kommen lassen“, rät schon Platon in Nomoi, seinen Dialogen zum „wohlgeordneten Staate“, vielmehr sollten Angehörige „ihn im Hause verwahren“. Beispiele privater Verwahrung – wie die ‚madwoman in the attic‘ in Charlotte Brontës Jane Eyre (1847) – finden sich zahlreich in der Literaturgeschichte, ebenso Darstellungen institutioneller Unterbringung, von Hector Malots Un Beau-frère (1868) über Ken Keseys One Flew Over the Cuckoo’s Nest (1962) bis zu Brigitte Schwaigers Fallen lassen (2006). Der Reiz des Topos liegt unter anderem in den Auskünften, die Behandlungsorte und -arten über den sozialgeschichtlichen Kontext zu geben vermögen: Die fiktive Anstalt bildet häufig auf kreative Weise den Zustand der Gesellschaft ab, repräsentiert (ex negativo) ihre Werte. So haben Toll-, Irren- und Narrenhaus, Nervenheilanstalt und psychiatrische Klinik im Laufe der Zeit Namen und Normen geändert, nur bedingt jedoch ihren Status als Abweichungsheterotopien, laut Michel Foucault nach eigenen Gesetzmäßigkeiten funktionierende Räume, die jene Individuen beherbergen, deren Verhalten merklich vom Vorgesehenen abweicht. Die räumliche Abtrennung erweckt die Illusion einer klaren Grenze zwischen Gesundem und Pathologischem, der vor allem psychiatriekritische SchriftstellerInnen ein beunruhigendes Kontinuum entgegensetzen.
Gestützt auf gemeinsame Theorie-Lektüren untersucht das Proseminar literarische Psychiatrie-Porträts (u. a. von Wilkie Collins, Kurt Vonnegut, Antonia White, Anne Sexton, Maggie O’Farrell, Sebastian Faulks, Thomas Melle, Gerhard Roth und Werner Kofler) und betrachtet, wie die jeweiligen Raumkonstruktionen und Transgressionsdarstellungen den Wandel psychiatrischer Praktiken im Verlauf der letzten 150 Jahre spiegeln.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Referat mit Handout, Lektüre mit Kurzessay, Seminararbeit (10-12 Seiten)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheit (zweimaliges unentschuldigtes Fehlen)

Präsentation mit Handout: 25 Punkte
Lektüre und Kurzessay: 25 Punkte
Seminararbeit (10-12 Seiten): 50 Punkte

Es müssen 60 Punkte zur positiven Absolvierung der Lehrveranstaltung erreicht werden:
1 (100-90 Punkte)
2 (89-80 Punkte)
3 (79-70 Punkte)
4 (69-60 Punkte)
5 (59-0 Punkte)

Prüfungsstoff

Literatur

Forschungsliteratur (Auswahl):

Bivins, Roberta und John V. Pickstone (Hg.). Medicine, Madness and Social History. Basingstoke und New York: Palgrave Macmillan 2007.
Cross, Simon. Mediating Madness. Mental Distress and Cultural Representation. Basingstoke und New York: Palgrave Macmillan 2010.
Faust, Volker und Gerhard Köpf. Psychiatrie in der Literatur. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 2003.
Foucault, Michel. Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1973 [1969].
Hess, Volker und Heinz-Peter Schmiedebach (Hg.). Am Rande des Wahnsinns. Schwellenräume einer urbanen Moderne. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2012.
Köpf, Gerhard. ICD-10 literarisch. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 2006.
Kyaga, Simon. Creativity and Mental Illness. The Mad Genius in Question. Basingstoke und New York: Palgrave Macmillan 2015.
Ledebur, Sophie. Das Wissen der Anstaltspsychiatrie in der Moderne. Zur Geschichte der Heil- und Pflegeanstalten Am Steinhof in Wien. Wien, Köln: Böhlau 2015.
Porter, Roy und David Wright (Hg.). The Confinement of the Insane. International Perspectives, 1800-1965. Cambridge: Cambridge University Press 2003.
Reuchlein, Georg. Bürgerliche Gesellschaft, Psychiatrie und Literatur. Zur Entwicklung der Wahnsinnsthematik in der deutschen Literatur des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. München: Fink 1986.
Scull, Andrew. The Insanity of Place/ The Place of Insanity. Essays on the History of Psychiatry. London, New York: Routledge 2006.
Small, Helen. Love’s Madness. Medicine, the novel and female insanity. 1800-1865. Oxford: Oxford University Press 1998.
Topp, Leslie. Freedom and the Cage. Modern Architecture and Psychiatry in Central Europe, 1890-1914. University Park/PA: The Pennsylvania State University Press 2017.
Wübben, Yvonne. Verrückte Sprache. Psychiater und Dichter in der Anstalt des 19. Jahrhunderts. Konstanz: Konstanz University Press 2012.
Yanni, Carla. The Architecture of Madness. Insane Asylums in the United States. Minneapolis, London: University of Minnesota Press 2007.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M5

Letzte Änderung: Do 04.07.2024 00:13