Universität Wien

135052 PS Sozialgeschichte der Lit. (PS): Geschlechterdifferenz und Gattungswahl (2018W)

im 18./19. Jh.

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 04.10. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 11.10. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 18.10. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 25.10. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 08.11. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 15.11. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 22.11. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 29.11. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 06.12. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 13.12. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 10.01. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 17.01. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 24.01. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
Donnerstag 31.01. 12:00 - 13:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die LV setzt es sich zum Ziel, die geschlechtsspezifisch unterschiedliche (literarische) Sozialisation, Rechtslage und Lebensweise im 18. und 19. Jahrhundert dahingehend zu analysieren, inwiefern sie Auswirkungen auf die Gattungswahl einzelner Autorinnen und Autoren hat. Denn in diesen beiden Jahrhunderten findet eine Neuformierung der Geschlechterordnung statt, in deren Rahmen unter Rückgriff auf ein biologistisches Differenzkonzept die zunächst vorherrschende Standes- allmählich durch die binäre Ordnung „Mann/Frau“ abgelöst wird.

Während man im 18. Jh. den Frauen v. a. das Schreiben von Briefen zugesteht (etwa Ch. F. Gellert), erscheint mit der Wende zum 19. Jh. der Roman als jene Gattung, die am häufigsten mit Autorinnen assoziiert wird. Beiden Textsorten ist u. a. gemeinsam, dass sie (meist) in der häuslichen Sphäre verankert und mit Gefühlsanalyse beschäftigt, also auf jenen Ebenen angesiedelt sind, die zu dieser Zeit als spezifisch „weiblich“ gelten. Im Gegensatz dazu bleibt vielen Frauen das Schreiben in traditionellen Genres wie Drama und Lyrik aufgrund ihrer meist fehlenden Vorbildung verwehrt. In Zusammenhang mit dem Theater stellen außerdem starke Männernetzwerke eine Hürde dar, das eigene Werk zur Aufführung zu bringen.
Diese Problematiken sollen bei der Beschäftigung mit den Autorinnen Mary Wortley Montagu, Bettina von Arnim und Karoline von Günderrode sowie mit einzelnen schriftstellerisch tätigen Paaren im Vordergrund stehen, die durch Verwandtschaft (Henry und Sarah Fielding), Freundschaft (Sophie von La Roche und Christoph Martin Wieland) oder Ehe (Luise und Johann Christoph Gottsched, Percy B. und Mary Shelley) verbunden sind.
Die beschriebene zeittypische Genrewahl lässt sich jedoch nicht absolut setzen. Beispielsweise publizieren sowohl Henry Fielding als auch Wieland bedeutende Romane – und die Gottscheds prägen beide den Theatersektor ihrer Epoche. Überhaupt müssen wir in der LV unseren Blick dafür schärfen, dass der traditionelle Kanon aufgrund seiner Tendenz, Texte von Frauen auszuschließen, oft wenig Aufschluss über die tatsächliche Gattungswahl von Schriftstellerinnen gibt. Denn während etwa Virginia Woolf in „A Room of One’s Own“ (1929) noch darüber klagt, Autorinnen hätten wenig und fast nur Romane geschrieben, konnte mittlerweile durch Neuauflagen längst vergessener Drucke, Publikation von Archivmaterial usw. ein großer Fundus auch anderer Genres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Nachdem die Arbeit in diesem Bereich bei weitem nicht abgeschlossen ist, können wir also nur zu vorläufigen Ergebnissen kommen.

Methodisch wird den meisten Einheiten gemeinsam sein, dass es zunächst einen einleitenden Vortrag der LV-Leiterin gibt, auf den eine Beschäftigung mit den jeweiligen Pflichtlektüretexten folgt. Diese sollen in Kleingruppen analysiert und diskutiert werden, wobei jene Studierenden, die sich schwerpunktmäßig mit dem jeweiligen Thema beschäftigen, die Diskussionen leiten und anschließend die Ergebnisse im Plenum präsentieren sollen.
Die Powerpointpräsentationen zu den Vorträgen der Lehrveranstaltungsleiterin, erste Literaturhinweise usw. werden auf der Lernplattform Moodle zur Verfügung gestellt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit / Diskussionsbeteiligung
(mit der LV-Leiterin vorbesprochene) Diskussionsleitung zu einem Text der Pflichtlektüre und Präsentation der Ergebnisse im Plenum
wissenschaftliche Hausarbeit (ca. 15 Seiten)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Neben sehr guten Englischkenntnissen wird die Bereitschaft vorausgesetzt, sich auf Fragestellungen aus dem Bereich der Geschlechterforschung einzulassen bzw. die Kategorie „Geschlecht“ in eigenen Analysen an zentrale Stelle zu rücken.

Maßgeblich für die Benotung sind folgende Punkte:
Anwesenheit / Mitarbeit (15%)
Lektüre der Pflichttexte bis zum angegebenen Termin und Beteiligung an den Diskussionen dazu (20%)
Vorbereitung von Diskussionsfragen und deren Vorbesprechung mit der LV-Leiterin (10%)
Diskussionsleitung (5%)
Verfassen einer wissenschaftlichen Hausarbeit zu einem der im Proseminar behandelten Schwerpunktthemen im Umfang von ca. 15 Seiten (Abgabetermin: 31. März 2019 per E-Mail) (50%)

Prüfungsstoff

Vorträge, Gruppenarbeiten, Pflichtlektüretexte, eigene Recherchen

Literatur

PRIMÄRLITERATUR (wird in Auszügen gelesen)

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Hg. v. Elisabeth Bronfen. München: Goldmann 1998
Fielding, Henry: Joseph Andrews. Ed. by Martin C. Battestin. Oxford: Clarendon Press 1967
Fielding, Sarah: The adventures of David Simple. Containing an account of his travels through the cities of London and Westminster in the search of a real friend. Ed. with an introd. by Malcolm Kelsall. London (u.a.): Oxford Univ. Press 1969
Gellert, Christian Fürchtegott: Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen. In: Ebrecht, Angelika (Hg.): Brieftheorie des 18. Jahrhunderts. Texte, Kommentare, Essays. Stuttgart: Metzler 1990. S. 80-85
Gottsched, Johann Christoph: Der sterbende Cato. In: Gottsched, Johann Christoph: Ausgewählte Werke. 2. Sämtliche Dramen. Hg. v. Joachim Birke. Berlin: de Gruyter 1970. S. 1-114
Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer kritischen Dichtkunst. In: Gottsched, Johann Christoph: Schriften zur Literatur. Hg. v. Horst Steinmetz. (Reclams Universal-Bibliothek, 9316-65). Stuttgart: Reclam 1972
Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Panthea, Ein Trauerspiel, in fünf Aufzügen. In: Gottsched, Johann Christoph: Die deutsche Schaubühne. Bd. 5. Mit e. Nachw. v. Horst Steinmetz. Stuttgart: Metzler 1972. S. 41-66
Günderode, Karoline von: Sämtliche Werke und ausgewählte Studien. 1. Texte. Hg. v. Walter Morgenthaler. Basel (u.a.): Stroemfeld, Roter Stern 1990
La Roche, Sophie von: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Hg. v. Barbara Becker-Cantarino. (Universal-Bibliothek, 7934). Stuttgart: Reclam 2006
Montagu, Mary Wortley: The complete letters of Lady Mary Wortley Montagu. Vol. I. 1708-1720. Ed. by Robert Halsband. London (u.a.): Clarendon Pr. 1967
Shelley, Mary: Frankenstein. London (u.a.): Penguin Books 2013
Shelley, Percy Bysshe: The Complete Poetical Works of Percy Bysshe Shelley. Ed. by Neville Rogers. Vol. II. 1814-1817. Oxford: At the Clarendon Press 1975
Wieland, Christoph Martin: Agathon. In: Wieland, Christoph Martin: Wielands Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. 10.1/2. Text. Hg. v. Klaus Manger u. Jan Philipp Reemtsma. Berlin (u.a.): de Gruyter 2009. S. 1-561

SEKUNDÄRLITERATUR wird in der Lehrveranstaltung bekannt gegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M5

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:34