Universität Wien

135056 VO VO:Soziologie des Romans (2024S)

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 07.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 14.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 21.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 11.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 18.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 25.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 02.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 23.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 06.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 13.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6
Donnerstag 20.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 34 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 6

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Jedes große literarische und künstlerische Werk ist Ausdruck einer Weltanschauung“, heißt es bei Lucien Goldmann, der in den 1970er-Jahren eine „Soziologie des Romans“ entwarf. Der Satz ist leicht zu verstehen – einleuchtend, wie man sagt –, aber er wirft auch unendlich viele Fragen auf: Was ist Welt? Was ist Anschauung? Was ist Ausdruck? Und wie findet das alles in einem Roman zusammen?

Eine andere These der Literatursoziologie lautet, dass jede bedeutende Erneuerung in der Literatur auf eine Veränderung im gesellschaftlichen Gefüge antwortet: Literatur als hypersensibler Seismograph der sozialen Erschütterungen und Umbrüche …
Oder noch klassischer gesagt: Das Sein bestimmt das Bewusstsein; die Lebensumstände schreiben sich ein in die schreibende Psyche und so spiegeln die Autor*innen in ihren Romanen die gesellschaftlichen Verhältnisse wider: bewusst oder unbewusst, klar oder gebrochen, bis zur Kenntlichkeit entstellt.

Wir wollen uns also in der Vorlesung eine Reihe von ‚epochalen‘ Romanen in dieser sozio-logischen Hinsicht zu Gemüte und zur Erkenntnis führen. Auf welche gesellschaftlichen Umbrüche reagieren sie? Was schreibt sich hier an sozialen Verhältnissen und Missständen ein? Wie positionieren sich die Schreibenden selbst im Weltanschauungsspielraum der harten Tatsachen? Wie stoßen in diesen Romanen Fakten und Fiktionen aufeinander? Welche Weltgeschichte verbirgt sich hinter den erzählten Geschichten?

Wir beginnen in der Steinzeit mit den ersten Zeichen an den Höhlenwänden. Was soll das alles?
Dann machen wir einen gewaltigen Sprung in die sogenannte Neuzeit. Warum zieht Don Quijote durch die Welt? Diese traurige Gestalt in einer traurigen Welt …
Hundert Jahre später begegnen wir Robinson Crusoe. Wir fragen: Was verschlägt ihn auf eine einsame Insel? Geldgier? Flucht vor den Frauen? Der verdammte Realismus schlägt zu …
Kaum ein halbes Jahrhundert später taucht das Gespenst des Schauerromans auf. Warum kehren die Toten wieder? Warum tropft aus den Wänden Blut? Hat das vielleicht etwas mit den Leichenbergen der Französischen Revolution zu tun?
Und dann: ein weiteres neues literarisches Genre taucht auf, das zum beliebtesten von allen werden sollte – die Detektivgeschichte, der Kriminalroman! Woher plötzlich diese gewaltige Lust am Mordfall und seiner Aufklärung? Der Geist der Perversion geht um …
Und da müssen wir uns natürlich auch fragen, wie es mit dem Liebesroman im 19. Jahrhundert aussieht. Was hat es auf sich mit der Soziologie der Liebe? Ist die Liebe etwas Natürliches oder doch auch nur ein gesellschaftliches Produkt? Madame Bovary – oder: Wie liest man sich die Liebe an?

Geld und Liebe – ein Stichwortpaar, das uns immer wieder begegnen wird: Es hält nicht nur die Welt, sondern auch die gesamte (soziologische) Romangeschichte zusammen. Bis ins 20. und 21. Jahrhundert. Wir fragen weiter:
Woran leidet Graf Dracula und seine Jäger und Jägerinnen? Was treibt Kafkas Karl Roßmann in Amerika um? Was sind die wahren Beweggründe hinter den Unternehmungen im „Dreigroschenroman“? Warum sind die Protagonisten von Michel Houellebecqs Romane so fertig?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung in der letzten Stunde des Semesters; zwei weitere schriftliche Prüfungstermine zu Anfang und Ende des nächsten Semesters; mündliche Prüfungen ebenfalls jederzeit nach Vereinbarung möglich.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Kenntnis der vorgetragenen Inhalte und Thesen; bei der schriftlichen Prüfung gilt es, eine umfassende Frage in eineinhalb Stunden zu beantworten (Essay/Freitext); Beurteilung je nach Tiefe, Präzision und Ausführlichkeit der Beantwortung

Prüfungsstoff

Inhalte des Vortrags bzw. der Begleittexte zur Vorlesung (auf Moodle zu finden)

Literatur

Die besprochenen theoretischen Texte werden auf Moodle vollständig oder in Auszügen als Pdf bereitgestellt.
Die besprochenen Romane sind leicht zugänglich:
Cervantes: Don Quijote
Daniel Defoe: Robinson Crusoe
Matthew Lewis: The Monk
Arthur Conan Doyle: The Hound of the Baskervilles
Gustave Flaubert: Madame Bovary
Bram Stoker: Dracula
Franz Kafka: Der Verschollene; Der Prozess
Bertolt Brecht: Dreigroschenroman
Michel Houellebecq: Ausweitung der Kampfzone

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M5; EC

Letzte Änderung: Do 07.03.2024 05:05