135115 SE BA-SE: Krieg in der Literatur / Anti-Kriegs-Literatur (2025S)

Ziel der Lehrveranstaltung ist die Vermittlung von Kenntnissen über fiktionale Texte über den Krieg, in denen die Grausamkeiten an der Front und die Sinnlosigkeit des Blutvergießens dargestellt werden. Auf diese Weise werden sie zur Antikriegsliteratur. Auch spezielle Themen wie "Warum Krieg?" und "Kultur als Widerstand gegen Zerstörung" werden behandelt. Die Studierenden sollen die Fähigkeit erwerben, einen spezifischen Zugang zum Thema Krieg, wie er in der Epik einschließlich der modernen Gattung "Kriegsroman", in der Lyrik und im Drama funktioniert, herauszuarbeiten und bei der Textanalyse anzuwenden. Der zeitliche Rahmen reicht von der Antike bis zur Gegenwart. Folgende Themen und Autoren werden exemplarisch behandelt: Homer: Bedeutung des Krieges für die Sterblichkeit des Individuums; Vergil: Bedeutung des Krieges für die Geschichte der Gemeinschaft; Augustinus: Bedeutung des Krieges für die göttliche Vorsehung; Shakespeare: Kritik an der Rhetorik der Herrschenden; Grimmelshausen: das Thema der ethischen Lebensführung und der Gegensatz von Schein und Wirklichkeit. Die Bedeutung des Krieges im 19. Jahrhundert: Sicherung der Heimat einer Nation als kulturelle, ethnische und geographische Einheit. Das Verständnis von Geschichte als Ergebnis menschlicher Freiheit (und nicht kosmischer/göttlicher Vorsehung) sowie die Darstellung der Grausamkeit des Krieges und der moralischen Gewissensfrage von Tapferkeit und Feigheit, z.B. in den Romanen von Stendal und Zola. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Thema Krieg in der Literatur des 20. Jahrhunderts geschenkt, als der technische Fortschritt zu einer "Industrialisierung" des Krieges führte. Es wird eine Einführung in die intellektuellen Wurzeln der "Moderne" bei Denkern wie Darwin, Marx, Nietzsche und Freud gegeben und einige der ästhetischen Bewegungen der literarischen Moderne diskutiert, die mit der Erforschung der "Fragmentierung" von Bedeutung und Erfahrung verbunden waren. Besprochen wird das Kriegs-Thema in der Avantgarde. Vergleichend werden Werke diskutiert, die Kriegsereignisse an der West- und Ostfront des Ersten Weltkriegs darstellen, darunter Remarques "Im Westen nichts Neues", Kusniewiczs "Lektion in einer toten Sprache" und Stryjkowskis "Austeria". Relevant wird das Thema der Heimkehr in der Epik und im Drama, z.B. in Remarques "Drei Kameraden", Rebecca Wests "The Return of the Soldier", Virginia Woolfs "Mrs. Dalloway", "To the Lighthouse" sowie in der Lyrik der "Soldatendichter". Auch das Thema der "verlorenen Generation" in John Dos Passos' "Three Soldiers" oder Ernest Hemingways "A Farewell to Arms" wird diskutiert. Eine zweite Welle kam nach dem Zweiten Weltkrieg, als ganz ähnliche Erfahrungen von zeitgenössischen Autoren verarbeitet wurden. Beispiele sind Gert Ledigs Roman "Die Stalinorgel" oder Malapartes "Die Haut" als ästhetizistischer Kriegsroman. Bei der Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs überwiegt die Literatur aus den USA (z.B. Graham Greenes "Der stille Amerikaner"). Interessant wurde die Literatur in der Zeit der Konflikte des Kalten Krieges und der Kriege nach 1990. Zu den aktuellsten Themen gehören die Neuerscheinungen über den Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine, wie z.B. der Gedichtband "Chronik des eigenen Atems. 50 und 1 Gedicht" von Serhij Zhadan. Der Ansatz ist interdisziplinär: Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft, Geschichte und Philosophie werden berücksichtigt.
Methode: Vorträge, Referate, Diskussion, Gruppenarbeit. Detaillierte Informationen und Materialien werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.