135812 SE MA-Seminar: Nostalgie - Phantasma zwischen Fluch(t) und Sehnsucht (2022S)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Di 01.02.2022 00:01 bis Di 22.02.2022 23:59
- Abmeldung bis Do 31.03.2022 23:59
Details
max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Mittwoch 02.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 09.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 16.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 23.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 30.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 06.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 27.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 04.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 11.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 18.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 25.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 01.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 02.06. 16:00 - 17:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 08.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 15.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 22.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
- Mittwoch 29.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Die Teilleistungen bestehen aus: Regelmäßige Teilnahme am Seminar und an den Diskussionen (20 Pkt), Präsentation des eigenen Themas mündlich und mit Handout (20 Pkt) und selbstständige Anfertigung einer schriftlichen Seminararbeit (60 Pkt)
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Vgl. Punkte für Teilleistungen:
• Ein Fernbleiben vom Seminar sollte nicht mehr als 2x und auch da mit einer stichhaltigen Begründung erfolgen
• Das Handout soll mindestens eine Woche vor dem Referatstermin dem Seminarleiter und den Teilnehmer*innen zugänglich gemacht werden (Umfang 4-6 Seiten)
• Je nach Teilnehmerzahl sollte der Seminarvortrag mindestens 30‘ dauern und wenn möglich mit Power Point und/oder anderen Unterlagen begleitet werden
• Die schriftiche Arbeit sollte um 25 S. umfassen und nach vereinbarten Regeln eines stylesheet und den formalen Anforderungen einer wiss. Arbeit verfasst werden.
• Es besteht die Möglichkeit, die vom Seminarleiter erfolgten Korrekturen in eine endgültige Fassung der Seminararbeit zu integrieren.
• Ein Fernbleiben vom Seminar sollte nicht mehr als 2x und auch da mit einer stichhaltigen Begründung erfolgen
• Das Handout soll mindestens eine Woche vor dem Referatstermin dem Seminarleiter und den Teilnehmer*innen zugänglich gemacht werden (Umfang 4-6 Seiten)
• Je nach Teilnehmerzahl sollte der Seminarvortrag mindestens 30‘ dauern und wenn möglich mit Power Point und/oder anderen Unterlagen begleitet werden
• Die schriftiche Arbeit sollte um 25 S. umfassen und nach vereinbarten Regeln eines stylesheet und den formalen Anforderungen einer wiss. Arbeit verfasst werden.
• Es besteht die Möglichkeit, die vom Seminarleiter erfolgten Korrekturen in eine endgültige Fassung der Seminararbeit zu integrieren.
Prüfungsstoff
Da es sich beim Seminar um eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung handelt, gibt es keine abschließende Prüfung, sondern die genannten Teilleistungen.
Literatur
Tagungsband "Nostalgie. Ein kulturelles und literarisches Sehnsuchtsmodell", Hg. A. Hansen-Löve, B. Obermayr, A. Burghardt, "Wiener Slawistischer Almanach" 82 (2018), 570 S.
Nicolosi, Riccardo, "Nostalgia psychopathologica. Karl Jaspers 'Heimweh und Verbrechen' (1909) und das psychiatrische Erzählen krimineller Nostalgie", ebd., S. 203-218.
Hansen-Löve, Aage, "Nostalgie im Zwiespalt von Melancholie und Depression. Russisches BIedermeier", ebd., S. 75-118.
Schahadat, Schamma, "Exil und Nostalgie", ebd., S. 325-348.
Lachmann, Renate, "Jugonostalgie eine postsozialistische Passion?", ebd., 445-466.
Tobias Becker/Sabine Stach (Hrsg.):"Zeithistorische Forschungen"18 (2021), Heft 1:"Nostalgie"Anspach, C.K. 1934. "Medical Dissertation on Nostalgia by Johannes Hofer, 1688", Bulletin of the Institute of the History of Medicine 2/6 (1934), 376-391
Boym, S. 2001. "The Future of Nostalgia", New York.
Butler, Judith. 2013. "Afterword: after loss, what then?", in: D.L. Eng/D. Kazanjian (Hg.), "Loss: The Politics of Mourning", Berkeley, CA: University of California Press, 467-470.
Bunke, S. 2009. "Heimweh. Studien zur Kultur- und Literaturgeschichte einer tödlichen Krankheit", Freiburg i.Br.
Davis, F. 1979. "Yearning for Yesterday. A Sociology of Nostalgia", London.
Földenyi, Laszol 1988. "Melancholie", Berlin.
Freud, Sigmund. "Trauer und Melancholie", in: GW, Bd. X, 427-446.
Hofer, J. 1688. "Dissertatio medica de Nostalgia, oder Heimwehe", Basel.
Jaspers, K. 1996 [1909]. "Heimweh und Verbrechen", München
Klibansky, Raymond / Panofsky, Erwin / Saxl, Fritz 1990. Saturn und Melancholie, Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst, Frankfurt/M.
Lachmann, Renate 1990. Gedächtnis und Literatur. Frankfurt/M.
Lowenthal, Dawid. 1989. Nostalgia tells it like it wasn’t, in: M. Chase/C.Shaw (Hg.), The Imagined Past: History and Nostalgia, Manchester: Manchester University Press, 18-32.
Rettig, Daniel 2013."Die guten alten Zeiten: Warum Nostalgie uns glücklich macht", München.
Starobinski, Jean 1966. "The Idea of Nostalgia", Diogenes 54 (1966), 81-103.
Wilson, J.L. 2005. "Nostalgia. Sanctuary of Meaning", Lewisburg.
Nicolosi, Riccardo, "Nostalgia psychopathologica. Karl Jaspers 'Heimweh und Verbrechen' (1909) und das psychiatrische Erzählen krimineller Nostalgie", ebd., S. 203-218.
Hansen-Löve, Aage, "Nostalgie im Zwiespalt von Melancholie und Depression. Russisches BIedermeier", ebd., S. 75-118.
Schahadat, Schamma, "Exil und Nostalgie", ebd., S. 325-348.
Lachmann, Renate, "Jugonostalgie eine postsozialistische Passion?", ebd., 445-466.
Tobias Becker/Sabine Stach (Hrsg.):"Zeithistorische Forschungen"18 (2021), Heft 1:"Nostalgie"Anspach, C.K. 1934. "Medical Dissertation on Nostalgia by Johannes Hofer, 1688", Bulletin of the Institute of the History of Medicine 2/6 (1934), 376-391
Boym, S. 2001. "The Future of Nostalgia", New York.
Butler, Judith. 2013. "Afterword: after loss, what then?", in: D.L. Eng/D. Kazanjian (Hg.), "Loss: The Politics of Mourning", Berkeley, CA: University of California Press, 467-470.
Bunke, S. 2009. "Heimweh. Studien zur Kultur- und Literaturgeschichte einer tödlichen Krankheit", Freiburg i.Br.
Davis, F. 1979. "Yearning for Yesterday. A Sociology of Nostalgia", London.
Földenyi, Laszol 1988. "Melancholie", Berlin.
Freud, Sigmund. "Trauer und Melancholie", in: GW, Bd. X, 427-446.
Hofer, J. 1688. "Dissertatio medica de Nostalgia, oder Heimwehe", Basel.
Jaspers, K. 1996 [1909]. "Heimweh und Verbrechen", München
Klibansky, Raymond / Panofsky, Erwin / Saxl, Fritz 1990. Saturn und Melancholie, Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst, Frankfurt/M.
Lachmann, Renate 1990. Gedächtnis und Literatur. Frankfurt/M.
Lowenthal, Dawid. 1989. Nostalgia tells it like it wasn’t, in: M. Chase/C.Shaw (Hg.), The Imagined Past: History and Nostalgia, Manchester: Manchester University Press, 18-32.
Rettig, Daniel 2013."Die guten alten Zeiten: Warum Nostalgie uns glücklich macht", München.
Starobinski, Jean 1966. "The Idea of Nostalgia", Diogenes 54 (1966), 81-103.
Wilson, J.L. 2005. "Nostalgia. Sanctuary of Meaning", Lewisburg.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
MA M1
Letzte Änderung: Do 04.07.2024 00:13
Nostalgie ist ein Phantomschmerz der Seele, für den es keine Heilung gibt: Denn das Schlimmste, was dem Nostalgiker passieren kann, ist die Rückkehr in den ersehnten Zustand, in das Land oder zum Menschen der Sehnsucht. Lebt doch das Reich der Nostalgie davon, letztlich unbetretbar zu sein. Würden wir es in Besitz nehmen, wäre es doch im selben Augenblick für immer verloren, denn sein eigentliches Lebenselixier ist eben die Unstillbarkeit einer Sehnsucht, die sich als self fulfilling prophecy permanent neu erfindet.
Der Nostalgiker ist nicht heimatlos, er hat eher ein Zuviel an Heimat, in die er nie repatriiert werden kann, weil es sie so, wie er sie imaginiert, schlichtweg nicht gibt, genauer: vielleicht nie gegeben hat. Wenn heute der Zug der Zeit ins Nostalgie-Reich unterwegs ist, dann folgt er damit einem Fahrplan, der als Palimpsest immer schon unter den utopischen, futurologischen, optimalen Projektionen verborgen lag.
Die politischen Nostalgien verbinden sich gerne mit Verlustzonen, die über ein großes Potential an Verzauberung verfügen, weil sie zu ihrer jeweiligen aktuellen Auftreten schon mit Sehnsüchten aufgefüllt waren: so etwa imperiale Phantomschmerzen, die nach dem Zusammenbruch eines Reiches endlos fortwirken, aber auch schon während dessen Spätzeit in Untergangsphantasien und Verlust-Lust gerade auch literarisch erblüht war (Habsburgmonarchie, Wien um 1900, Russisches Reich, Britisches Empire, französisches Empire, Sowjetunion etc.)
Paradigmatisch für Nostalgie-Diskurse sind nicht nur Kindheitserinnerungen (Vladimir Nabokov, "Speak Memory") oder die Untergangsästhetik von Josef Roth ("Radetzkymarsch") bzw. Heimito v. Doderer ("Strudlhofstiege" u.a.), dazu gehören auch Werke von Stefan Zweig ("Die Welt von Gestern") oder die der russischen Emigration nach 1917 (Ivan Bunin, Vladimir Nabokov, Gaito Gasdanow u.a.) bis hin zu Filmen wie Andrej Tarkovskijs "Nostalghia" oder "Grand Budapest Hotel", "Cinema Paradiso" oder "Once Upon a Time in Hollywood".
Methodische Schwerpunkte des Seminars:
• Psychoanalyse der Trennung (Freud)
• Gedächtnisforschung und kollektive Phantasmen
• Kulturtheorie der Sehnsuchts-Chronotope
• Emigrationsforschung
• Erfundene Geschichte und Politik des Revisionismus (imaginäre Imperien)
• Dekonstruktion und Diskurstheorie: Sprachen der Sehnsucht