Universität Wien

135815 SE Master-SE: Kitsch as Kitsch can. Im Reich der literarischen Gartenzwerge (2021W)

und der ästhetischen Geschmacksverstärker

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Details

max. 24 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 06.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 13.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 20.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 27.10. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 03.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 10.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 17.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 24.11. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 01.12. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 15.12. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 12.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 19.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
  • Mittwoch 26.01. 09:00 - 10:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Auf den ersten Blick erscheint das Phänomen Kitsch nur zu leicht definierbar und dingfest zu machen: Resultiert es doch aus einer zumeist spontan und unreflektiert erfolgten Reaktion auf zumeist ästhetische, (alltags-)kulturelle und/oder (pseudo)künstlerische Eindrücke, die für sich genommen ausreichend, ja überwältigend evident erscheinen. In diesem Fall haben wir es aber nur mit der äußeren "Hülle" des Kitsch zu tun also mit einer Art ästhetischer Reaktion auf ein spezifisches Reizangebot, das sich im Feld der Urteilskraft (Kant) und somit dem der Pragmatik, also der kommunikativen Kontexte von Mitteilungen und Genres bewegt. Hier begegnen wir Kitsch-Beurteilungen als Bewertungshandlungen bzw. Werthaltungen, die eine kunst- und kultursoziologische Erforschung und Erklärung nahelegen. Wir begegnen hier Fragen der Trivial- und Massenkultur, der Reproduktion und der Ökonomie von kulturellen "Spielsachen" ("gadgets", Nippsachen, Interieurs, Kleidung, Haltung, Mode, Design etc.), die sich v.a. seit dem 19. und 20. Jh. in den ästhetischen Alltag und einen wuchernden Kultur-Hedonismus drängt.
Viel schwieriger aber ist es und das zeigt die unten angeführte, sehr enttäuschende Sekundärliteratur, die Strukturen, Verfahren, Gestaltungen, Techniken, Farb- und Formkonstanten dingfest zu machen, wie sie von Kitsch-Objekten (z.B. Gastenzwerge, Möbel, Autos. Hüte, Souvenirs etc.) und Kitsch-Situationen (Hochzeiten, Wallfahrten, Feste aller Art, Sonnenuntergänge, türkise Buchten, Werbung etc.) repräsentiert werden. Neben diesen generellen Fragen geht es im Seminar auch um dieselben Phänomene und Funktionen im Bereich von Kunst und Literatur, wobei eine Typologie des literarischen) Kitsches generell angestrebt wird ebenso wie eine historische Differenzierung unterschiedlicher Kitsch-Epochen (Biedermeier, Jugendstil, Avantgarde, Postmoderne) und Kitsch-Institutionen der gesellschaftlichen wie politischen Öffentlichkeit (Nazi-Kitsch, Stalin-Kitsch, Demo-Kitsch, Kostümfeste, Mainzer Karneval, Nordkorea etc.) und ihrer literarischen wie künstlerischen "Niederschläge". Über allem schwebt dabei der schöne Satz Goethes (selber ein Meister unseres Genres): "Man merkt die Absicht und ist verstimm." Was aber wäre die richtige "Stimmung" unserer ästhetischen oder kulturellen Resonanzräume geschweige denn: (Re-) Produktionszonen? Und was passiert mit kanonisierten Klassikern im Zustand der Permanenzwiederholung (Beethovens 9. Symph. etc.).
Nicht zuletzt soll die (auch in der Literaturwissenschaft) verbreitete Haltung kritisch untersucht werden, ob es wirklich so unmöglich sei, Kitsch zu definieren oder zumindest vor dem Hintergrund von Kunst zu betrachten, die dann ja nicht weniger "unmöglich" zu deuten wäre, wenn man sich nur auf volatile Geschmackurteile verlassen müsste. Der Satz, über Geschmäcker kann man nicht streiten, wäre jedenfalls in seinem Gegenteil richtig und falsch zugleich. Also sinnleer. Worüber sollte man sonst streiten?
Wie immer wird das Seminar begleitet von einem strukturierten Angebot an Primär- und Sekundärliteratur als Power Point-Präsentation und als laufendes Text- und Thesenangebot über Moodle. Hier können auch schriftlich Stellungnahmen deponiert werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Seminarvortrag mündlich
Beteiligung an Diskussion und Interpretation
Schriftliche Seminararbeit
UPDATE:
Teilleistung: Erstellung eines Handouts bzw. einer Kurzfassung des Referats Hochzuladen im Moodle eine Woche für Referatstermin
Teilleistung: Mündlicher Vortrag des eigenen Referats
Teilleistung: Beteiligung an der Diskussion des Referats
Teilleistung: Erstellung einer schriftlichen Fassung im Umfang von etwa 25 S.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

regelmäßige Anwesenheit
Seminarvortrag mündlich
Beteiligung an Diskussion und Interpretation
Schriftliche Seminararbeit

Beurteilungsmaßstab des Seminars: 30% Mitarbeit, 70 % schriftliche Arbeit

Prüfungsstoff

Literatur

Kant, Immanuel, Kritik der Urteilskraft (einige Abschnitte)
Dettmar, Ute / Küpper, Thomas (Hg.), Kitsch. Texte und Theorien, Stuttgart: Reclam 2007.
Moles, Abraham, Psychologie des Kitsches, München: hanser 1972.
Hoffmann, Christina / Öttl, Johanna, Renaissancen des Kitsch, Wien: Turia. Kant 2016.
Genz, Julia, Diskurse der Wertung. Banalität, Trivialität und Kitsch, München: Fink 2011
Kliche, Dieter, "Kitsch", in: Ästhetische Grundbegriffe. Histor. Wörterbuch in 7 Bänden, Bd. 3, Stuttgart: J.B. Metzler 2001, S. 272-288.
Baumgart, Wolfgang (Hg.), Kitsch. Faszination und Herausforderung des Banalen und Trivialen, Tübingen: Max Niemeyer 2002.
Pross, Harry (Hg.), Kitsch. Soziale und politische Aspekte einer Geschmacksfrage, München: Paul List 1985.
Literarischer Kitsch. Texte zu seiner Theorie, Geschichte und Einzelinterpretation, Tübingen: May Niemeyer (= dtv München) 1979.
Gelfert, Hans-Dieter, Was ist Kitsch? Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000.
Klüger, Ruth, Von hoher und niedriger Literatur, Bonn: Wallstein 1996.
Liessmann, Konrad Paul, Kitsch! Oder warum dieser schlechte Geschmack der eigentlich gute ist, Wien: Brandstätter Verlag 2002.
Greenberg, Clement, "Avantgarde and Kitsch", in: ders., Art and Culture. Critical Essays, Boston: Beacon Press 1961, 1989, S. 3-21.
Eco, Umberto, Apokalyptiker und Integrierte. Zur Kritik der Massenkultur, Frankf./M. 1992.
Eco, Umberto, Zur kritischen Kritik der Massenkultur, Frankf./M.: suhrkamp 1986.
Elias, Norbert, Kitschstil und Kitschzeitalter, Münster: Lit-Verlag 2004.
Die Werte des Kitschs: Analysen historischer Modifikationen und literarischer Applikationen, Stuttgart: Metzler 2019.

Killy, Walther, Deutscher Kitsch. Ein Versuch mit Beispielen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1961.
Benjamin, Walter, "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit"! (GS, I/2, Frankf./M. 1980)
Broch, Hermann, "Einige Bemerkungen zum Problem des Kitsches. Ein Vortrag", in: Dichten und Erkennen, Bd. 1, Zürich: Rhein-Verlag 1955, S. 295-348.

Eingehenderes Material wird jeweils im Laufe des Semesters anhand der präsentierten Referatsthemen übermittelt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA M1, MA M2

Letzte Änderung: Do 04.07.2024 00:13