Universität Wien

135821 SE Petrofiction. Über Licht, Energie und Krieg (2025S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Das volltändige Seminarprogramm einschliesslich einer ausführlichen Literaturliste kann ab sofort bei der Dozentin abgerufen werden.

  • Montag 03.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 10.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 17.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 24.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 31.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 07.04. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 05.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 12.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 19.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 26.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 02.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 16.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 23.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG
  • Montag 30.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 8 Sensengasse 3a 5.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Petrofiction: The Oil Encounter and the Novel“ war der Titel einer Rezension, die der indische Autor und Sozialanthropologe Amitav Ghosh 1992 publizierte. Am Beispiel des 1984 auf Arabisch und 1987 in englischer Übersetzung erschienenen Romans Cities of Salt von Abdelrahman Munif diskutiert Ghosh, inwiefern die Folgen der Ölindustrie für die Gesellschaft in fiktionalen literarischen Texten reflektiert werden. Dabei fragt er sich auch, warum es trotz der enormen Bedeutung, die das Petroleum für die Gegenwartskultur habe, noch keine „Great American Oil Novel“ gebe. Ghosh’s Rezension wirkte auch deshalb wie ein Fanal, weil sein Fokus sich so dezidiert auf die amerikanische Literatur richtete. Seither ist nicht nur weltweit eine bereits unüberschaubare Menge an „Petrofiction“ produziert worden. Auch für das mit dem Aufkommen kritischer Analysen zum Anthropozän sich formierende Feld der „Energy Humanities“ stellt „Petrofiction“ nun einen zentralen Untersuchungsgegenstand dar.
Wie erschließt man ein derart komplexes globales literarisches Phänomen für die Komparatistik? Was sind spezifisch komparatistische Fragestellungen, denen hier nachzuforschen wäre? Das Spektrum reicht von literarhistorischen Periodisierungsversuchen, sowie der Analyse sprach- und kulturübergreifender Darstellungsmodi über postkolonialistische und petrofeministische Ansätze bis zur Bestimmung des Verhältnisses von „Petrofiction“ und Weltliteratur.
Im Seminar zur Diskussion kommen daher weniger die unterdessen kanonischen Texte englischsprachiger „Petrofiction“, sondern auch Texte u.a. von Karl May; Gustav Meyrink; Joseph Roth; Lion Feuchtwanger; Bertolt Brecht; Filme von Bernado Bertolucci und Pier Paolo Pasolini, sowie der Roman Suttaterra (2017) von Orazio Labbate; sowie, unter dem Gesichtpunkt von „Petromaskulinität“ (Cara New Daggett, 2023) bzw. „Petrofeminismus“: „Oilfiction“ von Winnifred Sanford (1928-31); Twelve Days in Persia (1928) von Vita Sackville-West; der frz. Comic Persepolis (2000-2003) von Marjane Satrapi; der Reisebericht Looking for Transwonderland (2021) von Noo Saro-Wiwa, sowie der Roman The Black Eden (2023) von Richard T. Kelly.
Im Seminar werden also 1., Beispiele für „Petrofiction“ aus verschiedenen historischen Phasen und unterschiedlichen kulturellen Räumen gelesen, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Fragestellungen in Bezug auf die Gewinnung, die Vermarktung, den Transport, die Verarbeitung und die Verwertung von Erdöl und deren Folgen für die Umwelt und das globale wie das lokale Gesellschaftsgefüge auf welche Weisen in literarischen Texten weltweit verhandelt werden.
Davon ausgehend soll 2., in gemeinsamer Projektarbeit ein Forschungsbericht (strukturierte kommentierte Bibliographie) erarbeitet werden, der die verschiedenen Ansätze von „Petrocriticism“ im Hinblick auf eine komparatistisch ausgerichtete Erforschung von „Petrofiction“ dokumentieren und damit die besondere Relevanz von „Petrofiction“ für die Komparatistik sichtbar machen soll. Ziel ist es diesen gemeinsam erstellten Forschungsbericht nach Abschluss des Seminars in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Übernahme eines eigenständigen Rechercheauftrags als Beitrag zum o.g. Forschungsbericht; die Recherche wird unter Anleitung durchgeführt und muss im Rahmen eines Kurzreferates im Plenum vorgetragen und erläutert werden. Die Rechercheaufträge können in Gruppenarbeit durchgeführt werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige aktive Teilnahme und Vorbereitung der für die einzelnen Sitzungen zur Lektüre aufgegebenen Texte (Textausschnitte).

Prüfungsstoff

Regelmäßige aktive Teilnahme 20 %; Kurzreferat 30%; Schriftliche Ausarbeitung der Rechercheauftrags 50 %.

Literatur

Zum Einlesen in das Thema und die Fragestellung des Seminars:

Amitav Ghosh: Petrofiction. New Republic 206 (1992), p. 29-34.
Graeme Macdonald: Oil and World Literature. American Book Review, Volume 33, Number 3, March/April 2012, pp. 7, 31.
Michael Rubenstein: Petrocriticism. In Futures of Comparative Literature: ACLA State of
the Discipline Report, ed. Ursula K. Heise, London und New York: Routledge 2017, 49–50.
Heather Sullivan: Material Ecocriticism and the Petro-Text. In: The Routledge Companion
to the Environmental Humanities, eds. Jon Christensen, Ursula K. Heise, Michelle Niemann, London und New York: Routledge 2017, 414–423.
Florian Auerochs: „Rohstoffe erzählen: Petrocriticism und kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft“ und „Ökologische Komparatistik und petro(chemical)fiction“ in ders.: Ökologische Petrofiction (2024), 21–30.

Zur Vorbereitung auf die erste Sitzung am 3.3.2015:

Bertolt Brecht: „Siebenhundert Intellektuelle beten einen Öltank an“ (1928; Bertolt Brecht Große Berliner und Frankfurter Ausgabe, Bd. 11, S. 174-176)
Pablo Neruda: „Standard Oil Co.“ (aus: Canto General, 1950; Engl.trans. Jack Schmitt)
Steffen Popp: „Den Toten des Surrealismus“ (aus: Wie Alpen, 2004, S. 52-55)
Bitte die Gedichte auch auf youtube anhören in verschiedenen Inszenierungen: Brecht dreimal auf Deutsch und in einer Vertonung von Carl Orff von 1930; Neruda auf Spanisch und auf Englisch:
https://www.youtube.com/watch?v=QhPMa0WMXnI
https://www.youtube.com/watch?v=xEswyXvoC8Q
https://www.youtube.com/watch?v=vP_kTau_4mA
https://www.youtube.com/watch?v=g6f0qAK6_Nk
https://www.google.com/search?client=firefox-b-e&q=youtube+pablo+neruda+standard+oil#fpstate=ive&vld=cid:79de9b9b,vid:6tJWS_Bq9Yk,st:0
https://www.youtube.com/watch?v=US1dx85sNos

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA M2

Letzte Änderung: Do 27.02.2025 10:26