Universität Wien

135822 KO MA-KO Sozialgeschichte der Literatur: Schauplatz Schlachthaus (2020S)

Dimensionen eines literarischen Motivs

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 04.03. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 11.03. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 01.04. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 22.04. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 29.04. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 06.05. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 13.05. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 20.05. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 27.05. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 03.06. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 17.06. 17:00 - 18:30 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG
Mittwoch 24.06. 17:00 - 20:00 Seminarraum 3 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Konversatorium betrachtet Erscheinungsformen und Funktionen des Schlachthaus-Motivs in der Literaturgeschichte seit Mitte des 19. Jahrhunderts und diskutiert dessen soziopolitische, raumtheoretische und tierethische Implikationen.
Von Émile Zolas Der Bauch von Paris (Le Ventre de Paris, 1873) bis zu Jean-Baptiste Del Amos Generationenroman Tierreich (Règne animal, 2016) spiegeln sich Entwicklungsetappen vom traditionellen Schlachthof hin zur industriellen Massentierhaltung in der Literatur. So wie das Tiermotiv häufig als symbolischer Proxy für menschliche Empfindungen aufscheint, vertritt das Raummotiv des Schlachthauses als Mikrokosmos Phänomene – meist Miseren – auf der Gesellschaftsebene, sei es in Zeiten der argentinischen Rosas-Diktatur (Esteban Echeverría: Der Schlachthof / El matadero, 1871) oder im Schweizer GastarbeiterInnen-Milieu der 1960er Jahre (Beat Sterchi: Blösch, 1983). Entsprechend bietet die narrative Einbindung von Schlachthöfen und -fabriken AutorInnen vielfach Gelegenheit zur Kritik an den Schattenseiten kapitalistischer Praktiken, die von Upton Sinclairs sozialkritisch-engagierter Stockyard-Fiktion The Jungle (1906) bis zu Bertolt Brechts epischem Theaterstück Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1931) reichen.
Die Lehrveranstaltung verfolgt im Lichte des ökonomischen Wandels die Abwanderung des Motivs aus der Großstadtliteratur (u. a. Paris und Chicago) – das Schlachthaus ist noch bei SchriftstellerInnen wie Georges Duhamel, Simone de Beauvoir und Wladimir Majakowski eine der faszinierendsten Sehens- und „Merkwürdigkeiten“ (G.W.F. Hegel) der modernen Großstadt – in die Peripherie und schaut aus raumtheoretischer Perspektive auf die Ränder, an welche Tiere und ArbeiterInnen gedrängt werden.
Vor allem an jüngeren literarischen Beispielen (u. a. von J. M. Coetzee: Elizabeth Costello, 2003; Joy Sorman: Comme une bête, 2014; Isabelle Sorente: 180 jours, 2013) wird zudem untersucht, wie Literatur in der Repräsentation von Leben, Leiden und Sterben tierethische Fragen behandelt. In diesem Zusammenhang hilft die Lektüre von Schlüsseltexten der Human-Animal-Studies, die Beschränkungen des menschlichen Blicks durch die Außerachtlassung der Tier-Perspektive in der ‚Schlachthausliteratur‘ aufzuzeigen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Lektüre und Kurzessays - digital (60 %)
Kurzpräsentation und Diskussionsleitung - digital (40%)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

Armstrong, Philip. What Animals Mean in the Fiction of Modernity. London, New York: Routledge 2008.
Baker, Timothy C. Writing Animals. Language, Suffering, and Animality in Twenty-First-Century Fiction. Cham: Palgrave Macmillan 2019.
Borgards, Roland (ed.). Tiere. Kulturwissenschaftliches Handbuch. Stuttgart: Metzler 2016.
DeMello, Margo. Animals and Society. An Introduction to Human-Animal Studies. New York: Columbia University Press 2012.
Donovan, Josephine. „Aestheticizing Animal Cruelty“. In: College Literature 38, Fall 2011, No. 4, S. 202-217.
Hamilton, Lindsay and Nik Taylor. Animals at Work. Identity, politics and culture in work with animals. Leiden: Brill 2013.
Herman, David. Creatural Fictions. Human-Animal Relationships in Twentieth- and Twenty-First-Century Literatur. Basingstoke: Palgrave Macmillan 2016.
Linnemann, Manuela (ed.): Der Weg allen Fleisches: Das Motiv des Schlachtens in der Literatur. Erlangen: Fischer 2006.
McCorry, Seán und John Miller (ed.): Literature and Meat since 1900. Cham: Palgrave Macmillan 2019.
Ohrem, Dominik und Roman Bartosch. Beyond the Human-Animal Divide. Creaturely Lives in Literature and Culture. New York: Palgrave Macmillan 2017.
Potts, Annie. Meat Culture. Leiden: Brill 2016.
Scholtmeijer, Marian. Animal Victims in Modern Fiction: From Sanctity to Sacrifice. Toronto: University of Toronto Press 1993.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA M2

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:20