Universität Wien

140178 KO Kolloquium zu den Philosophien und Religionen Südasiens für fortgeschrittene Studierende (2018S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 24 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 07.03. 16:30 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 14.03. 16:30 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 21.03. 16:00 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 11.04. 16:00 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Dienstag 24.04. 16:00 - 17:30 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 25.04. 16:00 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 02.05. 16:00 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 09.05. 16:00 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 16.05. 16:00 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 23.05. 16:30 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 30.05. 16:30 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 06.06. 16:30 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 13.06. 16:30 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04
Mittwoch 27.06. 15:00 - 18:00 Seminarraum 4 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-04

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Nach einer Vorbesprechung zum Gesamtverlauf des Kolloquiums und der Verteilung der zunächst relevanten Materialien werden die folgenden beiden Themen von in Arbeit befindlichen Qualifikationsarbeiten kurz präsentiert und im Verlauf des Semesters dann spezifische Aspekte inhaltlich und theoretisch–methodologisch diskutiert werden, zum Teil vor dem Hintergrund der kritischen Lektüre von ausgewählten Passagen aus der Sanskrit-Literatur:
(1) Religiöse und mythologische Aspekte von Gift, Vergiftungen und deren Behandlung im klassischen Āyurveda (Masterarbeit): Bereits in den großen klassischen Werken der indischen Medizin, beginnend mit der Carakasaṃhitā und der Suśrutasaṃhitā, die zunächst durch die mittelalterlichen Werke der beiden Vāgbhaṭas (Aṣṭāṅgahṛdayasaṃhitā und Aṣṭāṅgasaṃgraha) aufgegriffen, zusammengefasst und ergänzt werden, erfahren wir, dass die Toxikologie einen der acht Bereiche oder Fachgebiete der Medizin ausmacht. Entsprechend finden sich längere Abschnitte über die Behandlung von Vergiftungen unterschiedlicher Art in verschiedenen Kapiteln dieser Werke. Hierbei werden von den Autoren nicht nur die verschiedenen Arten von Gift und seine Quellen klassifiziert und systematisch im Hinblick auf die Behandlung von Patienten mit Vergiftungen dargestellt; es finden sich ferner auch Informationen zu mythologischen Aspekten von Gift, wie Mythen über die erste vorzeitliche Entstehung von Gift in dieser Welt, und zu religiösen Aspekten, die besonders bei der Zubereitung von Gift bekämpfender Medizin und bei der sich anschließenden Therapie zum Tragen kommen. Es soll in der Arbeit vor allem im Rahmen der übergeordneten Thematik „Medizin und Religion“ untersucht werden, inwieweit das Verständnis von Gift und die Behandlung von Vergiftungen in Carakasaṃhitā und Suśrutasaṃhitā durch mythologisch-religiöse Aspekte beeinflusst sind und wie diese Aspekte in der Geistesgeschichte Südasiens, wie sie sich uns vor allem aus den literarischen Zeugnissen ersichtlich ist, einzuordnen sind. Davon ausgehend kann dann ein Vergleich mit der Evidenz der beiden Werken Vāgbhaṭas zu diesen Fragestellungen angestellt werden. Im Zentrum der Arbeit steht das Kapitel über Gift und Vergiftungen in der Carakasaṃhitā, das sich in deren 6. Buch, dem Buch über die medizinischen Behandlungen (Cikitsāsthāna), befindet. Im Kolloquium werden ausgewählte Passagen aus diesem Kapitel (Ci 23), insbesondere der Teil, der eine u.a. gegen Gift wirkende Zubereitung namens Mahāgandhahastī und ihre Anwendung beschreibt (23.77-94), als Grundlage von Analysen, Interpretationen und Problematisierungen dienen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

(2) God, Religion and Religious Practice in the Āgamapariccheda of the Nyāyabhūṣaṇa (Dissertation): Das Nyāyabhūṣaṇa des Nyāya-Philosophen Bhāsarvajña (10. Jh.) stellt einen umfangreichen, weit ausholenden Kommentar zu einem kurzen Traktat namens Nyāyasāra dar, in dem Bhāsarvajña sein Verständnis der Philosophie des Nyāya zusammenfasst. Das der Tradition des Nyāya zugrundeliegende Nyāyasūtra (4. Jh.) enthält zwar durchaus auch eine Erlösungslehre, doch tritt diese ganz gegenüber anderen großen, dialektisch behandelten philosophischen Themenbereichen, wie Epistemologie und Dialektik sowie Ontologie und Metaphysik, in den Hintergrund. Es spricht nur sehr knapp religiöse Praktiken an und die sūtra-s, die auf Gott Bezug nehmen, sind zweideutig. Dennoch verteidigten spätere Naiyāyikas, allen voran Udayana (11. Jh.), vehement und logisch scharfsinnig ihr Gotteskonzept besonders gegenüber den buddhistischen Philosophen, aber auch gegenüber den Jainas und den brahmanischen Mīmāṃsakas, die gleichermaßen die Existenz Gottes leugneten. Bereits bei Bhāsarvajña findet sich eine eingehende Behandlung des Themas, ferner nähere Ausführungen zur religiösen Praxis. In der Arbeit sollen das Gotteskonzept und das Wesen der religiös-soteriologischen Praktiken, die im 3. Kapitel des Nyāyabhūṣaṇa dargestellt und diskutiert werden, im Kontext der Geschichte des Nyāya und im weiteren Rahmen der frühmittelalterlichen Philosophie und (Geistes)geschichte Südasiens untersucht werden, auch im Hinblick auf die sich anschließenden Fragen der persönlichen religiösen Affiliation des Autors und der Herkunft sowie religionsgeschichtlichen Zuordnung der von ihm propagierten religiösen Praktiken. Im Kolloquium sollen grundlegende inhaltliche und methodologische Fragen zur Thematik der Arbeit besprochen werden, auch unter Bezugnahme auf ausgewählte Passagen aus dem 3. Kapitel des Nyāyabhūṣaṇa (unter Verwendung von Aufnahmen der beiden verfügbaren Manuskripte des Textes), zusammen mit relevanten Stellen aus anderen klassischen und mittelalterlichen Werken der philosophischen und religiösen Sanskrit-Literatur.
Von den Teilnehmern wird die Vorbereitung und Durcharbeitung der bereitgestellten Materialien sowie die aktive Beteiligung am Kolloquium durch gezielte Fragen und Problematisierungen, eigene Diskussionsbeiträge, Übersetzungen, Übernahme von Kurzreferaten etc. erwartet.
Vorausgesetzt für die Teilnahme wird die Absolvierung von Modul 4 oder 5 sowie M3a des Masterstudiengangs „Sprachen und Kulturen Südasiens“, empfohlen wird ferner die Absolvierung sowohl von Modul 4 als auch von Modul 5 sowie von Modul 6a, 6c oder 6d dieses Studiengangs.
Die Bewertung erfolgt zu 50% auf Grundlage der Mitarbeit in Form der Präsentation von Übersetzungen, Textanalysen, ergänzenden Recherchen, Kurzreferaten etc., der Beteiligung an Textinterpretation, historischen Analysen, Hypothesenbildung etc. sowie der Beteiligung an theoretisch–methodischen Diskussionen. Weitere 50% ergeben sich aus der Abhaltung eines Referats im Sinne einer fokussierten Präsentation nebst Aufbereitung einschlägiger Materialien oder aus einer schriftlichen Arbeit im Umfang von etwa 15 Seiten zu einer der Thematiken der Lehrveranstaltung. Die Mindestanforderung für eine positive Bewertung ist die durchschnittliche Erlangung von 37% der insgesamt möglichen Punkte für die einzelnen Leistungen. Werden mehr als drei Sitzungen versäumt, erfolgt eine negative Bewertung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

Schriftliche Unterlagen werden zu Beginn der Lehrveranstaltung bzw. nach Abschluss des ersten Themas laufend zur Verfügung gestellt werden.

Ausgewählte Literatur zum ersten Thema:
Textausgaben und Übersetzungen:
• Vaidya Jādavaji Trikamji Ācārya (Hrsg.), The Charakasaṃhitā of Agniveśa: Revised by Charaka and Dṛdhabala with the Āyurveda-Dīpikā Commentary of Chakrapāṇidatta. Bombay: 3. Aufl., 1941. Nachdruck New Delhi: Munshiram Manoharlal, 1981.
• P. V. Sharma (Hrsg. und Übers.), Caraka Saṃhitā: Text with English Translation. Band 2. Varanasi & Delhi: Chaukhambha Orientalia, 2. Aufl 1994.
• Ram Karan Sharma & Vaidya Bhagwan Dash (Hrsg. und Übers.), Caraka Saṃhitā: (Text with English Translation and Critical Exposition, Based on Cakrapāṇi Datta's Ayurveda Dīpikā). Band 4. Varanasi: Chaukhambha Sanskrit Series Office, Nachdruck 2016.
Sekundärliteratur:
• Michael Slouber, Gāruḍa Medicine: A History of Snakebite and Religious Healing in South Asia. Kapitel 1 und 2. Dissertation UC Berkeley 2012. Online-Zugriff über U:SEARCH
• Michael Slouber, Early Tantric Medicine: Snakebite, Mantras, and Healing in the Gāruḍa Tantras. New York: Oxford University Press, 2017.
• G. U. Thite, Medicine: Its Magico-religious Aspects According to the Vedic and Later Literature. Poona: Continental Prakashan, 1982.
• J. P. Vogel, Indian Serpent-Lore or The Nāgas in Hindu Legend and Art. London: Arthur Probsthain, 1926.
Ausgewählte Literatur zum zweiten Thema:
Textausgaben:
• Svami Yogindrananda (Hrsg.), Nyāyabhūṣaṇa. Varanasi: Ṣaḍdarśana Prakāśana Pratiṣṭhānam, 1968.
• S. Subrahmanya Sastri (Hrsg.), Nyāyasāraḥ of Bhāsarvajña with the Commentaries Nyāyamuktāvalī of Aparārkadeva and Nyāyakalānidhi of Ānandānubhavācārya. Madras: Government Oriental Manuscripts Library, 1961.
Sekundärliteratur:
• Gopikamohan Bhattacharyya, Studies in Nyāya-Vaiśeṣika Theism. Calcutta: Sanskrit College, 1961.
• C. Bulcke, The Theism of Nyaya-Vaisesika: Its Origin and Early Development. Delhi, Varanasi, Patna: Motilal Banarsidass, 1968.
• Rafał Kłeczek, Authority and Religion in Bhāsarvajña’s Nyāyabhūṣaṇa. Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript. World Sanskrit Conference, Bangkok, 2015.
• T. K. Narayanan, Nyāyasāra of Bhāsarvajña: A Critical Study. New Delhi: Mittal Publications, 1992.
• Gerhard Oberhammer, Wahrheit und Transzendenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1984.
• John Vattanky, S. J., “Aspects of Early Nyāya Theism.” Journal of Indian Philosophy 6 (1978), 393–404.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MASK8a (KO B)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:34