140272 VO RV - Migrationsregime und aktuelle Flüchtlingsproteste (2013S)

Seit Anfang 2012 finden in mehreren europäischen Ländern Flüchtlingsproteste statt, so z.B. in Deutschland, Frankreich oder auch Griechenland. Die Proteste sind untereinander vernetzt und die Flüchtlinge formulieren nicht nur praktische, sondern auch strategische Forderungen wie etwa die Anerkennung von sozioökonomischen Fluchtgründen. Ein weiteres wichtiges Merkmal der Proteste ist, dass die Betroffenen einer zunehmend europäisierten und restriktiven Asylpolitik als Akteur_innen auftreten und mit eigener Stimme sprechen, statt ihre Repräsentation NGOs oder humanitären Organisationen zu überlassen. Gleichzeitig sind weitere Akteure – Unterstützer_innen, caritative Organisationen, institutionalisierte politische und zivilgesellschaftliche Akteure – in die Proteste involviert. Die Entstehung dieser sozialen Bewegungen – so unsere Hypothese – ist einerseits auf deren transnationale Formen der Vernetzung, andererseits aber auch auf gegenwärtige nationalstaatliche und europäische Migrationspolitiken zurückzuführen wie etwa die Residenzpflicht in Deutschland oder die Dublin-II-Verordnung.

In der Ringvorlesung werden wir mit Wissenschaftler_innen, Aktivist_innen und Vertreter_innen von NGOs aus einer interdisziplinären Perspektive sowohl die Dynamiken der Flüchtlingsproteste wie auch aktuelle Fragen österreichischer und europäischer Migrationspolitiken diskutieren.