140332 PS Politischer Islam in Palästina (2008W)

Spätestens mit der Teilnahme an den Wahlen zum Palästinensischen Legislativrat im Jänner 2006 verdeutlichte die Hamas, dass sich die Organisation auch innerhalb des von den Osloer Abkommen abgesteckten politischen Rahmens zu integrieren beabsichtigte ohne zugleich ihre bisherige Rolle als Terror- und Widerstandsorganisation aufzugeben. Der Wahlsieg der Hamas wurde als Resultat einer Reihe von Faktoren (etwa Korruption in der Palästinensischen Autonomiebehörde, Scheitern des Osloer Prozesses, soziale Aktivitäten der Hamas, etc.) beschrieben. Er führte in Konsequenz zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen der Hamas und der von Mahmoud Abbas, dem Präsidenten der Autonomiebehörde geführten Fatah. Vorläufiger Höhepunkt der aktuellen Phase einer militärischen und politischen Konfrontation dieser wesentlichen Repräsentanten der palästinensischen Nationalbewegung ist die territoriale Aufsplitterung in jeweilige Machtzentren.
In der Lehrveranstaltung sollen von diesen aktuellen Dimensionen ausgehend historische Entwicklungsprozesse des palästinensischen politischen Islam rekonstruiert sowie der Frage nach Diskontinuitäten und Kontinuitäten der Politik der Hamas nachgegangen werden. Aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen zusammengestellte Interpretationen und Analysen zu verschiedenen Aspekten von Islamismen dienen dabei als allgemeiner Rahmen, innerhalb dessen Fragen zum palästinensischen politischen Islam erörtert werden. Zentrale Fragestellungen sind dabei folgende: Wie lassen sich islamistische Bewegungen differenziert konzeptionalisieren? Welche wesentlichen kontroversen Diskurspositionen kennzeichnen ¿westliche' Debatten um den Politischen Islam? Wodurch zeichnen sich Besonderheiten des palästinensischen politischen Islam im Verhältnis zu anderen islamistischen Bewegungen aus?
Die für das PS wesentlichen Themenblöcke, in denen Diskurse über die Hamas bzw. islamistische Bewegungen im Allgemeinen vorgestellt und diskutiert werden sollen, sind dabei folgende:
- Nationalismus und Islamismus
- Gewalt, Terrorismus und Widerstand
- Geschlechterverhältnisse und Islamismus
- Antisemitismus und Islamismus
Des Weiteren werden in einer eigenen Einheit innerhalb der LV internationale Geberpolitiken für die palästinensischen Gebiete einer kritischen Reflexion unterzogen. Eingeschätzt werden sollen einerseits gesellschaftspolitische Auswirkungen des internationalen Boykotts der Hamas und andererseits die aktuelle Neustrukturierung der palästinensischen Autonomiebehörde in der Westbank. Anhand derartiger Entwicklungen soll herausgearbeitet werden, welche politökonomischen Leitlinien internationale Geber für eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts konzipiert haben.