140400 VO+UE VM3 / VM6 - Return of the Wild? Natur in urbanen Landschaften (2016S)

Die gesellschaftlichen Vorstellungen von Natur sind im Wandel. Insbesondere in Städten wird Natur in unterschiedlichsten Belangen zunehmend zum Thema. Mittels Guerilla Gardening eignen sich beispielsweise Öko-AktivistInnen städtische Natur wieder an und probieren sich zunehmend an städtischer Subsistenzwirtschaft. Kunstmuseen beschäftigen sich mit der Vermenschlichung von Tieren, stellen Pflanzenkreisläufe aus und widmen sich Fragen nach der menschlichen Existenz. Zoologische Gärten kreieren ihrerseits mit immensem Aufwand und auf engstem Raum Vorstellungen vom Leben von Tieren in der Serengheti, im Pantanal oder im Regenwald. Sie realisieren Wildnisfantasien und ermöglichen ihren BesucherInnen kleine Fluchten aus einem städtischen Alltag. Mit Bettwanzen, Kakerlaken und anderem Getier aber möchte niemand zu nah zusammenleben. Wenn es um Hygiene, Krankheitserreger und anderes geht, soll die Natur möglichst unter Kontrolle gehalten werden.

Im geplanten Seminar werden wir uns aus der Perspektive der Science and Technology Studies den genannten Phänomenen nähern und uns auf das Expertenwissen dahinter einlassen. Wir werden nach den Spannungsfeldern fragen, die sich aus verschiedenen Naturbegriffen ergeben, nach den Veränderungen in den Verständnissen von Natur, nach den Bändigungs- und Kontrollversuchen, nach dem Zusammentreffen unterschiedlicher Naturen oder den Vorstellungen davon. Wir werden TierpflegerInnen bei der Arbeit besuchen, städtische Gärten besichtigen und künstlerische Umgangsweisen mit dem Thema kennenlernen. Die Ansätze, die uns darin unterstützen können, die Themen zu beleuchten, werden vorgestellt, gegeneinander abgewogen und vertiefend diskutiert.

Ziel der Veranstaltung ist es, über den Begriff und die Veränderung der Rolle von Natur in städtischen Kontexten nachzudenken und die Spannungsverhältnisse zu thematisieren, die diesen Wandel begleiten.