Universität Wien

140533 SE T III - Die Frage der Nation und Demokratie in multikulturellen Gesellschaften. (2010W)

Ein Vergleich zwischen Israel und der Türkei

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 13.10. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 27.10. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 10.11. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 24.11. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 01.12. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 15.12. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 12.01. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 19.01. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)
  • Mittwoch 26.01. 16:00 - 18:00 (ehem. Seminarraum Internationale Entwicklung Afrikawissenschaften UniCampus Hof 5 2Q-EG-05)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Begriffe von Nation und Religion sind in diesen beiden Staaten des östlichen Mittelmeeres stark miteinander verwoben. Sowie der israelische Nationalismus bezieht sich auch der türkische Nationalismus ganz klar auf die Religion als das gemeinsame Bindeglied zwischen den einzelnen Mitgliedern der Gemeinschaft. Beide Modelle eines modernen Nation-building beabsichtigten, wenn auch in unterschiedlicher Weise, die Integration des neuen Nationalstaates in das westliche System. Man kann daher sagen, dass beide Staaten seit ihrer Gründung, durch die Idee der Verwestlichung geprägt sind. Die ethnisch-religiöse Definition des Nationsbegriffes haben in beiden Ländern eine Art "tribal-community" geschaffen und dadurch in vielerlei Hinsicht, die Entwicklung einer auf "citizenship" beruhenden Gesellschaft verhindert. Israel z.B. ist nicht ein Staat seiner Bürger, sondern ein ethnisch definierter jüdischer Staat. Die ethnisch-religiöse Definition der Nation, kann keine gleichberechtigte Eingliederung der Palästinenser in einem gemeinsamen Staat zulassen. Während in der Türkei, die Kurden sehr wohl als ein Teil der gemeinsamen Nation betrachtet werden, können zwar Christen und Juden türkische Staatsbürger sein, sie sind aber nicht ein Teil der Nation sondern gelten als "gayri-müslim"- nicht - Muslime.
Trotz der religiös definierten Nation sind beide Staaten säkular geprägt, die Türkei sieht sich sogar dem Laizismus nach französischem Modell verpflichtet. Die Spannungen zwischen religiöser Prägung und religiös-politischen Forderungen und dem säkularen Charakter des Staates treten in beiden Staaten auf. Wie weit die Religion eine Rolle in der Politik und im öffentlichen Raum spielen soll ist bekanntlich eine zentrale politische Frage, die die Türkei seit der Gründung der Republik regelmäßig beschäftigt.
Beide Staaten sind das Produkt eines bewaffneten Kampfes. Das kollektive Gedächtnis in beiden Staaten ist von Narrativen geprägt, die einen bestimmten Gründungsmythos hochhalten. Eine starke Armee und die Einheit der Bevölkerung im Kampf gegen die Feinde spielen eine wichtige Rolle. In beiden Gesellschaften, die sich im Übrigen von den Nachbarn bedroht und von der westlichen Gemeinschaft unverstanden fühlen, übernimmt das Militär eine wichtige integrative Funktion.
"Being in the East and in the West" ist ein Gefühl das beiden Gesellschaften, die lange mit dem Rücken zum Nahen Osten, nach Westen geblickt haben, wohl gemein ist. Die beiden Staaten verbindet die Skepsis gegenüber den arabischen und iranischen Nachbarn, sowie eine enge Partnerschaft mit den USA. Im Falle beider Staaten gestalten sich die Beziehungen mit Europa als schwieriger. In beiden Fällen sind diese von den Schatten der Vergangenheit geprägt.
Das Seminar möchte die oben angesprochenen gesellschaftlichen und politischen Fragen bearbeiten.
Um diese in vielen Bereichen vergleichbaren Länder etwas besser verstehen zu können, sollen;
" Kemalismus und Zionismus und deren Bedeutung für heute beleuchtet werden.
" Genauso wichtig scheint die Hinterfragung des Nationsbegriffes und die damit verbundene Sichtweise auf jene, die nicht als Teil der Nation betrachtet werden. (Inclusion versus Exclusion)
" Die Rolle des Militärs wird einen weiteren Bestandteil des Vergleiches darstellen.
" Außenpolitik hat viel mit dem psychischen Zustand einer Gesellschaft zu tun. Dieser Zustand ist stark geprägt von bestimmten Narrativen und Mythen, die es zu untersuchen gilt.
" Im Seminar sollen in kritischer Weise die Geister der Vergangenheit ausgegraben und diskutiert werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Das Seminar zielt darauf ab:
" Die politischen und gesellschaftlichen Systeme der beiden Staaten vergleichend kennen zu lernen
" Die Rolle von Kemalismus und Zionismus im Nation-Buildingprozess heraus zu arbeiten.
" Die Wechselwirkung zwischen der Definition der Nation basierend auf ethno-religiösen Kategorien und die damit verbundenen Erschwernisse der Entwicklung einer citizenship zu verstehen.
" Einen Vergleich zwischen den Prinzipien der inclusion und der exclusion anzustellen.
" Die Rolle der Religion und die daraus resultierenden innergesellschaftlichen Spannungen in beiden Ländern zu diskutieren.
" Die Rolle des Militärs einerseits im Nation-Buildingprozess und für das Selbstverständnis zu untersuchen und andererseits die Bedeutung für das politische System herauszuarbeiten.
" Mythen und Narrative die mit dem Nation-Buildingprozess verbunden sind beleuchten und ihre Bedeutungen für die außenpolitischen Beziehungen diskutieren.
" Die Bedeutung von geschichtlichen Erfahrungen und dem kollektiven Gedächtnis für das Verständnis für die Politik von heute zu diskutieren.

Prüfungsstoff

" Reader mit verpflichtenden Texten, die als Grundlage für Kurzreferate und die anschließende Diskussion dienen sollen.
" Kurzimpulse des LV Leiters
" Problemorientierte Abschlussarbeiten der Studierenden

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

T III

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:35