Universität Wien

150073 SE Juchang als Methode - Ein Performance/Austausch-Projekt (M7 KW) (2023S)

(gemeinsam mit Künstlern der neuen Generation in China)

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 15 - Ostasienwissenschaften
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Studierende, die für das Seminar angemeldet sind oder sich anmelden möchten, müssen an der ersten Sitzung teilnehmen. Bitte tragen Sie bequeme Kleidung für einen Theaterworkshop, der schon in der ersten Sitzung gegeben wird.

Zur Anmeldung sowie bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Kursleiterin Prof. Li Yinan (yinanli80@gmail.com) oder Frau Stefanie Yu (SSS Sinologie)

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch, Englisch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

IMPORTANT NOTE: The first introductory session will take place on Friday 10 March at 15:00 in SIN1. The course will then be offered as a block seminar and take place weekly from 21 April to 2 June.

  • Freitag 10.03. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10
  • Freitag 21.04. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10
  • Freitag 28.04. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10
  • Freitag 05.05. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10
  • Freitag 12.05. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10
  • Freitag 19.05. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10
  • Freitag 26.05. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10
  • Freitag 02.06. 15:00 - 18:15 Seminarraum Sinologie 1 UniCampus Hof 2 2F-O1-10

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Konzept "juchang" (wörtlich "Theaterfeld") wurde von Li Yinan vorgeschlagen, basierend auf ihren langjährigen theoretischen und praktischen Bemühungen in Dramaturgie und Dokumentartheater an der Central Academy of Drama in Peking. Li Yinan betrachtet juchang als eine somästhetische (Shusterman 2006) und kritische Perspektive in der Theaterwissenschaft sowie in der sozialen Konstruktion. Durch die Kombination von Interviews mit chinesischen Partnern, physikalischem Training und theatralischen Produktionen lernen die Studierenden, auf Augenhöhe zu kommunizieren und so zu einer neuen Art der Wissensproduktion zu gelangen.

Dieser Kurs richtet sich speziell an Studierende der Sinologie an der Universität Wien. Die Studierenden dieses Kurses haben die Möglichkeit, mit jungen Künstlern in China zu kommunizieren, die an dem Kunstprojekt "Voices from the Iron House" teilnehmen, das im Mai 2023 in Peking seine Weltpremiere feiern wird.

Das Jahr 2022 war für viele ein ungewöhnliches Jahr, das in die Geschichte eingehen sollte. Dieses Gefühl ist besonders intensiv bei chinesischen Jugendlichen der neuen Generation (geboren nach 2000). Sie verbrachten wichtige Schmiedejahre in ihrem Leben unter extremen Bedingungen, erlebten beispiellos strenge Lockdowns und am Ende des Jahres eine plötzliche, unvorbereitete und schockierende "Befreiung".

2023 begann ruhig. Dieses Jahr markiert auch den 100. Jahrestag der Veröffentlichung von Lu Xuns (1881-1936) "Nahan, Applaus", der ersten Sammlung von Kurzgeschichten in modernem Chinesisch. 1923 schrieb Lu Xun in seinem Vorwort:
"Stell dir ein Eisenhaus vor, ohne jedes Fenster und unzerstörbar. Alle Insassen schlafen tief und werden bald ersticken. Da sie im Schlaf sterben, wird ihr Tod schmerzlos sein. Wenn ich nun aber einen Schrei loslasse, um wenigstens ein paar der Schläfer zu wecken , so dass diese wenigen dann die Qualen des doch unwiderruflichen Todes leiden müssen, würde ich ihnen damit einen Gefallen tun?"

2023, hundert Jahre später, werden junge chinesische Künstler am Tag der Jugend (4. Mai) ein kleines "Eisenhaus" errichten. Durch Videos, Installationen und interaktive Performances werden sie ihre Stimme erheben.

In der ersten Maiwoche haben die Wiener Studierenden zunächst die Möglichkeit, als geladene Special Guests die Premiere dieses Kunstprojekts zu sehen. Dann werden sie in kleine Gruppen (2-3 Personen) aufgeteilt und jede Gruppe beginnt eine enge, persönliche Kommunikation mit einem jungen chinesischen Künstler, der am Projekt "Iron House" teilnimmt. In gegenseitigen Interviews teilen die Jugendlichen beider Orte ihre Erfahrungen im Jahr 2022, ihr Verständnis des "Eisenhauses" (was könnte das Eisenhaus für einen in Wien lebenden jungen Menschen bedeuten? Wird das Eisenhaus nach 2023 weiterbestehen? Ist es zu zerbrechen? Wie kann es zerbrochen werden?) Ausgehend von dieser individuellen Kommunikation werden die Wiener Studierenden Materialien sammeln, um am Ende des Semesters auf dem Campus der Universität Wien einen Beitrag zum Projekt zu leisten. Dies kann eine einfache Lecture Performance sein oder eine mutigere experimentelle Form annehmen. Neben dem Kommunikation mit den chinesischen Künstlern werden den Studierenden auch Theaterworkshops angeboten.

Eines der Ziele des Kurses ist es, Menschen der neuen Generation in Krisenzeiten erstmals zu vernetzen. Zweitens sollen die Studierenden Prozesse der Wissensproduktion reflektieren und Juchang als Methode der Sinologie anwenden lernen. Vor dem aktuellen Hintergrund von Kriegen, Epidemien und den zunehmend angespannten internationalen Beziehungen aufgrund von Nationalismus (im engeren, negativen Sinne) und Konservatismus will der Kurs eine interkulturelle Plattform aufbauen, um gemeinsam der Krise zu begegnen und über Wege der Modernisierung der menschlichen Gesellschaften nachzudenken.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Aktive Teilnahme: 15 %
- Abschlusspräsentation: 50%
- Seminararbeit (zur Reflexion des Arbeitsprozesses sowie der Abschlusspräsentation): 35%

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- Aktive Teilnahme: 15 %
- Abschlusspräsentation: 50%
- Seminararbeit (zur Reflexion des Arbeitsprozesses sowie der Abschlusspräsentation): 35%

Sprachanforderungen
Die Arbeitssprache des Studiengangs ist Englisch/Deutsch. Obwohl Chinesischkenntnisse keine Voraussetzung sind, werden Studierende mit chinesischen Sprachkenntnissen ermutigt, schriftliches und mündliches Chinesisch in der Kommunikation mit den chinesischen Partnern und/oder in der Abschlussvorstellung zu verwenden, die auf Englisch, Deutsch und Chinesisch stattfinden wird.
Der Besuch des Kurses "Interview als Methode in den Kulturwissenschaften und Kulturproduktion" von Fabrizio Massini (150092 UE) oder/sowie des Sprachkurses "Hören und Sprechen B" (150155 KU) von Dr. Yan Li wird dringend empfohlen, ist aber nicht verpflichtend.

Prüfungsstoff

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Literatur

Lee, Leo Ou-fan. Voices from the Iron House: A Study of Lu Xun. Bloomington: Indiana University Press, 1987.
Li, Yinan (2023). Hometown (Guxiang). A Play of Collage in Ten Scenes. Adapted from Lu Xun's short story "Hometown". Unpublished manuscript.
Lu, Xun, Nahan. In: Lu Xun Quanji, Vol. 1, S.437-598. Beijing: Renmin Wenxue Chubanshe 2005.
Lu, Xun. Applaus, Erzählungen. Herausgegeben von Wolfgang Kubin. Aus dem Chinesischen von Raoul Findeisen, Wolfgang Kubin und Florian Reissinger. Unionsverlag, 1999.
Shusterman, Richard. "Thinking through the Body: Educating for the Humanities: A Plea for Somaesthetics" in the Journal of Aesthetic Education 40.1 (Spring 2006).
Xiang, Biao (2021). ‘The nearby: A scope of seeing’, Journal of Contemporary Chinese Art, 8:2&3, pp. 147–65, https://doi.org/10.1386/jcca_00042_1

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

SE LK

Letzte Änderung: Mi 19.04.2023 19:08