Universität Wien

160051 VO Vivaldis "Quattro stagioni" als Nachahmung der "Natur" (2021W)

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 04.10. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 11.10. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 18.10. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 25.10. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 08.11. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 15.11. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 22.11. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 29.11. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 06.12. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 13.12. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 10.01. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 17.01. 11:30 - 13:00 Digital
Montag 24.01. 11:30 - 13:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele: Vermittlung des historisch informierten und adäquaten Verständnisses der Musiksprache in der Zeit von ca. 1600 bis ca. 1800, Arbeit mit historischen Quellen

Inhalte: Antonio Vivaldis "Quatro stagioni" gehören zweifelsohne zu den meistgespielten Werken des barocken Repertoires. Doch wie gut kennen wir diese Violinkonzerte wirklich? Was alles verbirgt sich eigentlich hinter der Bezeichnung Frühling Sommer Herbst Winter? Ist dieses Werk lediglich als eine Spiellaune des Komponisten zu betrachten oder geht es hier um weitaus mehr? Vorweggenommen: Bei näherer Betrachtung entpuppen sich Vivaldis Vier Jahreszeiten als ein wahres Lehrbuch der barocken Nachahmungsästhetik, in der nicht nur diverse Naturphänomene, sondern auch die im Kontext des Nachahmungsprinzips weit wichtigeren menschlichen Emotionen musikalisch abgebildet sind.
Es ist der geradezu didaktische Charakter der Vier Jahreszeiten in Bezug auf die "Naturnachahmung", der Dagmar Glüxam dazu veranlasste, dieses Werk als Ausgangspunkt und Rahmen der Vorlesung über das barocke Nachahmungsprinzip zu wählen. Anhand zahlreicher musikhistorischer Traktate und Kompositionen wird gezeigt, wie dieses aus der Antike stammende mimesis-Prinzip in der musikalischen Komposition umgesetzt wurde. Obwohl heute in seiner Komplexität kaum mehr wahrgenommen, bildet dieses Prinzip nicht nur die absolut unverzichtbare Basis für das Verständnis des Musiksprache des 17. und 18. Jahrhunderts, sondern hat massive Auswirkung auf alle Bereiche der Interpretation wie Tempo, Artikulation, Dynamik und Ornamentik.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mündliche Prüfung
(für Nichtmuttersprachler*innen ist ein Wörterbuch erlaubt)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Voraussetzungen: Gute musikalische Kenntnisse, verlässliches Notenlesen, Interesse an historischen Quellen, gute Französischkenntnisse von Vorteil

Beurteilungsmaßstab: 4 Prüfungsfragen, von insgesamt 40 Punkten müssen 25 erreicht werden.
40-37 Punkte: 1
36-33 Punkte: 2
32-29 Punkte: 3
28-26 Punkte: 4
weniger als 25 Punkte: 5

Prüfungsstoff

Inhalt der Vorlesungen; selbstständige Analyse der Musikbeispiele und Interpretation der Zitate aus den historischen Traktaten und Lexika (Kircher/ Hirsch, Brossard, Walther, Marpurg, Mattheson), Kenntnis der in der Bibliographie angeführten Ausgaben.

Literatur

Bibliographie (Auswahl):

Historische Quellen:
Batteux, Charles: Les Beaux Arts Réduits En Un Même Principe. Paris 1746. Einschränkung der Schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz. Aus dem französischen übersetzt von Johann Adolf Schlegeln, 3.Auflage Leipzig 1770
Brossard, Sébastien de: Dictionaire De Musique. Paris 1703/ 1705
Hiller, Johann Adam: Abhandlung über die Nachahmung der Natur in der Musik
Kircher, Athanasius: Musurgia Universalis Sive Ars Magna Consoni Et Dissoni In X. Libros
Digesta, Rom 1650
Marpurg, Friedrich Wilhelm: Unterricht vom Recitativ. In: Kritische Briefe über die Tonkunst, Berlin 1762, Bd. 2, S. 253416
Mattheson, Johann: Das Neu=Eröffnete Orchestre. Hamburg 1713
Mattheson, Johann: Der Vollkommene Capellmeister. Hamburg 1739
Scheibe, Johann Adolph: Critischer Musikus. Neue, vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig
1745
Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer
Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt. Neue vermehrte
zweyte Auflage Leipzig 1792 (Bd. I, II) bzw. Leipzig 1793 (Bd. III) und 1794 (Bd. 4).
Walther, Johann Gottfried: Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothek. Leipzig 1732

Sekundärliteratur:
Art. "Musik und Rhetorik" (H. Krones), "Affekt" (W. Braun) in MGG2, Rhetoric and Music (B. Wilson, G. J. Buelow, P. A. Hoyt) in The New Grove Dictionary, Second Edition
Figures (G. Buelow), Rhetoric and Music (G. Buelow) in The New Grove Dictionary (1980).
Bartel, Dietrich: Handbuch der musikalischen Figurenlehre. 2. Auflage, Laaber 1992
Benary, Peter: Die deutsche Kompositionslehre des 18. Jahrhunderts, Leipzig 1961
Dammann, Rolf: Der Musikbegriff im deutschen Barock, Laaber 1995
Ehrmann-Herfort, Sabine: "Gewürz, Honig und süßester Zucker für unsere Ohren und Augen". Rhetorik und Musik im italienischen Musikschrifttum der Frühen Neuzeit. In: Hartmut Krones (Hrsg.), Rhetorik und Musik. Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch, Bd.35. Berlin / Boston 2016, S. 5772
Glüxam, Dagmar: "Aus der Seele muß man spielen …". Über die Affekttheorie in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und ihre Auswirkung auf die Interpretation. Wien 2020
Glüxam, Dagmar: Rhetorik und musikalische Artikulation. In: Hartmut Krones (Hrsg.), Rhetorik
und Musik. Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch, Bd. 35. Berlin / Boston 2016, S. 151182
Gutknecht, Dieter: "Von der Geberden=Kunst" (Mattheson). Mimesis in der musikalischen Nachahmungsästhetik des 18. Jahrhunderts. In: Bert Siegmund (Hrsg.), Gestik und Affekt in der Musik des 17. und 18.Jahrhunderts. Michaelsteiner Konferenzberichte Bd. 63. Stiftung Kloster Michaelstein 2003, S.8593
Serauky, Walter: Die musikalische Nachahmungsästhetik im Zeitraum von 1700 bis 1850. Münster 1929
Ruf, Wolfgang: Der Ton der Klage in Händels späten Oratorien. In: Thomas Seedorf (Hrsg.), Händels Arien. Form, Affekt, Kontext. Bericht über die Symposien 2008 bis 2010. Veröffentlichungen der Internationalen Händel-Akademie Karlsruhe Bd. 10. Laaber 2013, S. 123133
Schäfke, Rudolf: Geschichte der Musikästhetik in Umrissen. Zweite Auflage mit einem Vorwort von Werner Korte. Tutzing 1964
Thieme, U.: Die Affektenlehre im philosophischen und musikalischen Denken des Barock. Celle, Moeck 1984
Unger, H.-H.: Die Beziehungen zwischen Musik und Rhetorik im 16.-18. Jahrhundert, Würzburg 1941, Faks. Druck: Olms, Hildesheim 1969


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA: HIS-V2, FRE
MA: M01, M02, M03, M04, M05, M07, M14, M15
EC: EMG2

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:17