Universität Wien
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160063 UE Von der "Affektenlehre" zum "Emotional Turn" (2023S)

Verflechtungen von Emotion, Affekt und Leidenschaft mit der Musikgeschichte

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 07.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 14.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 21.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 28.03. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 18.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 25.04. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 02.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 09.05. 18:30 - 20:00 Seminarraum 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3A-O1-31
  • Dienstag 16.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 23.05. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 06.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 13.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 20.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 27.06. 18:30 - 20:00 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung soll der Hochkonjunktur an Emotions- und Gefühlsgeschichten, die in jüngster Zeit im Rahmen des kulturwissenschaftlichen Emotional Turn auch in der Musikwissenschaft herrscht, Rechnung tragen. Im Spannungsfeld von Musikästhetik, Kulturgeschichte, musikalischer Analyse und Musikpsychologie sollen zunächst die verschiedenen einschlägigen Begrifflichkeiten – Emotion, Affekt, Leidenschaft – im Wandel der Jahrhunderte durchleuchtet, das historische Emotionsvokabular und seine Verflechtungen mit der Musikgeschichte diskutiert werden – von dem seit der Antike bis weit ins 18. Jahrhundert hinein bedeutungsvollen Begriff des „Affekts“ bis zur heute als umbrella term gebrauchten „Emotion“, die erst im 19. Jahrhundert in den Diskurs eingegliedert wurde. Rezente Konzepte wie „emotional practices“, „communities“ und „regimes“ sollen auf ihre Fruchtbarkeit für die Musikwissenschaft abgeklopft; problematische musikhistorische Konstruktionen aus dem frühen 20. Jahrhundert wie die sogenannte „Affektenlehre“ (Schering, Kretzschmar) und deren überbetonte Verbindung mit der (musikalischen) Rhetorik dekonstruiert werden. Auf dem emotionsgeschichtlichen Pfad sollen weiters Schlaglichter unter anderem auf die Themen der kulturellen Herstellung von Emotionen in absolutistischen Staaten durch die Gefühlsmaschinerie Oper geworfen werden; auf die Verzahnung von Krieg, Musik und Emotion, die in den Opern- und Konzerthäusern im 2. Weltkrieg eine Veränderung in den erlernten emotionalen Regeln des Publikums nach sich zog; und auf Gesang als emotionale Praktik des Erinnerns. In diesem Zusammenhang soll die musikalische Herstellung von Emotion auch unter dem Einfluss der neuen Massenmedien seit Beginn des 20. Jahrhunderts in den Fokus gerückt werden: Mikrophonierter Gesang als Anschein einer nie gehörten Intimität, aus Adornos Perspektive ein Instrument der „Pseudoindivdualisierung“, um den Warencharaker populärer Musik zu verbergen.
Workshopartig und interaktiv sollen die Lektüren (s. Auswahlbibliographie) gemeinsam bewältigt und jeweils in Kurzreferaten von einzelnen Studierenden oder Kleingruppen vorgestellt werden. Im Anschluss soll im Plenum über den ausgewählten Text diskutiert werden. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, nicht nur eine breitgefächerte emotionshistorische Beschäftigung mit Musik zu bieten, sondern auch die Studierenden mit akademischer Lektüre vertraut zu machen und sie an das Diskutieren auf wissenschaftlichem Niveau heranzuführen. Als Abschluss sollen die Studierenden zwei Essays über zwei Texte ihrer Wahl schreiben, in welchen sie die wesentlichen besprochenen Punkte und etwaige Kritiken verschriftlichen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

*Textlektüre
*Kurzreferate
*Engagierte Teilnahme an den Diskussionen
*Essays über zwei der besprochenen Texte

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige Anwesenheit (die üblichen drei Fehlstunden werden toleriert) sowie die unter „Art der Leistungskontrolle“ angeführten Teilleistungen.

Prüfungsstoff

Die Inhalte der Lehrveranstaltung

Literatur

Bebermeier, Carola / Buyken, Evelyn / Finke, Gesa (Hrsg.): Passions. Musik des 18. Jahrhunderts im Spannungsfeld zwischen Leid und Leidenschaft, Würzburg: Königshausen & Neumann 2017 (Musik – Kultur – Geschichte 7).

Buelow, George J.: „Johann Mattheson and the invention of the Affektenlehre“, in: Ders. / Marx, Hans Joachim (Hrsg.), New Mattheson Studies, paperback edition, Cambridge: Cambridge University Press 2006, S. 393–407.

Calella, Michele: „Text, Affekt und musikalische Rhetorik“, in: Ders. / Schmidt, Lothar (Hrsg.), Komponieren in der Renaissance. Lehre und Praxis, Laaber: Laaber 2013, S. 43–63.

Cochrane, Tom / Fantini, Bernardino / Scherer, Klaus R. (Hrsg.): The Emotional Power of Music. Multidisciplinary Perspectives on Musical Arousal, Expression, and Social Control, Oxford: Oxford University Press 2013.

Dyer, Richard: In the Space of a Song: The uses of Song in Film, London: Routledge 2012.

Glüxam, Dagmar: „Aus der Seele muß man spielen …“. Über die Affekttheorie in der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und ihre Auswirkung auf die Interpretation, Wien: Hollitzer 2020.

Herzfeld-Schild, Marie-Louise / Sullivan, Erin (Hrsg.): Emotions, History and the Arts, Special Issue von Cultural History 7/2 (2018).

Herzfeld-Schild, Marie-Louise (Hrsg.): Musik und Emotionen. Kulturhistorische Perspektiven, Stuttgart: Metzler 2020 (Studien zu Musik und Gender).

Hinrichs, Gunnar: „Kulturindustrie“, in: Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, Berlin: De Gruyter 2017, S. 61–80.

Juslin, Patrik N. (Hrsg.): Handbook of music and emotion. Theory, research, applications, Oxford: Oxford University Press 2011.

Kolesch, Doris: Theater der Emotionen. Ästhetik und Politik zur Zeit Ludwigs XIV., Frankfurt am Main / New York: Campus 2006.

Wiegmann, Hermann (Hrsg.): Die ästhetische Leidenschaft. Texte zur Affektenlehre im 17. und 18. Jahrhundert, Hildesheim / Zürich / New York: Olms 1987.

Zalfen, Sarah / Müller, Sven Oliver (Hrsg.): Besatzungsmacht Musik. Zur Musik- und Emotionsgeschichte im Zeitalter der Weltkriege (1914–1949), Bielefeld: Transcript 2012.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA: HIS-V2, FRE
MA (2008): M01, M02, M03, M04, M05, M07, M14, M15, M16
MA (2022): E.HIN, H.HIN, S.HIN

Letzte Änderung: Di 18.04.2023 18:30