Universität Wien

160090 VO Von der Anonymität zum Denkmal: Autorschaft in der westlichen Musikkultur (2013S)

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Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

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  • Dienstag 05.03. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 12.03. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 19.03. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 09.04. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 16.04. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 23.04. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 30.04. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 07.05. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 14.05. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 28.05. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 04.06. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 11.06. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 18.06. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09
  • Dienstag 25.06. 09:00 - 10:30 Hörsaal 1 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-09

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Zu den Selbstverständlichkeiten der heutigen Rezeption von Kunstmusik – also der so genannten „Klassik“ – gehört die Kenntnis des Komponistennamens: als Überschrift vor dem Titel eines Werks in einer Partitur, als Blickfang auf einer CD-Hülle, als Gegenstand biographischer Kontextualisierungen in einem Konzertprogramm usw. Überall spielt der Komponist (und trotz der langen männlichen Dominanz inzwischen auch die Komponistin) eine zentrale Steuerungsfunktion beim Musikkonsum. Dies steht in krassem Kontrast zur unsichtbaren Präsenz des Komponisten in Jazz und Popmusik, der praktisch hinter dem Aufführenden geradezu zu verschwinden scheint oder sich teilweise mit diesem überschneidet. Man könnte sagen, verwendet man die Terminologie des Philosophen Michael Foucault, dass der Komponist im Kunstmusikbetrieb eine ganz anders konnotierte ‚Autorfunktion' als derjenige der Popmusik inne hat. Erster erscheint als eine sich in einem biographischen Nimbus bewegende Autorität, die vom Publikum verehrt und von den InterpretInnen respektiert wird – selbst wenn seine Erben 70 Jahre nach seinem Tod nicht mehr finanziell von den Urheberrechten profitieren; zweiter wird nur als stiller Autor behandelt, dessen ‚Intention' sich bei der Variabilität der Covers von Popsongs und in der üblichen Jazzpraxis nur als Gerüst für den Aufführenden erweist, der jedoch durch das Urheberrecht die Autorfunktion aus einer rechtlichen und wirtschaftlichen Perspektive deutlich auch spüren lässt
Diese Sachlage – samt der im 19. Jahrhundert erfolgten Spaltung von Kunst- und Unterhaltungsmusik – ist jedoch primär ein Produkt der Neuzeit, denn die Zentralität und Verherrlichung der Figur des Komponisten gibt es erst seit einigen Jahrhunderten und der emphatische Kult musikalischer Genies ist nur 200 Jahre alt: bis zum 14. Jahrhundert kennt man nur eine Handvoll Komponistennamen und noch im 16. sowie im 17. Jahrhundert ist Anonymität keine Ausnahme. Im 18. Jahrhundert konnte auf einem Opernlibretto nicht selten jegliche Angabe zum Autor der Musik fehlen. Der Weg von Anonymität bis zur Vergöttlichung und Monumentalisierung der deutschen Meister im 19. Jahrhundert und zur intellektuellen Stilisierung der Komponisten der Neuen Musik im 20. Jahrhundert ist lang und von unterschiedlichen soziokulturellen Konstellationen begleitet.
Vielmehr als eine Geschichte der Musik unter dem Aspekt der musikalischen Autorschaft versucht diese Vorlesung anhand einzelner Beispiele die Genese und Entwicklung spezifischer Autorschaftsmodelle aus mehr als tausend Jahren zur Diskussion zu stellen. Die theoretische Basis dafür bieten Foucaults bahnbrechender Essay „Was ist ein Autor“ (1969) wie die darauffolgende kritische Diskussion in der Literaturwissenschaft. Begleitet wird die Vorlesung von einem Symposium mit dem Titel „Die Autorisierung des Selbst: der Komponist als Autor im 20. Jahrhundert“, das am 13–16. Juni stattfinden wird.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mündliche Prüfung

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Problematisierung des Autorbegriffs in der Musik

Prüfungsstoff

Präsentation mit kurzen Pausen für Diskussionen

Literatur

Wird im Laufe des Semesters angegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

B03 (Musik vor ca. 1600 / Musik nach ca. 1600), B09, B10, B16; M01, M05, M06, M07, M13; EC EMG 1 oder 2

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:35