160109 VO+UE Wienerlied - zwischen Stadtgeschichte und Musikethnologie (2011W)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Lageplan Hörsaal B:
1) http://event.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/DOEVL_events/Raumplaene/Universit_C3_A4tscampus_20-_20Erdgeschoss-08_1_.pdf
2) http://campus.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/campus/plan/Campus_Plan_Handout.pdf
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Details
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Freitag 07.10. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 14.10. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 21.10. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 28.10. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 04.11. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 11.11. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 18.11. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 25.11. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 02.12. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 09.12. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 16.12. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 13.01. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 20.01. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
- Freitag 27.01. 09:00 - 10:30 Hörsaal B UniCampus Hof 2 2C-EG-02
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Art des Zeugniserwerbs: Regelmäßige Teilnahme, 2 Übungen + 1 Konzertexkursion
Gewünschte Vorkenntnisse: Keine
Gewünschte Vorkenntnisse: Keine
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Literatur
Literatur:
Wienerlied und Weana Tanz, hrsg. von Susanne Schedtler, Wien 2004, Wien; Musikethnologie und Volksmusikforschung in Österreich, hrsg. von Gerd Gruppe, Aachen 2005; Wien Musikgeschichte. Volksmusik und Wienerlied, hrsg. von E. Fritz und H. Kretschmer, Wien 2006;
Georg Wacks: Die Budapester Orpheumgesellschaft. Ein Varieté in Wien 1889-1919; Roland Neuwirth: Das Wienerlied, Wien 1999; Gertraud Pressler: Jüdisches und Antisemitisches in der Wiener Volksunterhaltung, in: Musicologica Austriaca 17, 1998, S.63-82; Gertraud Pressler: Aus Wiener Lieddrucken der Jahrhundertwende, in: Wien 1897 - Kulturgeschichtliches Profil eines Epochenjahres, hrsg. von Christian Glanz [Musikleben 8], Frankfurt 1999, S. 237-280.Quellen:
Liedflugblätter im Archiv Wiener Volksliedwerk, Wienbibliothek im Rathaus, Wiener Stadt- und Landesbibliothek (Musiksammlung in der Bartensteingasse)
Wienerlied und Weana Tanz, hrsg. von Susanne Schedtler, Wien 2004, Wien; Musikethnologie und Volksmusikforschung in Österreich, hrsg. von Gerd Gruppe, Aachen 2005; Wien Musikgeschichte. Volksmusik und Wienerlied, hrsg. von E. Fritz und H. Kretschmer, Wien 2006;
Georg Wacks: Die Budapester Orpheumgesellschaft. Ein Varieté in Wien 1889-1919; Roland Neuwirth: Das Wienerlied, Wien 1999; Gertraud Pressler: Jüdisches und Antisemitisches in der Wiener Volksunterhaltung, in: Musicologica Austriaca 17, 1998, S.63-82; Gertraud Pressler: Aus Wiener Lieddrucken der Jahrhundertwende, in: Wien 1897 - Kulturgeschichtliches Profil eines Epochenjahres, hrsg. von Christian Glanz [Musikleben 8], Frankfurt 1999, S. 237-280.Quellen:
Liedflugblätter im Archiv Wiener Volksliedwerk, Wienbibliothek im Rathaus, Wiener Stadt- und Landesbibliothek (Musiksammlung in der Bartensteingasse)
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
B04, B06 (Populäre Musik), B07, B11, B14, B15, B16; M02, M03, M04, M05, M08, M11, M12, M13; § 10 (3, 7), § 12 (3, 7)
Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:35
William M. Johnston schreibt 1974 in seiner Österreichische[n] Kultur- und
Geistesgeschichte 1848 1938 zur Besonderheit des wienerischen Dialekts:
"Nichts hat so sehr zur Förderung der Solidarität innerhalb der Großstadt beigetragen
wie die Hartnäckigkeit des Wiener Dialekts nach 1900, in welchem partikularistische Verhaltensweisen in einer industrialisierten Gesellschaft fortlebten. […] Für den Wiener bedeutet seine Mundart die Ermutigung, seine Stadt als eine privilegierte Bühne des Welttheaters anzusehen, auf der Rituale überleben, um jeden Besucher mit barocker Vielfalt zu erbauen".
Mitte des 19. Jahrhunderts schwärmten die Wiener noch für das Alpenländische, verkleidete Wiener Schauspiel- und Sängertruppen imitierten die in ganz Europa und Übersee herumziehenden Tiroler Nationalsänger/ Steirischen Alpensänger und sangen mit Vorliebe Vierzeiler mit angehängten Jodlern, die immer länger und
harmonisch komplizierter wurden. Das Wienerlied wurde als Couplet geschaffen, Tagesereignisse und humorvolle Verse erfreuten die Wiener. Der Börsenkrach 1873 wird noch lustig umschrieben, der Schmelztiegel Wien mit allen seinen Zugereisten und den dazugehörigen Problemen des Zusammenlebens und der Armut großer Bevölkerungsgruppen vordergründig in gefällige Reime gebracht. Mit der Eingemeindung der Vororte verlieren 1893 die dort angesiedelten Gasthäuser und
Heurigenschänke den Vorteil des steuerfreien Verzehrs und Verkaufs von Speisen und Getränken und damit ihre herausragende Stellung in der Freizeitgestaltung der Wiener. Das Abschiednehmen von liebgewordenen Gewohnheiten schlug sich nun doch allmählich nieder in einem neuen Wienerlied-Genre. Wien stand nun im Mittelpunkt, geballte Sentimentalität gewinnt die Oberhand:
"Eine wehleidige, fade Süßlichkeit dringt wie Modergeruch in die Texte ein, von denen uns heute einige mit ihren falschen Gemütstönen ganz unerträglich sind", schreibt Hermine Cloeter im Wiener Volkskunstalmanach aus dem Jahre 1925. Aber nicht nur die Demolierung des alten Wiens entzündet bei so manchem Wiener eine spezielle Form von regionaler Anhänglichkeit. Auch musikalisch wird das Volkslied bedrängt: Die ernste Musik, die noch im frühen 19. Jahrhundert durch
Franz Schubert eine ideelle und inhaltliche Verbindung zur Wiener
Unterhaltungsmusik hat, nimmt einen denkbar anderen Kurs an. Carl Heidenreich, Musikkritiker vom Brünner Tagesbote[n], schrieb dazu (ebenfalls 1925): "Der Schrei nach der Melodie lebt trotz Modernismus und Atonalität mehr denn je im Volk, und wenn er ihm nicht erfüllt wird, wie einstens durch die Oper und die Sinfonie, so wendet sich die Menge dorthin, woher die Erfüllung kommt, nach der Operette und nach dem volkstümlichen Lied…"
Doch selbst die Operette wurde nicht von allen geschätzt, wie wir heute aus diversen Wienerliedtexten entnehmen können. Das "neue" Wienerlied wurde hingegen von heute noch verehrten Komponisten wie Ludwig Gruber, Rudolf Kronegger oder Franz Paul Fiebrich als Bollwerk gegen die Moderne etabliert. "Lieber, guter Himmelvater, was gibt’s heute für Musik! / Zu lauter Dissonanzen tanzen ist der letzte Schick!" dichtet Peter Herz 1928 in einer Vertonung von Hermann Leopoldi. Die jüdische Musikkabarett-Szene der Zwischenkriegszeit nahm sich des Dilemmas an und bot eine Alternative zwischen Moderne und Gemütsdichtung mit großem Erfolg selbst bei denjenigen, die den "Donauwalzer als ihr Kriegslied" sahen, wie es Anton Kuh einmal 1931 in dem Essay Der Strauß-Walzer als Gesinnung formulierte.In der VO + UE wird die Entwicklung des Wienerliedes anhand ausgesuchter Autoren und Lieder aufgezeigt. Der Fokus liegt auf inhaltlichen und musikalischen Aspekten. Voraussetzung für die beiden Übungen ist mindestens ein Archivbesuch im Wiener Volksliedwerk (Wien 16).