Universität Wien

160144 VO Einführung in die Ethnolinguistik II (2012S)

Sprache-Kultur & Denken-Kognition-Realität

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 09.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 16.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 23.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 30.03. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 20.04. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 27.04. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 04.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 11.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 18.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 25.05. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 01.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 08.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 15.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 22.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG
  • Freitag 29.06. 10:00 - 11:30 Seminarraum 2 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

I. Über den Werkzeugcharakter der Sprache: Alterität und Kommunikation, Bedeutung, Bezeichnung

Unter der Annahme, dass die Sprache ein Instrument ist, das als Wirklichkeit und Aktualität der Kultur faktisch angesehen werden kann, wird betrachtet, ob sie einer der Mitteilung oder der Darstellung ist: Analyse und Erörterung der Begriffe des Werkzeuges, der anderen semiotischen Systeme (Tiersprache, Gebärdensprache, Schrift), der Termini "Sinn“, "Bedeutung“ und "Bezeichnung“, und Stellung der Frage nach der Natur und dem Funktionieren der Sprache (Was ist Sprache?) und also dem Wesen des symbolischen Zeichens: Arbitrarität, Doppelartikulation, Form-Materialität (Substanz).

II. Über die Beziehung des Sprachwerkzeuges und der Region der Kultur: Sprache und Denken, Symbolismus, Artikulation

Unter der Annahme, dass die Sprache ein Instrument ist, das als unmittelbare Realität des Denkens faktisch angesehen werden kann, wird betrachtet, ob sie als Ermöglichungsdenkform ebenso eine Gestaltung der Realität ist: Analyse und Erörterung der "Sapir-Whorf-Hypothese“ (Weltansicht /Weltbild und Sprache), des Problems des archaischen mythischen Bewusstseins, der intuitiven und empirischen Raum- und Zeitlichkeitsauffassung als Voraussetzung der lexikalische bzw. syntaktisch-morphologischen pragmatischen Einteilungen und Strukturationen der Erfahrungswelt, und Stellung der Frage nach der Natur der mythischen bzw. logischen Denkkategorien, dem Unterschied intuitives-reflexives Denken, und also dem Wesen der symbolischen Sprach- und Gedankengliederung und der artikulierten Materialisierung derselben.

III. Über die Relation des Ursprungs der Rede und die Bildung der grammatischen Formen: Kultur und Referenz zum Klanghabitat, akustischer Symbolismus, Sprachbau und ausbau

Unter der Annahme, dass die Sprache ein Instrument ist, das als Aktualisierung der Kognition faktisch angesehen werden kann, wir betrachtet, ob sie vielfach (vgl. Ausbau, Weltbild) oder unikal (vgl. grammatische Matrix, Bau) ist: Analyse der Möglichkeit der Existenz einer prähistorischen Darstellung eines allgemeinen Symbolismus (vgl. Bipeditätsadoption-Umweltlärm und Ursprache-Sprechfähigkeit und Rolle der Frau: Australopithekin Lucy, ein redendes Urweib, u. s. John Schwarz, Why Pregnant Women Don‘t Tip Over, The New York Times, 12.12.2007, http://www.nytimes.com/2007/12/12/science/12cnd-pregnant.html, vgl. Universalität der Denknotwendigkeiten und der notwendigen Referenz zum außersprachlichen Klangnaturwelt, vgl. "Gemeinsame Mentale Urwörterbuch“, Höhlenmalerei, Seh- und Lautmalereien), und Stellung der Frage nach der Natur der universellen Sprachformen und -relationen, der Voraussetzung der Aufhebung der Opposition "Weltansicht-Grundsprachstruktur“ und also dem Wesen eines kybernetischen Symbolsystems.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Schlussarbeit ist prinzipiell schriftlich, und darf auch per Email gestaltet und geschickt werden, und ebenso korrigiert, verbessert, usw.
Gegen Mitte des Semesters werden etwa 15 Prüfungsthemen vorgeschlagen, und unter diesen müssen die Studierenden eines wählen oder, umgekehrt, können sie ein Thema vorschlagen.
Die Prüfung darf auch auf eine andere Sprache als Deutsch geschrieben werden, und kann auch aus dem Ausland bzw. enem anderen Bundesland Österreichs als Wien per Email gesendet werden.
Das Beste ist, diese Schlussarbeit mit Hilfe des Computers zu verfassen.
Tipp: Einfach mitarbeiten und hören, versuchen unabhängig nachzudenken, und die eigenen Gedanken mittels des Computers zu formalisieren.
Wenn es Probleme, Zweifel oder etwas Ähnliches gibt, kann man mich problemlos unmittelbar kontaktieren, ich antworte sofort: karl-georg.lettner@univie.ac.at, Tel. 25 99 853.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Bem.: Ethnolinguistik I: Sprache-Kultur-Denken, Ethnolinguistik II: Symbolismus, Realität. Kognition, Ethnolinguistik III: programmatisch, Sprache-Kultur-Grammatik
1. Wenn die Ethnolinguistik I die Relation "Sprache-Kultur-Denken“ betont, betont die Ethnolinguistik II die Relation "Symbolismus-Realität-Kognition“, da sich die Ethnolinguistik I vorwiegend mit der Natur der Sprache und daher mit Kern der aktuellen Sozio- und Ethnolinguistik: die Sprachrelativitätstheorie oder Sapir-Whorf-Hypothese, beschäftigt, während die Ethnolinguistik II die Problematik der Sprachuniversalien analysieren muss: der Ausgangspunt dieser Vorlesung ist daher die Definition der Sprache als "Wirklichkeit oder Aktualität der Kultur und also als unmittelbare Realität des Denkens“.
D.h., obwohl das Grundproblem dieser Disziplin gerade das Sprachrelativitätsprinzip ist, entsteht notwendigerweise aus diesem die Betrachtung der möglichen Universalität der Sprachstrukturen, womit die Beziehung der Ethnolinguistik nicht nur mit der allgemeinen und angewandten Sprachwissenschaft bzw. der Sozial- und Kulturanthropologie (Ethnologie, Volkskunde: vgl. Natur des Mythos, der Legenden…), mit den anderen Anthropologischen Wissenschaften (Humangeographie, Paläoanthropologie, Vorgeschichte…), der Philologie und der Philosophie hervorgehoben werden, sondern auch mit der Neuro-, Patho- und Psycholinguistik, der Grammatiktheorie, und sogar mit der Kybernetik (vgl. "artifizielle Sprache“ versus Weltansicht).
Die Determination des Objekts dieser Disziplin muss also nicht nur das Verstehen der "symbolischen Formen“ (wie Sprache, Mythos, Kunst, Philosophie oder Wissenschaft) ermöglichen, sondern auch auf die Relevanz der Ethnolinguistik hinweisen, weil sie sowohl das geschichtlich kulturelle Wesen als auch den formale Matrix-Apparat der Sprache, und folglich das Funktionieren derselben, erklärt.
2. Die empirische Materialien dieser Disziplin sind vor allem Mythen, die wir selbst im steppenartigen mittleren Großen Chaco (NW-Argentinien, Süd-Süd-Südamerika, sowie auch in SO-Paraguay, Nord-Chaco) während Feldforschungen gesammelt, transkribiert, analysiert, übersetzt, usw. haben, bes. jene des Urvolkes der Matako- oder Wichi-Indianer (aber ebenso jene der Chulupí), schriftlose, soz. primitive, nomadenhafte schamanistische Sammler, Fischer und Jäger.
Ein Mythos ist ein Text, der die empirische, wahre Erfahrung und Gestaltung der heutigen Realität (Habitat, Raum- und Temporalität, Entstehung der Geographischen- und Menschenwelt) einer Urgesellschaft darstellt und also erklärt.
Eine ähnliche Rolle spielen die Erzählungen, Lieder, usw. der Folkgemeinschaften bzw. die Philosophie und die Wissenschaft der modernen Nationen.
3. Die Beschreibung der Sprache (Phonologie, Grammatik, Syntax), die diese Texte formalisieren , sowie auch die Methodologie der Natur- und Kulturwissenschaften bzw. der Feldforschungen, werden aber während der Vorlesungen nicht direkt betrachten, sondern fachlich erwähnt.

Prüfungsstoff

Es gibt dreizehn Vorlesungen und die letzte wird der Schlussarbeit gewidmet, obwohl diese früher gestaltet werden kann.
Email-Skripten:
In jeder Vorlesung wird ein vor wenigstens eine Woche vorgeschlagenes Thema analysiert, immer mit Hilfe von schon gerade im Voraus zur Verfügung gestellten Materialien: Skripten, Texte, Internetinformationen oder Internetdokumente (z.B. Spielfilmeempfehlungen), und bes. "Email-Skripten“: es werden etwa drei Email-Skripten pro Woche gesendet.
Somit werden die Studierenden über die Strukturierung, den Inhalt und die Entwicklung der Vorlesungen systematisch informiert.

Literatur

Eine ausführliche Bibliographie wird bes. in den Texten, Skripten und "Email-Skripten“ angezeigt und kommentiert
Aber man kann schon konsultieren:
K.-G. LETTNER. 1. bis 13. Email-Skript, WS 2010/11, Einführung in die Ethnolinguistik (Sprache, Kultur, Denken)
Die VO-Thematik-Ganzheit und die entsprechende Literatur werden in diesen etwa 35 Abhandlungen ausführlich analysiert und angegeben
Id. Üb. die Sapir-Whorf-Hypothese und die ontologische Region des Kulturellen: Sprache und Denken, Habitat und Symbolismus, Wien 2009, auch auf Franz.,Ms.
Opposition Sprachbau- u. Sprachaufbaukategorien, Klangumwelt, Determination der Sprache durch das Denken, Urvölkerdenkkategorien, Validität der logischen Kategorien Aristoteles’, Kants...
Id. Neurocognitive Literatur Digest - Lecture downloads. Hg. M. Berger, Einführung in die Ethnolinguistik, 2010
http://www.univie.ac.at/mcogneu/lit/download.html
Diese Werke stelle ich zur Verfügung
karl-georg.lettner@univie.ac.at
P. GORDON. Numerical Cognition Without Words, Evidence from Amazonia, Science, 306, 15.10.2004
www.sciencemag.org, p.gordon@tc.columbia.edu; www.scienc.orf.at/science/news/122.177
Diese Arbeit hat das Sprachrelativitäts-Problem und also jenes der Sprachuniversalien wieder erweckt, und eine immer dauernde weltweit Diskussion ausgelöst
M..HENK, Gixai kaxaxái: Pirahã, keine Nebensätze? Geo 1, 01/2010
www.geo.de/piraha, http://Ilc.illinoisstate.edu/dlevere/docs/piraha.pdf.
Empf.
G.-G. GRANGER, Langages et épistémologie, 1. Ausg. Paris 1979
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E.CASSIRER. Philosophie der symbolischen Formen, I Die Sprache, II Das mythische Denken, III Phänomenologie der Erkenntnis, Hamburg 2001-02
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Auch
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K.BÜHLER. Die Axiomatik der Sprachwissenschaften, Frankfurt/M 1976
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D.LEWIS-WILLIAMS. The Mind in the Cave, Consciousness and The Origen of Art, London 2004
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G.MOUNIN. Schlüssel zur Linguistik, Hamburg 1978
W.PENFIELD. The Mystery of the Mind, A Critical Study of Consciousness and the Human Brain, Princeton 1975.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Codes Diplomstudium: 210, 528, 628

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:35