Universität Wien

160167 VO+UE Genie und "künstlerischer Schlachtheld" (2012W)

Konzeptionen und Imaginationen des Komponisten in der bürgerlichen Musikkultur des 19. Jahrhunderts

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die Blocklehrveranstaltung findet in der Allerheiligen-Woche (KW 44) statt.

Blocktermine:

- MO 29.10.2012 08.00-12.30, Ort: Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5;

- DI 30.10.2012 08.00-11.00, Ort: Elise Richter-Saal Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 1;

- DI 30.10.2012 16.00-20.00, Ort: HS. 1 d. Inst. f. Musikwissenschaft UniCampus Hof 9 3G-EG-09;

- MI 31.10.2012 15.00-21.00, Ort: Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre;

- SA 03.11.2012 10:00-18:00 Uhr, Ort: HS. 1 d. Inst. f. Musikwissenschaft UniCampus Hof 9 3G-EG-09

Achtung, die LV findet tlw. im Hauptgebäude d. Universität Wien statt (Universitätsring 1)!

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Beschreibung der Lehrveranstaltung:

Mit der Etablierung der bürgerlichen Musikkultur beginnt gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein tiefgreifender Wandel des Komponisten-Bildes: Der "Tonschöpfer" emanzipiert sich von dem mit zahlreichen musikbezogenen Tätigkeiten versehenen Berufsbild des Kapellmeisters, dem bis dato höchsten Amt, zugleich verlangt der sich verstärkt nach ökonomischen Gesichtspunkten geregelte Musikmarkt eine Figur, die ebenso schlüssig wie empathisch mit dem Werk verknüpft werden kann. Mit dieser Entwicklung geht zeitgleich eine Veränderung des Genie-Begriffs einher, befördert durch Literatur und Philosophie des Sturm und Drang. Hier steht nunmehr ein Genie-Begriff zur Verfügung, der mit der Idee des unabhängigen Schöpfertums und des voraussetzungslosen Schaffens für das neue Komponisten-Bild hochattraktiv ist und dessen Auratisierung maßgeblich befördert. Zugleich war im Einklang mit der Geschlechtervorstellung des Bürgertums das Genie ausschließlich männlich konnotiert. Die anhand der heteronormen Geschlechtervorstellung etablierte Dichotomisierung (männlich weiblich, Kultur Natur, Produktion Reproduktion) erhielt auf diese Weise besonders nachhaltig Einzug in die Musikkultur.
Ludwig van Beethoven gehört zu den frühesten Komponisten, die diesen Wandel des Komponisten-Bildes erlebten und mitgestalteten. Bereits zu Lebzeiten, dann aber vor allem nach seinem Tod wurde anhand seiner Kompositionen wie anhand seiner Person Fragen des Genie-Begriffs und des Heroismus verhandelt. Hans Georg Nägeli etwa titulierte Beethoven als "künstlerischen Schlachtheld", der für eine neue Musikästhetik "kämpfe". Durch die Auratisierung des Komponisten zum Helden und/oder Genie und aufgrund der zeitgleich sich verändernden Anforderungen einer Musikkultur, die in der Bewahrung von Werken einen Prozess der Kanonisierung in Gang setzte, entstand ein dichtes Geflecht musikkultureller Phänomene (Konzertveranstaltungen, Verlage, Zeitschriften, Gesamtausgaben, Gedenkkulturen, Biographien, Etablierung des Fachs Musikwissenschaft), das die bürgerliche Musikkultur des 19. Jahrhunderts bis in die Moderne prägte.
Die Lehrveranstaltung gibt zunächst einen Überblick über die Voraussetzungen dieses Prozesses und geht dann anhand von einzelnen Beispielen folgenden Themenschwerpunkten nach: Genie-Diskurs um 1800, die Etablierung des Werkbegriffs und dessen Folgen, Kanonisierungsprozess und bürgerliche Musikkultur, Heroismus-Diskurs in der Geschichtsphilosophie und der Musik nach 1800, Geschlechterdebatte um und nach 1800 und ihr Einfluss auf die Musikkultur. Lernziel wird sein, dass die Studierenden neben der übergreifenden Kenntnis über die genannten Prozesse vertiefte Kenntnisse zu einem ausgewählten Themenschwerpunkt erlangen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Art des Zeugniserwerbs:
Portfolio (mehrere mündliche und schriftliche Aufgaben)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Didaktik:
Lehrveranstaltungsform: Vorlesung und Übung (BA und MA), Blockveranstaltung

Literatur

Literatur:
Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie rechtzeitig zum Seminar einen Reader.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

B03 (Musik nach ca. 1600), B10, B16, B18, B19; M01, M02, M03, M04, M05, M07, M13, M15, M16; § 10 (1, 8), § 12 (1, 8)

Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:52