Universität Wien

160306 PS Literaturtheorie (PS): Theorien des Romans/Romane der Theorie: ein Überblick (2010S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 08.03. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 15.03. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 22.03. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 12.04. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 19.04. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 26.04. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 03.05. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 10.05. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 17.05. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 31.05. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 07.06. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 14.06. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 21.06. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG
  • Montag 28.06. 13:00 - 15:00 Hörsaal Berggasse 11 EG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Theorie steht im Verruf, sie sei grau, trocken, langweilig und unansehnlich.

Der Roman steht in der Pflicht, unterhaltsam zu sein: spannend, lebensnah, mitreißend, anschaulich.

Der Roman der Theorie steht vor dem Problem, das Unansehnliche mit dem Anschaulichen zu verbinden: in der Reflexion will er über die Narration hinausgehen.

Die Wendung, in der Reflexion über die Narration hinauszugehen, schließt zwei poetologische Anstrengungen kurz: das theoretische Nachdenken über das Erzählen und die theoretische Über-Legung, die nicht mehr erzählt, weil sie das Erzählen hinter sich gelassen hat zugunsten eines essayistischen, philosophischen, soziologischen oder - wenn man so will - wissenschaftlichen Diskurses.

Die Frage nach der theoretischen Über-Windung des Romans kehrt im Zentrum jeder modernen Romantheorie wieder: wer nach der Verwendungsmöglichkeit eines Gegenstandes fragt, fragt nach den Grenzen seiner Form.

Die Form des Romans definiert sich paradoxal durch die Unbegrenzbarkeit der möglichen Ausformungen: ein Roman kann - theoretisch - alles in sich aufnehmen; er tendiert zur literarischen Metagattung; er beult sich aus zum integralen Kunstwerk und usurpiert, im Namen der allgemeinen Sprache, Universalität.

Das Seminar will die Tradition der Romantheorie mit drei komplexen Fragestellungen konfrontieren:

a) wie positionieren sich die bedeutendsten Theorien des Romans zu seiner theoretischen Offenheit, und wie analysieren sie diese paradoxale Aufgabe, in der Erzählung über das Erzählen zu reflektieren (gerade im Sinne einer Aufhebung des Romans)?

b) wie manifestieren sich in den bedeutendsten Romanen die theoretischen Reflexionen über den Roman, und welche Möglichkeiten wurden von ihnen gefunden, sie narrativ zu integrieren (wie ist das Theoretische in der Erzählung aufgehoben, wie das Romanhafte in der Theorie)?

c) wenn der Roman, nach einem Diktum Schellings, "ein Spiegel der Welt, des Zeitalters wenigstens", sein soll, so bleibt zu klären und zu erklären, dass und wie diese Welt-Wi(e)derspiegelung, die im Roman ihre Statt findet (und stattfindet), schon von Grund auf, als sprachlich gebrochene Weltanschauung, ein theoretisches Gebilde ist (denn Reflexion bedeutet nichts anderes als "spiegelbildliche Brechung" und Theorie "Anschauung", Schau der Ideen und Dinge); kurz gesagt: Was heißt und was verheißt Theorie? Wie sieht und problematisiert der Roman als Form das grundsätzliche Verhältnis von Theorie und Praxis, wie beschreibt er - um es mit Canetti zu formulieren - den donquijotesken Zusammenstoß von Kopf und Welt, von Sprache und Wirklichkeit?

Der Überblick, den die Lehrveranstaltung anvisiert, betrifft deshalb nicht nur ein gewisses Feld romantheoretischer Texte (von den Frühromantikern über Hegel, Lukács und Adorno bis zu Roland Barthes), sondern auch eine Reihe von Romanen, welche die Position des theoretischen Über-Blicks in sich integriert und damit wiederum literarisch gebrochen haben. Beispiele:

Cervantes' "Don Quijote", Sternes "Tristram Shandy", Schlegels "Lucinde", Melvilles "Moby Dick", Flauberts "Bouvard und Pécuchet", Nietzsches "Also sprach Zarathustra", Prousts "Recherche", Musils "Mann ohne Eigenschaften", Gides "Die Falschmünzer", Manns "Zauberberg" und "Doktor Faustus", Canettis "Die Blendung", Nabokovs "Pale Fire", Ecos "Der Name der Rose", Pynchons "Die Enden der Parabel", Cortázars "Rayuela" und "Reise um den Tag in 80 Welten", Sebalds "Die Ringe des Saturn" ...

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Diplomstudium: VL 113; BA M3

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36