170052 VU Exotismus. Andere Welten in der Moderne (2012W)

Exotismus, die Faszination und Inszenierung von Fremdheit hat, historisch betrachtet, zahllose Facetten. Orientalismus, Weltausstellungen, ethnographische Sammlungen, Werbung, Reisebeschreibungen, Kolonialromantik in Literatur und Photographie erlebten im 19. Jahrhundert einen Boom. Sie sind Ausdrucksformen der verflochtenen Geschichten kolonialer Eroberung und der Entwicklung europäischer Konsumgesellschaften. Von der ambivalenten Faszination für das Fremde leben der europäische Roman ebenso wie Dichtung, Film und Kunst der Moderne. Die beständige Auseinandersetzung mit 'anderen Welten' bildete eine Grundlage für das westliche Selbstverständnis von Modernität und dessen Kontinuität bis in die Gegenwart. Utopien von Fortschritt und Entdeckung, Rassismus, gelebter Exotismus, Exzentrik, transkulturelle Verflechtungen, aber auch antimoderne Reformbewegungen und Sozialutopien gehören zu den widersprüchlichen Vorstellungswelten der europäischen Moderne.