Universität Wien

170073 UE Italienisches Gegenwartstheater - Entwicklung, Stilperioden, Förderwesen (2011S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Italienischkenntnisse erwünscht

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 11.03. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 18.03. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 25.03. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 01.04. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 08.04. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 15.04. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 06.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 13.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 20.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 27.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 03.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 10.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 17.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Freitag 24.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das italienische Theater des 20. bzw. des beginnenden 21. Jahrhunderts bleibt in der deutschsprachigen Theaterwissenschaft bis dato beinahe unbehandelt (Ausnahmen bilden Abhandlungen von Wissenschafterinnen wie Helga Finter, Brigitte Fürle, Sabine Hamann und Gabriele Pfeiffer) - ganz im Gegensatz zur Literaturwissenschaft, in der man sich mit Dramatiker/innen wie Dario Fo und Luigi Pirandello sehr wohl auseinandersetzt. Dabei zeigt gerade Dario Fo, dass ein literaturwissenschaftlicher Zugang zur Auseinandersetzung mit selbigem Oeuvre nicht ausreicht, bzw. dass "Fos politische Ansätze [...] ohne den systematischen Bezug Zuschauer-Wirkung und die damit verbundenen theatralischen Techniken unwirksam" (Otto, Enrico 2008, S. 289) wären.
Im europäischen Kontext einzigartig ist die Tatsache, dass das teatro italiano seit jeher auf dem Prinzip der Tournee basiert. Das erste fixe Sprechtheaterhaus Italiens, das Piccolo Teatro, wurde erst 1947 nach langen politischen Machtkämpfen von Giorgio Strehler und Co gegründet und weist auf mehreren Ebenen auf bemerkenswerte Partikularitäten hin. In ästhetischer Hinsicht bedeutete dieses Theater den Einzug des Regietheaters in Italien, bzw. die Entstehung eines auf strengen hegemonialen Strukturen basierenden Theaters. Gesellschaftspolitisch hingegen steht das Piccolo Teatro als erstes teatro stabile für ein teatro per tutti, ein für jedermann/frau leistbares Theater, das sich nicht nur klassischen Stoffen verschreibt, sondern vor allem auch zeitgenössische nichtitalienische Texte zur Aufführung bringt. Anfang der 1960er Jahre jedoch wird die mit der Entstehung der teatri stabili einhergegangene Institutionalisierung des Theaters als Erstarrung des Systems wahrgenommen. Es kommt zu einer Krise aufseiten der Akteur/innen, die mit vehementen Forderungen nach einem teatro nuovo, einem neuen, experimentellen, autonomen Theater, verbunden sind. Diese Protestbewegung und Einflüsse wie das Living Theatre und die Theaterarbeit Jerzy Grotowskys sowie Eugenio Barbas bildeten die Basis für die ersten italienischen Avantgardebewegungen der 1960er Jahre, die mit Namen wie Carmelo Bene, Leo de Bernardis und Carlo Quartucci in Verbindung gebracht werden können.
Während die freie italienische Theaterszene in den 1970er und 1980er Jahren weiterhin blühte und mit der Einführung des Kulturtopfes (des sogenannten Fondo unico per lo spettacolo, kurz FUS) auch hinreichend gefördert wurde, wird es ab den 1990er Jahren immer mehr in den Hintergrund gedrängt bzw. aufgrund fehlender Subventionen regelrecht verhindert. Unter den Regierungen Silvio Berlusconis gab und gibt es in den letzten Jahren derart wenig Geld für das freie, und also naturgemäß kritische und anprangernde italienische Theater, dass nur mehr wenige Performer/innen übrig bleiben, die es sich leisten wollen, weiterhin Kunst im Zeichen contro lo Stato zu machen. Gerade diese Akteur/innen jedoch sollte es gelten, genauer zu studieren, benutzen sie doch das Instrument Theater in seinem ursprünglichen Sinne, jenem entlarvenden, anprangernden, politischen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Aktive und regelmäßige Teilnahme an der LV
- Gruppenreferat oder Abschlussarbeit bzw. Möglichkeit eines alternativen Scheinerwerbs

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Angedacht ist eine Auseinandersetzung mit folgenden Fragestellungen:
- Wie hat sich das Sprechtheater seit 1945 in Italien entwickelt und in welchem Verhältnis steht diese Entwicklung zu jener des resteuropäischen Theaters?
- Wie kann der Begriff "Regietheater" in einem an Traditionen und Konventionen hängenden Italien gefasst werden?
- Welche Avantgardebewegungen entstehen ab den späten 196oer Jahren? Welche Stilperioden können ausgemacht werden?
- Welche Gruppen bestimmen die italienische Theaterlandschaft am Ende des 20. Jahrhunderts und zu Beginn des 21. Jahrhunderts?
- Wie ist es um das Subventionssystem in Italien bestellt? Welche Wechselwirkungen können in Zusammenhang mit diversen Regierungskonstellationen beobachtet werden? Was bedeutet Silvio Berlusconi für die Situation der freien teatri di ricerca?

Prüfungsstoff

- Einführung in die (Förder)situation des italienischen Gegenwartstheaters sowie Sichtung des vorhandenen Materials
- Vereinbarung zur Erarbeitung ausgewählter Themenbereiche in Kleingruppen
- Präsentation der Gruppenarbeiten in Form von Referaten
- Abschließendes Round-Table-Gespräch

Literatur

Eine Literaturliste wird für TeilnehmerInnen auf der Lernplattform Moodle zu finden sein.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36